Internet kein guter Ratgeber für Finanzfragen

18.10.2016

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Eine Studie der Uni Regensburg zeigt: wer sich im Internet Rat zum Thema Finanzen sucht, tut sich schwer, gute Antworten zu finden. Am meisten interessieren sich die Deutschen, wie sie ihre finanzielle Situation aktuell verbessern können.

Auch beim Thema Finanzen ist das Internet ein wichtiges Informationsmedium für die Deutschen. Doch wie gut werden dort die entscheidenden Fragen beantwortet? Das wollte die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) wissen und gab deshalb bei ibi research, einem An-Institut der Universität Regensburg die Studie "Webcheck Finanzfragen" in Auftrag. Dazu wurden im ersten Schritt deutschlandweit 180 Millionen Google-Suchen und 2,4 Millionen Erwähnungen in den sozialen Medien zwischen März 2015 und Februar 2016 ausgewertet. Im Fokus standen dabei Finanz- und Versicherungsfragen aus den Bereichen Familie, Gesundheit, Altersvorsorge, Immobilien, Kfz, Geldanlage/Finanzierung und Beruf. Das Ergebnis: Die Hitliste der 65 meistgesuchten Finanzfragen Deutschlands. Im zweiten Schritt wurden daraus die zwei am häufigsten gesuchten Fragen pro Themenbereich ausgewählt. Die jeweils zehn relevantesten Google-Treffer dafür – insgesamt 140 Ratgeber-Seiten – wurden dann von ibi research auf Herz und Nieren geprüft.

Die Ergebnisse der Auswertung sind wenig erfreulich: so gibt es eine 44 prozentige Wahrscheinlichkeit, dass deutsche Finanzsurfer auf unzureichende Informationen treffen. Fast die Hälfte der untersuchten Seiten wurde mit der Note "befriedigend" (3) oder sogar schlechter bewertet. 16 Prozent der Seiten waren sogar "ausreichend" (4) oder "mangelhaft" (5). Für die Verbraucher besonders alarmierend: Die Verständlichkeit der Seiten fiel im Schnitt zwar "gut" bis "sehr gut" aus. Jedoch gab es teilweise deutliche Schwächen hinsichtlich Objektivität und Relevanz der Finanzinformationen. So schnitten über 60 Prozent der getesteten Angebote bei der Relevanz – hier wurden unter anderem die inhaltliche Tiefe und Vollständigkeit geprüft – nur „befriedigend“ oder schlechter ab. „Dass die Wahrscheinlichkeit so hoch ist, auf eine unzureichende oder sogar falsche Information zu treffen, halten wir für bedenklich. Insbesondere wenn es um langfristige oder schwerwiegende finanzielle Entscheidungen, wie beispielsweise die Immobilienfinanzierung, geht. Dabei ist es zwingend notwendig, die individuelle Situation eines jeden Einzelnen zu berücksichtigen – das kann das Netz nicht leisten“, bewertet Dr. Udo Corts, Mitglied des Vorstands der DVAG, das Resultat der erstmalig aufgelegten Studie. Das sieht auch Christiane Jonietz, Senior Consultant bei ibi research, so: „Das Internet kann zwar für erste Antworten auf spezifische Fragestellungen eine gute Anlaufstelle sein. Allerdings weisen zu wenige Seiten eine ausreichend hohe Qualität auf, als dass der Verbraucher sie unkritisch hinnehmen kann.“

Welche Finanzfragen suchen die Deutschen im Internet am häufigsten?

Die Deutschen sind vor allem an der kurz- bis mittelfristigen finanziellen Zukunft interessiert. So wurde mit durchschnittlich 685.338 Mal monatlich am häufigsten die Frage gesucht, ob sich eine Investition in Gold/ Silber lohne. Auf Rang zwei folgte die Frage nach der richtigen Immobilienfinanzierung mit durchschnittlich 652.811 Mal/ Monat. Die am dritthäufigsten (629.443 Mal/ Monat) gestellte Frage war "Bekomme ich einen Kredit und kann ich ihn mit leisten?" Die langfristige finanzielle Zukunft scheint dagegen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. So landet die Frage nach der privaten Altersvorsorge mit etwa 220.000 Suchen pro Monat nur auf Platz 31 der meistgesuchten Finanzfragen. Die Sorge um eine mögliche Altersarmut sogar nur auf einem schwachen 46. Platz mit durchschnittlich rund 123.000 Suchen pro Monat. „Die Menschen in Deutschland sind sich des steigenden Risikos für Altersarmut immer noch zu wenig bewusst“, bekräftigt Dr. Corts. „Die Ergebnisse der Studie spiegeln auch die Erfahrungen aus unserer täglichen Arbeit wider: Verunsicherung der Sparer aufgrund niedriger Zinsen, der Traum von der eigenen Immobilie und die Suche nach den besten Konditionen.“

Auch beim Thema Finanzen scheint Deutschland auch 26 Jahre nach der Wiedervereinigung noch nicht vollständig zusammengewachsen zu sein. So sind Ostdeutsche am meisten daran interessiert, wie sie für ihre Kinder etwas ansparen können. In Ostdeutschland wird diese Frage doppelt so häufig wie im Bundesdurchschnitt gesucht, während sie im Westen eher unterdurchschnittlich oft gestellt wird. Dagegen interessieren sich die Ostdeutschen deutlich weniger für Geldanlagen im Aktienmarkt. Die Anzahl der Suchanfragen liegt hier signifikant unter dem Bundesschnitt. Hierbei haben wiederum der Süden und der Westen deutlich die Nase vorn. (ah)

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