Kommt jetzt der Inflationsschub?

09.04.2020

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Die Corona-Pandemie hat das öffentliche und das wirtschaftliche Leben weltweit praktisch zum Erliegen gebracht. Das Virus führt zu einem globalen Shutdown.

Besondere Situationen erfordern besondere Lösungen. Das scheint das Leitmotiv der großen Notenbanken zu sein. Der amerikanische Kongress beschloss letzte Woche das größte wirtschaftliche Rettungspaket in der Geschichte der USA. Das Konjunkturpaket umfasst Maßnahmen im Wert von zwei Billionen Dollar. Auch die Chefin der EZB, Christine Lagarde, machte das Portemonnaie auf. Sie kündigte an, die EZB werde Anleihen im Wert von 750 Milliarden Euro kaufen. Mit den jetzt zugesagten, nahezu unbegrenzten Käufen übertrifft Lagarde selbst ihren Vorgänger Draghi. Nicht nur wird die EZB von nun an pro Monat mehr Papiere kaufen, als das unter dem Italiener der Fall war. Lagarde weicht auch die Kriterien dafür auf. So darf die EZB zum Beispiel auch griechische Staatsanleihen kaufen, die zuletzt aufgrund ihres schwachen Kreditratings für die Zentralbank Tabu waren. Auch Deutschland macht mit und beerdigt die schwarze Null. Mit 156 Milliarden Euro neuen Schulden will man den Kampf gegen das Virus aufnehmen.

Mit der Geldpresse gegen die Krise

Es scheint fast so, als wollten sich die Notenbanken mit der Geldpresse aus der Krise drucken. Ein nicht ungefährliches Unterfangen. Gerade Deutschland hat damit in der Vergangenheit seine Erfahrungen gemacht. Auch wenn sich Geschichte niemals eins zu eins wiederholt, gibt es Parallelen. Am 11. Januar 1923 marschierte kein Virus, aber 60.000 französische und belgische Soldaten in Deutschland ein. Mit dem Hinweis auf schleppende Reparationszahlungen Deutschlands besetzten die alliierten Truppen das Ruhrgebiet. Was folgte ist als „Ruhrkampf“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Die deutsche Reichsregierung rief zum passiven Widerstand auf und es kam zum Shutdown. Industrie, Verwaltung und Verkehr wurden mit Generalstreiks lahmgelegt. Die Löhne von etwa zwei Millionen Arbeitern im Ruhrgebiet wurden vom Staat übernommen. Finanziert wurde alles, genauso wie heutzutage, durch die Notenpresse. Für den durch Krieg und Reparationszahlungen bereits hoffnungslos verschuldeten deutschen Staat war das letztlich der berühmte Tropfen zu viel. Deutschland stürzte von der Inflation in die Hyperinflation. Eine ganze Generation verlor innerhalb weniger Monate ihr erspartes Geld. Nur wer Schulden gehabt hatte, war nun schuldenfrei. Auch der deutsche Staat entledigte sich durch eine Währungsreform auf Kosten seiner Bürger aller Verbindlichkeiten.

Warum jetzt sowohl Inflation als auch Deflation droht, lesen Sie auf Seite 2