Kursanstiege werden 2018 weitergehen

18.12.2017

Till Budelmann / Foto: © Berenberg

„2018 sollte der US-Aktienmarkt seinen Weg zu neuen Rekordständen erst einmal fortsetzen", meint Till Budelmann, Fondsmanager des Berenberg Systematic Approach – US STOCKPICKER Fund und Mitglied des Investment Komitees von Berenberg. Sowohl makro- und mikroökonomische Daten als auch die technische Lage und die Stimmung schaffen hierfür gute Voraussetzungen. Allerdings ist Budelmann wachsamer als 2017 und hat vor allem zwei Faktoren genau im Blick: die Entwicklung der Unternehmensgewinne und einen möglichen Stimmungsumschwung in Euphorie.

Nach einem Stillstand in den Jahren 2015 und 2016 sind in diesem Jahr die Unternehmensgewinne in den USA wieder gestiegen – und zwar deutlich. Ein Zuwachs von 11,8 Prozent wird für die Unternehmen im Aktienindex S&P 500 erwartet. „Nicht Notenbankliquidität und auch nicht die Politik Donald Trumps, sondern das Gewinnwachstum war 2017 der wesentliche Treiber für den Kursanstieg in den USA. Das dürfte sich 2018 fortsetzen", meint Till Budelmann. Der Markt rechnet auch für 2018 mit einem soliden Gewinnwachstum, die Berenberg-Prognosen liegen bei acht bis zehn Prozent. Allerdings ist Budelmann nicht mehr ganz so sorglos für 2018, wie er es noch für 2017 war. „Wir fahren auf Sicht und haben die Entwicklung der Unternehmensgewinne genau im Blick", so der Fondsmanager.

Steuerreform verleiht Wirtschaft weiteren Schub

Die fundamentalen Daten sprechen jedoch zunächst für ein weiteres gutes Aktienjahr. Die Wirtschaft entwickelt sich sehr erfreulich und Berenberg schätzt die Lage sogar noch deutlich positiver ein als der Konsens. „Wir erwarten ein Wachstum von 2,9 Prozent für 2018 und 2,7 Prozent für 2019 und liegen damit 0,4 und 0,6 Prozentpunkte über den Markterwartungen", sagt Budelmann. Die ohnehin gute wirtschaftliche Lage dürfte durch die Steuerreform zusätzlichen Schwung erhalten. Der Fondsmanager rechnet damit, dass die Investitionen anspringen, aber auch der Konsum anzieht, da nicht nur Erleichterungen für Unternehmen, sondern auch für die persönlichen Steuersätze geplant sind. Die Löhne sollten etwas steigen, ebenso die Inflation, und die Arbeitslosigkeit dürfte weiter sinken . In der Konsequenz rechnet Budelmann mit vier Zinserhöhungen durch die US-Notenbank für 2018. In den steigenden Zinsen sieht er allerdings keine Gefahr für den Aktienmarkt: „Das Zinsniveau ist immer noch sehr niedrig. Die Erhöhungen dürften als ein Zeichen der Stärke und der Normalisierung gewertet werden."

Die größten Nutznießer der Steuerreform sollten die Unternehmen sein, die eine hohe effektive Steuerrate haben und einen verhältnismäßig hohen Anteil ihrer Umsätze in den USA generieren. Dazu zählen beispielsweise Energie und Telekommunikation. In diesen Sektoren liegt der effektive Steuersatz bei 35 respektive 33 Prozent. Der Telekom-Sektor erzielt 96 Prozent seiner Umsätze in den USA. Anders sieht es beispielsweise im Technologie-Bereich aus. Der IT-Sektor des S&P 500 macht nur 41 Prozent der Umsätze daheim, und der effektive Steuersatz liegt bei gerade einmal 24 Prozent. Budelmann weist jedoch darauf hin, dass ein geringerer Vorteil bei der Steuerreform sich nicht in einer schlechteren Kursentwicklung niederschlagen muss.

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