Investitionsplanung im Mittelstand auf Rekordhoch

26.05.2016

Nach der Eintrübung im Herbst vergangenen Jahres hat sich die Stimmung im Mittelstand im Frühjahr wieder erholt. Dies ist insbesondere auf die deutlich gestiegenen Geschäftserwartungen zurückzuführen.

(fw/rm) Derzeit erwartet jedes dritte Unternehmen verbesserte Geschäftsentwicklungen in den nächsten sechs Monaten. Aber auch die Bewertung der aktuellen Lage hat sich im Vergleich zum Herbst leicht verbessert. Getrieben wird die positive Einschätzung von den niedrigen Energiepreisen, gleichzeitig profitiert der stärker inlandsorientierte Mittelstand von der anhaltenden Konsumlaune der privaten Haushalte. Angesichts der optimistischen Stimmung steigen die Investitionsplanungen der Unternehmen auf ein neues Allzeithoch. So planen 81 Prozent der Mittelständler in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen zu investieren. Ihr Personal haben die Unternehmen im vergangenen halben Jahr deutlich aufgestockt, und sie planen auch weiterhin Personal aufzubauen. In den nächsten sechs Monaten will jedes vierte Unternehmen Mitarbeiter einstellen. Weiter leicht rückläufig sind die Auslandsaktivitäten der Mittelständler. Aktuell sind rund 54 Prozent der Unternehmen im Ausland engagiert; vor einem Jahr waren es noch über 57 Prozent. Hierfür dürfte die Schwäche der Schwellenländer, insbesondere die anhaltende Rezession in Brasilien und Russland und das gedämpfte Wirtschaftswachstum in China ein Grund sein. Sollte Großbritannien aus der Europäischen Union austreten, befürchten nur 28 Prozent der Mittelständler keine negativen Konsequenzen. Die mittelständischen Unternehmen erwarten im Falle eines "Brexit" insbesondere zunehmende bürokratische Hemmnisse. Hinsichtlich des Eigenkapitals ist der Mittelstand sehr gut ausgestattet. So stieg die Eigenkapitalquote der kleinen und mittleren Unternehmen in den vergangenen 15 Jahren um etwa 44 Prozent. Das ist das Ergebnis der repräsentativen VR Mittelstandsumfrage. Neben den Ergebnissen der halbjährlich durchgeführten Umfrage unter 1.500 Unternehmen enthält die aktuelle Studie eine detaillierte Analyse des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) über die Trends bei der Kreditversorgung der Unternehmen in Deutschland.

Aktuelle Geschäftslage verbessert sich

Die mittelständischen Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage wieder etwas besser als im Herbst des vergangenen Jahres. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen steigt von 68,3 Punkten auf 69 Punkte. Auch wenn die Erhöhung nur marginal ist, so liegt der Wert doch deutlich über dem langjährigen Mittelwert von 40,3 Punkten. Insgesamt beurteilen 84,4 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Situation als "sehr gut" oder "gut". Unzufrieden sind nur die Unternehmen der Agrarwirtschaft, weniger zufrieden die kleinen Unternehmen mit unter 20 Mitarbeitern. Die anhaltend niedrigen Erzeugerpreise dürften bei den Agrarunternehmen für eine angespannte Liquidität und damit für die schlechte Stimmung sorgen. Am positivsten bewerten derzeit die Bauunternehmen ihre Geschäftslage. Sie profitieren von den niedrigen Zinsen, die den Wohnungsmarkt beflügeln. Ebenso zufrieden sind die Unternehmen der Elektro- und der Chemie- und Kunststoffindustrie.

Geschäftserwartungen legen deutlich zu

Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate sind deutlich stärker gestiegen als die Bewertung der aktuellen Situation. So stieg der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Antworten von 16,9 Punkten im Herbst auf 27,3 Punkte im Frühjahr. Analog zur Einschätzung der Geschäftslage entziehen sich die Unternehmen der Agrarwirtschaft auch bei den Erwartungen als einzige Branche dem Positivtrend. Die deutlichste Steigerung weist auch hier das Baugewerbe aus. Mehr als doppelt so viele Bauunternehmen erwarten in den nächsten sechs Monaten bessere Geschäfte als noch im Herbst (Frühjahr: 36 Prozent, Herbst: 15,8 Prozent). Den größten Optimismus legt die Ernährungsbranche an den Tag, bei der 44 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung in den kommenden sechs Monaten erwartet. Fortsetzung auf Seite 2