Kuhstall 4.0 und Alm 2.0

11.11.2016

Die Digitalisierung macht vor keiner Kuh halt © db media Dietmar Braun

Die Digitalisierung hält Einzug auf den Bauernhöfen – zum Wohl der Tiere. Melk- und Futterroboter, Sensorik und Drohnen werden künftig Landwirte unterstützen, und die Massentierhaltungs-Betriebe.

Im Kuhstall 4.0 werden etwa umfangreiche Daten zu Gewicht, Melkzeiten und Milchmengen der Tiere erfasst. So kann der Bauer heutzutage bereits mit einem Blick auf das Smartphone sehen, ob mit seiner Herde alles in Ordnung ist, Krankheiten werden schneller erkannt und effektiver behandelt.

Das schätzen auch die Landwirte und Lohnunternehmer: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) sagt, dass digitale Anwendungen in der Landwirtschaft das steigern.

Das zeigt eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, unterstützt vom Deutschen Bauernverband (DBV), unter 521 Landwirten und Lohnunternehmern.

„Digitalisierung macht es dem Landwirt leichter, dem Wohl der Tiere präzise, auf die Situation bezogen und tierindividuell Rechnung zu tragen. Ein Beispiel sind Frühwarnsysteme, die einen Alarm aufs Smartphone des Viehbauern senden, wenn die Vitaldaten eines Tiers auffällig sind. Eine regelmäßige Auswertung der Daten, die Roboter und Sensoren liefern, ist für ein gutes Farm-Management heutzutage unverzichtbar“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder zum heutigen Auftakt der Messe „Euro Tier“ Hannover.

Mit einer digital gestützten und auf das einzelne Tier abgestimmten Fütterung versorgt heute schon jeder zweite Vieh-Wirt (51 Prozent) seine Tiere. Fütterungsautomaten sichern eine alters- und leistungsoptimierte Ernährung des einzelnen Nutztieres und alarmieren den Landwirt, wenn es bei der Fütterung Probleme gibt. So werden zum Beispiel kranke Tiere, die zu wenig fressen, sofort erkannt. Tierspezifische Daten, etwa zur Bewegung, zum Fressverhalten oder zur Aktivität, können mittlerweile mit einer Vielzahl von Sensoren erfasst werden: Diese nutzen 25 Prozent aller Tierwirte, weitere 11 Prozent planen den Einsatz.

„Speziell in den großen Viehbetrieben und dem komplexen Agrargeschäft von heute wird es immer wichtiger, dass der Bauer sich nicht mehr allein auf seine Erfahrung verlassen muss. Und ein gesteigertes Wohl der Tiere kommt letztlich auch den Verbrauchern in Form eines besseren landwirtschaftlichen Produkts zugute“, so Rohleder.

Dank des zunehmenden Einsatzes von digitalen Landwirtschafts-Technologien lasse sich die Viehwirtschaft heute auch immer verantwortungsvoller und transparenter gestalten.

Roboter sind bei acht Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe im Einsatz, vor allem in der Tierhaltung: 12 Prozent setzen auf die Robotertechnik, mit der zum Beispiel der Stall gesäubert oder das Melken tiergerechter durchgeführt werden kann.

„Robotik ist auch ein Beispiel dafür, wie die Digitalisierung etwa im Fall der Melkroboter einen großen Teil der körperlichen Arbeit übernimmt. Sie bietet den Landwirten ganz neue Flexibilität in ihrer Arbeits- und auch in der Freizeitgestaltung“, so Rohleder.

Drohnen werden erst von vier Prozent der Landwirte und Lohnunternehmer eingesetzt. Mit ihnen können beispielsweise Wiesen vor der Grasernte überflogen werden, um Wildtiere im Feld ausfindig zu machen. Es können etwa Rehkitze aus dem Gefahrenbereich entfernt werden, so dass sie der Mähdrescher nicht erfasst. Knapp jeder zweite Landwirt oder Lohnunternehmer (45 Prozent) erwartet den Durchbruch für die fliegenden Agrarhelfer bis 2030. Die unbenannten Luftfahrzeuge könnten dann zum Beispiel auch helfen, Rinder und Schafherden zu überwachen und zu hüten. Weitere

Ergebnisse aus der Befragung zum Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft sind hier im Internet verfügbar.

Fazit: Die Technik verändert die Landwirtschaft, gegen Klimaschäden und Ernteausfall helfen die landwirtschaftlichen Versicherer. Einige Versicherungsmakler haben sich auf den Bedarf der Landwirte spezialisiert, auch Themen wie Produkthaftung haben die Landwirtschaft erreicht, nicht erst seit dem Auftreten von Vogelgrippe oder möglichen Verunreinigungen in Käseprodukten. (db)