Investments im Ausland

19.07.2016

Alwin Schenk

Die Kapitalmarktzinsen in Deutschland sind niedrig und werden auf absehbare Zeit niedrig bleiben. Angesichts des gestressten Zinsniveaus muss man sich jedoch auf ungewöhnliche Kursausschläge einstellen und die Attraktivität von Anlagen außerhalb Deutschlands ist gestiegen.

Die Diversifikation in alternative Rentensegmente und andere Regionen erhöht die laufende Verzinsung, verringert das Risiko und verbessert insgesamt die Ertragsperspektiven.

Nahe null

Deutsche Anleihen, sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen, sind im internationalen Vergleich nicht attraktiv. Ihre Renditen sind aufgrund der EZB-Nachfrage dramatisch gefallen und liegen zu einem großen Teil schon unter der Nulllinie. Dies gilt vor allem für Staatspapiere, aber auch schon für viele Industrie- und Finanzanleihen. Gleichzeitig sind in den vergangenen Jahren die Risikoaufschläge von deutschen Unternehmensanleihen spürbar gesunken. Anders stellt sich die Lage in den USA dar: Dort hat die Notenbank ihre Käufe eingestellt und langlaufende Staatsanleihen versprechen zum Teil eine Rendite von mehr als 2 Prozent. Die Renditen amerikanischer Unternehmensanleihen mit einem Kreditrating von Baa sind sogar doppelt so hoch und in diesem Bereich sind die Risikoaufschläge in den letzten Quartalen auch nicht deutlich gesunken. In absoluter und relativer Hinsicht ebenfalls noch attraktiv erscheinen amerikanische Kreditanleihen mit besserem Durchschnittsrating und kürzerer Laufzeit.

Kalkulierbare Risiken

Der Preis für die höheren nominalen Renditen von US-Anleihen ist aus der Perspektive eines deutschen Anlegers das Währungsrisiko und das vermeintlich höhere Zinsänderungsrisiko am amerikanischen Rentenmarkt. Das Währungsrisiko lässt sich eliminieren, indem Anlageinstrumente auf währungsgesicherter Basis ausgewählt werden. Mittlerweile werden zahlreiche entsprechend ausgestattete börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds) angeboten. Die Kosten für die Währungssicherung zehren zwar am Zinsvorsprung der Fremdwährungsanlage, stellen deren Vorteilhaftigkeit aber insgesamt nicht in Frage. So entsprechen die indikativen Sicherungskosten für zwölf Monate der Zinsdifferenz zwischen deutschem und amerikanischem Jahresgeld und selbst nach Abzug dieser Kostenkomponente übersteigen die Risikoprämien für amerikanische Unternehmensanleihen noch deutlich die vergleichbare Kennzahl europäischer Unternehmensanleihen. Auch das vermeintlich höhere Zinsänderungsrisiko in den USA ist für uns kein Knock-out-Kriterium. Zum einen entfalten steigende amerikanische Kapitalmarktzinsen ihre Sogwirkung auch im deutschen Anleiheuniversum und zum anderen bezweifeln wir grundsätzlich, dass das Zinsänderungsrisiko in den USA deutlich höher ist. Die Fed agiert nur sehr vorsichtig und wenn aufgrund steigender Rohstoffpreise auch die Konsumentenpreise anziehen, dann bleibt dies kein rein amerikanisches Phänomen.

Das Anlageuniversum erweitern

In Zeiten mit historisch niedrigen deutschen Kapitalmarktzinsen und teilweise illiquiden Märkten vermindert die Erweiterung des Anlageuniversums den Anlagenotstand. Dabei berücksichtigen wir europäische Kreditanleihen, Hartwährungsanleihen der Emerging Markets und in zunehmendem Maße auch amerikanische Unternehmensanleihen. Ausreichend liquide Anlagemöglichkeiten gibt es – auch ohne Währungsrisiko – in unterschiedlichen Bonitätsstufen. Bei schwacher Bonität setzen wir auf Anleihen mit sehr kurzer Kapitalbindung (Duration) und berücksichtigen bei AA beziehungsweise A-Anleihen auch längere Restlaufzeiten. Dabei bevorzugen wir passiv ausgerichtete Indexfonds beziehungsweise Exchange Traded Funds gegenüber Einzeltiteln. Unsere Anlageentscheidungen basieren auf einem quantitativen Prognosemodell, dessen wichtigste Komponenten die Unternehmensbewertung, der Konjunkturzyklus und die Risikoneigung der Anleger sind.

Ein Kommentar von Alvin Schenk, Portfoliomanager Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim

www.oppenheim.de