Kapitalmarktausblick 2023

20.12.2022

Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP Asset management GmbH / Foto: © GSP

So kurz vor dem Jahreswechsel stellt sich nach diesem für die Gesellschaft und für die Kapitalmärkte schwierigen Jahr die Frage nach dem Ausblick für das Kommende.

Der Krieg in der Ukraine dauert leider immer noch an. Die Energieversorgung vieler Nationen und von uns Deutschen steht auf wackeligen und teuren Beinen. Viele Produkte sind nach wie vor nur mit langen Lieferzeiten verfügbar. Die internationalen Lieferketten und die globale Arbeitsteilung haben immer noch eine große Portion Sand im Getriebe. Die Zentralbanken erhöhten die Zinsen scheinbar ohne Rücksicht auf die Kapitalmärkte und wirbelten die Pläne einer Vielzahl Kapitalanleger und Bauherren durcheinander. Unser Leben wird deutlich teurer. Hinzu kommt, dass wir uns erst einmal daran gewöhnen dürfen, geringere Corona-Schutzmaßnahmen bei der Gestaltung unseres Alltags zu berücksichtigen. So richtig wohl kann man sich in diesem Kuddelmuddel nicht fühlen.

Was ist vom Start in das Jahr 2023 zu erwarten?

Es ist aktuell nicht abzusehen, dass und wann sich die beschriebenen Herausforderungen teilweise oder allesamt in Wohlgefallen auflösen. Aus diesem Grund ist mit einem weiterhin holprigen Start in das neue Jahr 2023 zu rechnen. Die Kapitalmärkte könnten noch ein paar Monate im „Bermuda-Dreieck“ zwischen Rezession, Zinserhöhungen und Inflation unter Druck stehen.

Aktienmärkte sind der wirtschaftlichen Entwicklung voraus

Es ist davon auszugehen, dass sich spätestens zum Ende des Jahres 2023 das Umfeld für die Aktienbörsen wieder positiver gestalten wird. Vorher kann es noch ordentlich schwanken, aber ganz große Katastrophen mit herben Kursverlusten sind nicht zu erwarten. Alle Problemfelder sind bekannt und negative Überraschungen sollten ausbleiben.

Phasen mit großen Schwankungen in unsicheren Zeiten bergen große Chancen

Die Chancen, in dieser unwägbaren Zeit gute Unternehmen zu günstigen Preisen zu kaufen sind sehr gut. In den kommenden Monaten kann der kluge Investor ein hervorragendes Fundament für die kommenden Jahre bauen. Qualitätsaktien waren lange Zeit nicht so günstig wie aktuell und die Aussichten sind für viel Unternehmen recht ordentlich. Die vollen Auftragsbücher der Industrie konnten bisher durch die gestörten Lieferketten nur sukzessive abgearbeitet werden. Dieser Umstand sollte durch das Jahr 2023 tragen und eine schwächere Nachfrage gut abfedern können.

Festverzinsliche Wertpapiere sind so interessant wie seit über zehn Jahren nicht mehr

Durch die gestiegenen Zinsen können auch bei Anleihen wieder ordentliche Renditen zu erzielen. Sowohl Staatsanleihen, als auch Unternehmensanleihen sind nach einer langen Durststrecke wieder interessant geworden. Hier sollten sich langfristig ausgerichtete Anleger in den kommenden Wochen positionieren. Mit Sonderformen wie beispielsweise Nachranganleihen sind bei einem deutlich erhöhten Risiko sogar Renditen von über acht Prozent zu erzielen. Dieses Risiko muss jeder Anleger für sich selbst bewerten. Bei Wandelanleihen ist nach wie vor Zurückhaltung angesagt. Das Risiko ist gemessen am Ertrag aktuell sehr hoch und mit „normalen“ Anleihen sind ordentliche Ergebnisse zu erzielen.

Kopf in den Sand oder entschlossen handeln?

Den Kopf in den Sand zu stecken und ein Agieren nach dem Motto „Augen zu und durch“ ist aus meiner Sicht keine gute Strategie.

1. Augen auf und gut über die aktuelle Situation an den Kapitalmärkten informieren 2. Anlagestruktur und -strategie entwickeln bzw. adjustieren 3. überlegt und entschlossen handeln

Vor uns liegt eine gute Zeit. Wir müssen lediglich mit einem kühlen Kopf entschlossen handeln und die Chancen ergreifen.

Also: Butter bei die Fische!

Kolumne von Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP asset management GmbH in Münster