Langes Leben erfordert andere Anlagestrategie

19.04.2018

Viele vermögende deutsche Privatanleger gehen davon aus, ihren 100. Geburtstag zu erleben / Foto: © luckybusiness - stock.adobe.com

Besonders in Deutschland sind vermögende Privatanleger optimistisch, sehr lange zu leben. Damit wächst auch die Angst vor finanziellen Einbußen und gesundheitlichen Problemen. Trotzdem zeigen sich die Vermögenden ausgabefreudig – vor allem innerhalb der eigenen Familie.

Weltweit erleben nur zwei von 10.000 Menschen ihren 100. Geburtstag. Diese geringe Wahrscheinlichkeit hält vermögende deutsche Anleger jedoch nicht davon ab, sich auf dieses Ereignis vorzubereiten, wie aus der Studie „Der Club der Hundertjährigen“ der UBS hervorgeht. Dazu wurden über 5.000 Anleger mit einem investierbaren Vermögen von mindestens einer Mio. Dollar befragt, davon mehr als 400 Deutsche.

Deutschland glauben an langes Leben

76 % gehen davon aus, ihren 100. Geburtstag zu erleben. Damit sind die deutschen Befragten wesentlich optimistischer als die internationalen Befragten, wo „nur“ 52 % von einem dreistelligen Lebensalter ausgehen.

Dass ein langes Leben nicht nur Vorteile hat, ist den Anlegern ebenfalls bewusst: So werden steigende Gesundheitskosten und ein möglicherweise geminderter Lebensstandard mit Sorge betrachtet. Um auf diese eventuellen Probleme vorbereitet zu sein, gaben 18 % der befragten deutschen Anleger an, ihre Ausgabengewohnheiten zu ändern. Die bevorzugte Strategie ist dabei, verstärkt in langfristige Anlagen wie in Aktien oder Immobilien zu investieren.

Die befragten Anleger wollen zum Teil selbst vom demografischen Wandel profitieren, weshalb Investitionen in das Gesundheitswesen im Trend sind. „Wohlhabende Anleger interessieren sich zunehmend für nachhaltige Investments im Gesundheitssektor, also langfristige Investitionen in Bereiche wie Medizingeräte, Arzneimittel oder Biotechnologie“, kommentiert Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege Deutschland, UBS Global Wealth Management. „Dabei stehen nicht nur Renditen im Vordergrund, sondern vor allem soziale Ziele – in dem Fall die Aussicht, der Gesellschaft eine gesteigerte gesundheitliche Versorgung zu garantieren.“ Den vermögenden deutschen Privatanlegern ist aber nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die Gesundheit der weniger Vermögenden in der Gesellschaft wichtig. So empfinden es 73 % der Befragten als Pflicht, sich für die Gesundheit der weniger vermögenden Bevölkerung einzusetzen. Zudem ist jeder zweite Wohlhabende sogar bereit, mehr Steuern zu zahlen, wenn diese dem Gesundheitssystem zugutekommt. Besonders Frauen und Jüngere teilen diese Ansicht.

Gesundheit ist der größte Reichtum

Die deutschen Anleger sind sich dahingehend einig, dass ihnen ihr Reichtum nichts bringt, wenn sie nicht gesund sind. So gaben 91 % von ihnen an, dass ihnen Gesundheit wichtiger ist als Reichtum. 88 % der Befragten sind mit ihrer Gesundheit zufrieden. Um diesen Zustand zu erhalten, nehmen sie auch erhebliche Kosten in Kauf. Interessant: Im Schnitt würden deutsche Wohlhabende auf ein Drittel ihres Vermögens verzichten, um zusätzliche zehn gesunde Lebensjahre zu erhalten. Die Aussicht auf 100 Lebensjahre hat unter Anlegern auch einen Einfluss auf ihre Einstellung zur Arbeit: Während rund drei Viertel der Befragten überzeugt sind, dass Arbeiten über das Renteneintrittsalter hinaus gut für die Gesundheit ist, bemühen sich viele Anleger bewusst um positive Veränderungen in ihrer Work-Life-Balance, etwa den Verzicht auf Wochenendarbeit oder ständige Erreichbarkeit.

Lieber mit warmen als mit kalten Händen geben

Den meisten Anlegern fällt es schwer, ihre Geldanlagen mehr als zehn Jahre im Voraus zu planen. Dennoch wollen zwei Drittel einen großen Teil ihres Vermögen noch zu Lebzeiten weitergeben, wobei hier häufig eine Generation übersprungen wird: So wollen 45 % der Befragten mehr an ihre Enkel als an ihre Kinder geben. Hauptmotivation ist dabei, die jungen Familienmitglieder in der Phase des Erwachsenwerdens zu unterstützen. Von der veränderten Nachlassplanung profitieren auch gemeinnützige Organisationen. So wollen 41 % der Befragten einen größeren Teil ihres Vermögens für einen guten Zweck abgeben.

„Auch wenn das Lebensalter steigt, setzen sich Anleger heute immer früher mit ihrer Nachlassplanung auseinander“, so Maximilian Kunkel. „Das ist eine positive Entwicklung, denn mit guter Beratung lassen sich viele juristische und steuerliche Fallstricke vermeiden.“ (ahu)

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