Lohnen sich 2018 Schwellenländerinvestments?

12.12.2017

Glen Finegan / Foto: © Janus Henderson Investors

Für Glen Finegan, Head of Global Emerging Market (EM) Equities bei Janus Henderson Investors, bleibt es 2018 so wichtig wie eh und je, keine Kompromisse bei der Qualität einzugehen, eine langfristige Perspektive einzunehmen und an einer strikten Bewertungsdisziplin festzuhalten.

Frage: Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen?

Finegan: Dieses Jahr hat unsere Einschätzung bestätigt, dass man sich bei Anlagen in Schwellenländern der Risiken sehr genau bewusst sein muss und sich dabei nicht an einem Index orientieren sollte. Besser beraten sind Anleger nach unserer Einschätzung mit einem selektiven langfristigen Anlageansatz, mit dem sie kontinuierlich die Risiken für absolute und nicht für relative Kapitalverluste im Auge behalten. Weil diese Analgeklasse mit höheren Risiken behaftet ist, ist ein tiefes Verständnis der fundamentalen Trends eines Unternehmens besser geeignet, dessen Wert zu bestimmen, als auf wenig verlässliche Vorhersagen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu bauen. Gemäß diesem Ansatz halten wir es für zielführend, niedrig bewertete Unternehmen minderer Qualität und überbewertete Wachstumsfirmen zu meiden.

Frage: Was sind die zentralen Treiber für Anlagen in Schwellenländern und wie wirken sie sich vermutlich auf die Positionierung Ihres Portfolios aus?

Finegan: Die längerfristigen Anlagemöglichkeiten in einigen Schwellenländern sind erheblich und hinlänglich bekannt. Günstige demografische Trends wie das Bevölkerungswachstum und das Aufkommen einer Mittelschicht fachen die Nachfrage nach einer Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an, die für Menschen in den Industrieländern selbstverständlich geworden sind.

Immer mehr Unternehmen – gute und weniger gute –, die den Großteil ihres Umsatzes in Schwellenländern generieren, profitieren vom Nachholbedarf der Menschen in diesen Ländern. Angesichts der oft mangelnden Rechtsstaatlichkeit und vielen unerwünschten Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft ist es unseres Erachtens entscheidend, in Unternehmen mit Mehrheitsaktionären und Entscheidern zu investieren, die sich seit Jahren durch Integrität auszeichnen und Minderheitsaktionäre fair behandeln.

Frage: Wo sehen Sie in Ihrer Anlageklasse derzeit die größten Risiken und die attraktivsten Anlagechancen?

Finegan: Für Anleger können Schwellenländer ein riskantes Terrain sein. Unausgereifte Rechts- und politische Systeme bedeuten häufig unzureichenden Schutz für Minderheitsaktionäre und können starke Konjunkturschwankungen zur Folge haben. Eine selektive Anlagestrategie halten wir daher für den Schlüssel zum Erfolg.

Glücklicherweise sind in einigen aufstrebenden Ländern Qualitätsunternehmen zu angemessenen Preisen zu haben. In Indien findet man abseits der teuren Konsumbranchen durchaus interessante Aktien. Daneben gibt es insbesondere in Brasilien, Chile und Südafrika Firmen, die sehr unter den gesunkenen Rohstoffpreisen und der schwächeren Konjunktur gelitten haben. Hieraus resultierten schwächere Währungen und attraktivere Bewertungen, aber auch die Aussicht, dass sich die staatlichen Führungsstrukturen verbessern.

In China sind wir zwar nur begrenzt direkt investiert, bevorzugen aber einige taiwanesische Unternehmen, insbesondere aus dem Konsumsektor, die stark in China aktiv sind. Dabei handelt es sich um private und nicht um staatliche Unternehmen mit solider Finanzlage, deren Interessen weitgehend mit denen ihrer Minderheitsaktionäre übereinstimmen.

Zugleich wächst die Begeisterung für Schwellenländeraktien unaufhörlich und spiegelt sich in starken Kapitalzuflüssen in die Anlageklasse und in steigenden Kursen wider. Auf lange Sicht sind wir vom Potenzial der Schwellenländer überzeugt. Wir glauben jedoch, dass es 2018 so wichtig ist wie eh und je, keine Kompromisse bei der Qualität einzugehen, eine langfristige Perspektive einzunehmen und an unserer strikten Bewertungsdisziplin festzuhalten.