Kann die Fed die Konjunktur (und Trump) stützen?

04.11.2019

Jörg Franzen, , Geschäftsführer der Franzen Gerber & Westphalen Asset Management GmbH / Foto: © Franzen Gerber & Westphalen Asset Management GmbH

Ende August sind die Zinsen von zehnjährigen US-Staatsanleihen erstmals seit der Finanzkrise von 2007 unter die Zinsen der zweijährigen Anleihen gesunken. Zwar gilt diese inverse Zinskurve als relativ verlässlicher Indikator, um eine drohende Rezession vorherzusagen, jedoch ist sie kein genaues Verkaufssignal für die Aktienmärkte. Die Wertsteigerungen von großen US-Aktien lagen im Durchschnitt im Jahr nach der Inversion bei ca. acht Prozent und nach zwei Jahren bei rund 15 Prozent. Bei den acht Inversionen der Zinskurve seit 1965 lag die Wertentwicklung von US-Aktien in den jeweils darauffolgenden drei Jahren nur in einem Fall im negativen Bereich.

Die zunehmende Besorgnis über die Verfassung der globalen Wirtschaft durch den Protektionismus wurde durch schwache Daten der US-Einkaufsmanager, sowie durch einen Rückgang der deutschen Konjunktur im 2. Quartal bestätigt. Zwar befindet sich der globale Industriesektor in einer Schrumpfungsphase, jedoch ist noch nicht klar, ob sich daraus auch eine breite globale Rezession entwickelt. Die Industrie macht einen relativ kleinen und zyklischen Teil der Weltwirtschaft aus. Es stellt sich nun die Frage, ob die Schwäche auf den Konsum übergreifen wird und damit eine Rezession auslösen kann. Die neusten Daten zu den Einzelhandelsumsätzen in den USA deuten jedoch darauf hin, dass der Konsum nach wie vor in guter Verfassung ist und durch die niedrige Arbeitslosenquote gestützt wird. Auch auf globaler Ebene ist die Stimmung im Dienstleistungssektor nach wie vor gut.

Darüber hinaus erhofft sich Präsident Trump Schützenhilfe von der amerikanischen Zentralbank. Obwohl die US-Notenbank Fed bereits im Juli „vorsorglich“ die erste Zinssenkung seit 2008 beschloss, um potentiellen wirtschaftlichen Schaden aus dem Handelskonflikt abzufedern, forderte Donald Trump schnellere und umfangreichere Zinssenkungen. Unserer Meinung nach hat er den Druck auf die Fed erheblich vergrößert, da er nur einen Tag nach der Zinsentscheidung im Juli die Einführung weiterer Strafzölle auf chinesische Produkte verkündete. Es scheint kein Zufall zu sein, dass diese beiden Ereignisse so nah beieinander lagen.

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