Klein, aber schlagkräftig

15.02.2018

Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband (DDV) / Foto: © DDV

Der Deutsche Derivate Verband wurde am 14. Februar 10 Jahre alt. Grund genug für einen Rück- und Ausblick. Im Interview mit finanzwelt ging Lars Brandau, Geschäftsführer der DDV, auf die wesentlichen Meilensteine der vergangenen Dekade ein und wagt einen Blick in die Zukunft.

finanzwelt: Herr Brandau, herzlichen Glückwunsch! Gestern vor genau zehn Jahren wurde der DDV gegründet. Wie würden Sie diese Zeit rückblickend beschreiben?

Brandau: Vor allem waren es für wahr arbeits- und lehrreiche Jahre. Die Lehman-Pleite war ein Schock. Unter dem Druck der tiefgreifenden Finanzkrise sahen wir uns gezwungen, schnell Ergebnisse zu liefern, die hilfreich im Sinne des Anlegerschutzes und der Aufklärung waren. Dabei ging es immer darum, mit sachlichen Argumenten gegen viele Vorurteile zu kämpfen, die sich im Umfeld der Lehman Pleite schnell verselbstständigt hatten. So wurde damals im Zusammenhang mit Lehman von einem Produktproblem gesprochen, was nicht stimmte. Heute können wir sagen, dass wir diese herausfordernde Anfangszeit gut gemeistert haben und in der Zwischenzeit vieles in Sachen Transparenz der Produkte, des gesamten Marktes und auch der breiten Wissensvermittlung erreicht haben. Die Derivate-Liga, der Fairness-Kodex, der Kompass Strukturierte Produkte, um nur einige hervorstechende Beispiele zu erwähnen. Und wir bleiben weiter am Ball. Stillstand ist, nicht nur in unserer Branche, gleichbedeutend mit Rückschritt.

finanzwelt: Sie sprachen gerade Meilensteine der vergangenen Jahre an. Was war Ihr persönliches Highlight?

Brandau: Letztlich ist es ein Potpourri, aus dem sich das Große ableiten lässt. Insofern fällt es schwer und wäre wohl auch nicht ganz fair, ein einziges Projekt besonders hervorzuheben. Sicherlich ist die Verabschiedung einheitlicher Fachbegriffe in der Derivate-Liga für die künftige Entwicklung und den Austausch untereinander sehr wichtig gewesen. Auch die Tatsache, dass der DDV der erste Verband im Umfeld strukturierter Wertpapiere war, der regelmäßige und fundierte Statistiken zu Volumen, Umsätzen und Marktanteilen herausbrachte, ist bedeutungsstark. Ohne Zahlenmaterial könnten wir keine Vergleiche anstellen und Trends analysieren. Und wir halten ja nur ganz kurz inne – aktuell sind wir im Rahmen unserer Weiterbildungsinitiativen mit ddvontour (www.ddvontour.de) quer durch Deutschland präsent.

finanzwelt: Was wäre heute ohne den DDV anders?

Brandau: Zunächst einmal ist der DDV ein vergleichsweise kleiner Produktverband, der sich im Wesentlichen um sämtliche Belange rund um strukturierte Wertpapiere im Umfeld von Privatanlegern kümmert. Das beinhaltet vor allem das aktive Begleiten der regulatorischen Initiativen in Deutschland und Europa. Darüber hinaus profitieren Anleger aber insbesondere von den nachhaltigen Angeboten durch Statistiken, Büchern, Broschüren, Sparplanrechnern, Erklär-Videos und vielen anderen Informationen, die für eine profunde Anlageentscheidung wichtig sind. Darüber hinaus bieten wir Serviceleistungen für viele andere Anspruchsgruppen; vom Verbraucherschutz bis hin zu Medienvertretern. Insofern ist der DDV eine Art Brückenkopf der Branche. Unsere Stimme, wenn Sie so wollen, hat Gewicht.

finanzwelt: Ein Blick in der Zukunft: Welche Ziele verfolgt der DDV in den nächsten zehn Jahren?

Brandau: Zertifikate sind eine deutsche Erfindung und mit etwas über 25 Jahren eine noch recht junge Anlageklasse. Sie haben die Anlagemöglichkeiten für private Anleger nahezu revolutioniert. Mit strukturierten Wertpapieren können Privatanleger beispielsweise unkompliziert ihr Depot absichern, auch von seitwärts laufenden oder fallenden Märkten profitieren oder an der Wertentwicklung einzelner Indizes teilhaben, ohne dessen Einzelwerte kaufen zu müssen. Dieser Innovationsgeist und die Vielschichtigkeit der Produktlösungen zeichnet die Branche aus. Damit diese attraktiven Anlagemöglichkeiten für die Privatanleger auch künftig erhalten bleiben, wird sich der DDV weiterhin für einen sachgerechten und sinnhaften regulatorischen Rahmen in Deutschland und Europa einsetzen. Zudem werden wir die Verständlichkeit und die Transparenz unserer Produkte weiterhin verbessern und die Anlegeraufklärung konsequent vorantreiben. Das alles in Kombination sollte zu einem insgesamt breiteren Verständnis für Finanzprodukte und einer nachhaltigen Wertpapierkultur in Deutschland beitragen.