Konsumklima: Einkommenserwartung mit Höchstwert

03.07.2016

Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für Deutschland für Juni 2016: Im Gegensatz zum Wetter zeigt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher im Frühsommer 2016 von ihrer sonnigen Seite.

(fw/rm) Für Juli prognostiziert der Konsumklima-Gesamtindikator 10,1 Punkte nach 9,8 Zählern im Juni. Konjunktur- und Einkommenserwartung legen spürbar zu, während die Anschaffungsneigung leichte Einbußen hinnehmen muss. Die Verbraucher sehen die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten in einer guten Verfassung. Dies signalisiert der deutliche Anstieg der Konjunkturerwartung in diesem Monat. In deren Sog klettert die Einkommenserwartung auf einen neuen Höchstwert seit der Wiedervereinigung. Lediglich die Anschaffungsneigung büßt etwas ein, weist aber nach wie vor ein überaus hohes Niveau auf.

Konjunkturaussichten der Verbraucher hellen sich spürbar auf

Die Konjunkturerwartungen der Bundesbürger verbessern sich im Juni deutlich. Der Indikator gewinnt 9,7 Punkte hinzu und liegt nun bei 18 Zählern. Dies ist bereits der dritte Anstieg in Folge und der höchste Wert seit Juni 2015. Damals standen 18,4 Punkte zu Buche. Der Trend zeigt gegenwärtig klar nach oben. Die Konsumenten sehen die deutsche Wirtschaft offenbar im Aufwind. Dabei schienen auch die Diskussionen um mögliche Folgen eines Ausstiegs Großbritanniens aus der EU für die deutsche Wirtschaft die Bundesbürger bislang nicht zu verunsichern. Die Abstimmung der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union am 23. Juni konnte die Konjunkturstimmung noch nicht beeinflussen, da die Befragung zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen war. Es ist allerdings zu erwarten, dass sich die aktuelle Unsicherheit an den Finanzmärkten auch auf die deutschen Verbraucher übertragen wird. Wie deutlich der Einfluss der Entscheidung auf das Konsumklima in den nächsten Monaten sein wird, hängt auch davon ab, wie stark die finanzpolitischen Auswirkungen sein werden und wie sich die Diskussionen innerhalb der Europäischen Union entwickeln. Für Deutschland ist aber die Entwicklung der Beschäftigung die wichtigste Stütze des Konjunkturindikators. Und die Zahl der Erwerbstätigen steigt nach wie vor. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit erreichte sie im April mit 43,4 Millionen den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

Einkommenserwartung: Höchstwert seit der Wiedervereinigung

Im Sog verbesserter Konjunkturaussichten legt auch die Einkommenserwartung in diesem Monat spürbar zu. Der Indikator gewinnt 7,8 Zähler. Damit macht er die Verluste aus dem Vormonat mehr als wett. Mit 59,6 Punkten liegt er auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Seit 1991 erhebt GfK die Studie für Gesamtdeutschland. Der Indikator verzeichnete seither keinen besseren Wert. Die Konsumenten sind in Bezug auf ihre Einkommensentwicklung sehr optimistisch. Die gute Beschäftigungssituation sorgt dafür, dass die tariflichen Einkommen in vielen Branchen stark steigen. Dies zeigen die bereits erfolgten Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst, im Metall- und Elektrobereich sowie in der Chemiebranche. Darüber hinaus steht zum 1. Juli eine deutliche Steigerung der gesetzlichen Renten an. Da zudem die Inflationsrate fast bei 0 Prozent liegt, bedeuten nominale Einkommenszuwächse eine nahezu gleich starke Steigerung der Kaufkraft.

Anschaffungsneigung mit leichten Einbußen

Die Anschaffungsneigung kann im Juni ihr 12-Monats-Hoch aus dem Vormonat nicht behaupten. Der Indikator verliert 3,3 Zähler und weist nun 54,4 Punkte auf. Der Trend zeigt trotz der Einbußen leicht nach oben. Damit zeigt sich die Anschaffungsneigung weiter von ihrer Sonnenseite. Eine exzellente Beschäftigungslage sorgt dafür, dass momentan kaum Sorge unter den Beschäftigten besteht, ihren Job zu verlieren. Somit sind sie eher bereit, werthaltige Anschaffungen zu tätigen, als das Geld zu sparen. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus ist die Alternative zum Konsum nicht verlockend. In naher Zukunft ist auch nicht mit einer grundlegenden Zinswende zu rechnen. Ganz im Gegenteil, zuletzt ist sogar die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen erstmals unter 0 Prozent gesunken. Das heißt konkret, wer dem deutschen Staat Geld leiht, muss dafür momentan sogar eine Gebühr bezahlen. Dies dürfte die Konsumneigung auch weiterhin stützen.

Konsumklima legt deutlich zu

Für Juli 2016 prognostiziert der Gesamtindikator 10,1 Punkte nach 9,8 Zählern im Juni. Der Trend des Konsumklimas zeigt somit weiter nach oben. Damit untermauert der Konsum seinen Anspruch, eine wichtige Stütze der Konjunkturentwicklung in Deutschland zu sein. GfK bestätigt seine Prognose, wonach die realen privaten Konsumausgaben in diesem Jahr um etwa zwei Prozent steigen werden. Das gute Konsumklima wird im Wesentlichen getragen von den exzellenten inländischen Rahmenbedingungen, wie hoher Beschäftigungsstand, sehr guter Einkommensentwicklung und kaum vorhandener Inflation. Allerdings bestehen auch für die Binnennachfrage Risiken, die vor allem im internationalen Umfeld liegen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Brexit auf die europäische und vor allem die deutsche Wirtschaft auswirken wird. Sollte er längerfristige Unruhe an den Börsen sowie bei der politischen Führung sowohl der EU also auch der einzelnen Mitgliedsstaaten, insbesondere in Deutschland, auslösen, kann dies auch der Konsumstimmung der deutschen Verbraucher schaden. Hinzu kommt, dass weitere internationale Krisenherde, wie der Nahe Osten, und damit zusammenhängend die Flüchtlingskrise bei weitem noch nicht gelöst sind. Sollte es hier zu einer Eskalation kommen, würde dies das Konsumklima ebenso schädigen wie eine anhaltend schwächelnde Weltwirtschaft.

Zur Studie

Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 durchgeführt. Das Konsumklima bezieht explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich. GfK prognostizierte für das Jahr 2015 einen Anstieg des privaten Konsums von mindestens 1,5 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg der private Konsum im Jahr 2015 real um 1,9 Prozent. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher. Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit „Ja“ beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern. Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Dieses Befragungsinstrument unterliegt ständigen Qualitätskontrollen, vor allem auch im Hinblick auf seine Repräsentativität. Die ausgesprochen hohe Qualität dieser Erhebung zeigt sich auch daran, dass sie für Umfragen im Bereich der empirischen Rechtsforschung (z.B. Verwechslungsgefahr von Produkten) verwendet und anerkannt ist. Das heißt, die Ergebnisse haben Gutachterqualität und müssen jeweils vor Gericht standhalten. www.gfk.com