Investieren in Griechenland?

04.10.2019

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Sinkende Kurse bedeuten Rabatt – so lautet eine Anlageweisheit. Doch das bringt nur Gewinn, wenn die Kurve nach dem Einbruch wieder nach oben zeigt. Wie verhält sich das im Fall von Griechenland? Lohnt sich jetzt nach dem Crash ein Investment im Heimatland der Demokratie?

Um den südöstlichen Zipfel Europas ist es still geworden in den Medien. Allenfalls die Party-Gänger berichten von berauschenden Nächten am Strand vom Clubbing-Hotspot Mykonos. In den Wirtschaftsnews hingegen dominiert längst nicht mehr die Schuldenkrise aus Athen, sondern der Brexit-Wahnsinn aus London, der neueste Tweet aus Washington oder natürlich der Klimawandel. Sind denn keine Nachrichten aus Griechenland gute Nachrichten?

Zahlen, über die sich die SPD freuen würde

Beginnen wir mit folgender Info: der Schuldendeal, den die EU mit Griechenland letztes Jahr beschlossen hat, beinhaltet für Hellas Haushaltsvorgaben bis 2060. Noch immer beträgt die Staatsverschuldung unfassbare 180% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) – das ist der dreifache Wert der EU-Obergrenze laut Maastricht-Vertrag. Nach Jahren der Depression wächst die griechische Wirtschaft seit 2016 immerhin wieder, allerdings nur um magere ein bis zwei Prozent pro Jahr.

Die Arbeitslosenquote liegt mit 17 % sogar höher als die bundesweiten Umfragewerte der SPD hierzulande und die Jugendarbeitslosigkeit erreicht sogar das doppelte Niveau. Laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds IMF wird die griechische Wirtschaft noch bis 2023 unter ihrem eigentlichen Potential performen. Das Investment-Level liegt in Griechenland traurige 60 Prozent unter seinem Höhepunkt 2007.

Auch Athen hat Ärger mit einem Flughafen-Gelände…

Dafür gibt es Gründe. Das Gebiet des ehemaligen Flughafens von Hellinikon, das einen Steinwurf südlich von Athen liegt, wurde 2014 an ein Konsortium verkauft. Dort sollten Wohnungen, Hotels und ein Kasino entstehen. Geplantes Investitionsvolumen: rund acht Milliarden Euro – das größte Projekt der gesamten Republik. Doch heute, fünf Jahre später, warten die Käufer immer noch auf den ersten Spatenstich. Denn als die linke Partei Syriza 2015 an die Macht kam, wurde der Hellinikon-Deal neu verhandelt und Minister sowie Behörden legten den Investoren allerhand Steine in den Weg.

Dies ist nicht das einzige Beispiel für mögliche Komplikationen bei Geschäften in Griechenland. Wird der neue Regierungschef der Mitte-Rechts-Koalition, Kyriakos Mitsotakis, diese Mängel nun abstellen? Für eine Beurteilung seiner Arbeit ist es noch zu früh, da er erst im Juli mit seiner Partei Nea Dimokratia die Parlamentswahlen gewonnen hat. Am 7. Oktober wird sein erster Haushaltsentwurf erwartet.

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