Index- oder Klassik-Policen?

06.02.2017

Das Risikomanagement beieinflusst die richtige Auswahl der Altersvorsorge-Lösung © denisismagilov - Fotolia.com

Das Geschäft mit Lebensversicherungen für die Altersvorsorge ist alternativlos. Innerhalb der Angebote gibt es vor allem ein Wettbewerb zwischen Index-Policen und klassischen Lösungen.

Indexpolicen sind am Markt weiter auf dem Vormarsch, im Detail allerdings sehr unterschiedlich konzipiert. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Überschuss- und Garantiestudie in der Lebensversicherung, die Assekurata am 31. Januar veröffentlicht hat. Hierin durchleuchten in einer Marktstudie 2017 die Kölner Analysten erneut das Produktsegment der Indexpolicen. In diesem Jahr haben 13 Anbieter (Vorjahr: 10) mit einem Marktanteil von 40 Prozent hierzu Angaben gemacht.

Indexbeteiligung mit Sicherheitsnetz

„Indexpolicen sind eine moderne Produktvariante mit innovativem Kapitalanlagemechanismus. Sie reihen sich zwischen klassischer und fondsgebundener Lebensversicherung ein, enthalten durch die Bindung an den Deckungsstock aber einen klassischen Kern“, erklärt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur.

Indexpolicen (indexgebundene Rentenversicherungen) ermöglichen dem Versicherten, über eine Indexbeteiligung unmittelbar an den Kapitalmarktentwicklungen zu partizipieren.

„Dabei ist bei allen von uns untersuchten Tarifen ein Kapitalverlust ausgeschlossen, was das Risiko für den Kunden nach unten begrenzt“, erläutert Heermann.

Kapitalgarantien werden abgeschwächt

Alle in der Studie analysierten Tarife enthalten die beiden versicherungstypischen Garantieelemente der Mindest-Rückkaufswerte und der lebenslangen Mindestrente, wenn auch in der Regel auf geringerem Niveau als bei klassischen Rentenpolicen.

Anders als im Vorjahr sehen allerdings nicht mehr alle Tarife den vollständigen Beitragserhalt zum Ende der Ansparphase vor. Im Marktdurchschnitt fällt so die garantierte Beitragsrendite für den Assekurata-Mustervertrag nach 25 Jahren mit -0,26 Prozent erstmals negativ aus. Im Vorjahr war die Garantierendite noch leicht positiv gewesen.

„Dies ist ein Beleg dafür, dass auch bei Indexpolicen die Kapitalgarantien infolge der extremen Niedrigzinsbedingungen unter Druck geraten“, so Lars Heermann.

Ein weiterer Grund dürfte sein, dass sich vor allem die Deutsche Bank als „Rückdeckung“ für die Beitragserhaltungsgarantien seit dem Jahreswechsel zurückzieht.

Hohe Überschussbeteiligung als Mittel zum Zweck

Im Gegenzug fällt die Überschussbeteiligung von Indexpolicen allerdings vergleichsweise hoch aus. So liegt die laufende Verzinsung für die Indexbeteiligung aktuell bei durchschnittlich 2,92 Prozent und hat sich gegenüber dem Vorjahr (3,0 Prozent) nur unwesentlich verringert. Noch höher liegt mit 3,13 Prozent der größengewichtete Durchschnitt, was auf die überdurchschnittliche Deklarationshöhe von größeren Lebensversicherern zurückzuführen ist.

„Hohe Überschussdeklarationen von Indexpolicen sind für den Kunden positiv, zugleich aber auch zwingend notwendig, um die Renditechance aus der Indexpartizipation zu erhalten“, so  Heermann.

Renditebegrenzung entweder über Cap oder über Quote

Hinsichtlich der Indexpartizipation ist die Mehrzahl der untersuchten Tarife mit einem Cap ausgestattet, der bei den meisten Anbietern aktuell in der Nähe der Drei-Prozentmarke liegt. Grundsätzlich deckelt ein Cap die positiven monatlichen Wertentwicklungen. Dies bedeutet, dass der Kunde mit seinem Sparkapital nur bis zu einer im Voraus festgelegten Höhe an der positiven Performance des Index in einzelnen Monaten beteiligt wird. Alternativ dazu sehen einige –  vornehmlich neuere – Tarife eine Quote vor. Diese begrenzt die Indexbeteiligung in relativer Hinsicht, indem der Kunde mit einem im Voraus festgelegten Prozentsatz an jeder positiven Monatsperformance des Index partizipiert.

„Aufgrund der Renditebeschränkungen über einen Cap oder eine  Quote sind Indexpolicen nicht mit einem Direktinvestment am Kapitalmarkt vergleichbar, bieten allerdings im Gegenzug die eingebaute Verlustbegrenzung“, stellt Heermann dazu fest.

Aktuelle Renditegutschriften sind geringer

Aufgrund der vergleichsweise jungen Produkthistorie ist ein isolierter Renditevergleich von Indexpolicen mit den langfristigen Vergangenheitsrenditen klassischer Rentenversicherungen wenig aussagekräftig. Um jedoch in der kurzfristigen Rückbetrachtung eine Indikation zur Wertentwicklung von Indexpolicen treffen zu können, hat Assekurata in der Studie analysiert, wie hoch die tatsächlich gutgeschriebene Rendite an verschiedenen Indexstichtagen tarifindividuell ausgefallen ist.

Rückblickend haben Indexpolicen jährliche Renditegutschriften zwischen 3,0  und 4,5 Prozent hervorgebracht, in einzelnen Marktphasen sogar rund 6,0 Prozent. In den vergangenen Monaten, die eher von einer gewissen Nervosität und kurzfristigen Schwächeepisoden an den Kapitalmärkten geprägt waren, mussten Kunden aber auch häufiger mit Null-Renditen leben, so dass der produktimmanente Kapitalerhalt gegriffen hat.

„Die limitierte Rendite ist letztlich der Preis für das ausgeprägte Sicherheitsnetz“, so Heermann.

Sichere Verzinsung höher als bei Klassik-Policen

Alternativ zur Indexbeteiligung kann sich der Versicherte zu Beginn eines jeden Indexjahres auch für eine vorab bekannte sichere Verzinsung entscheiden beziehungsweise die Indexbeteiligung abwählen.

Die sichere Verzinsung wird vom Lebensversicherer stichtagsabhängig für jeweils ein Jahr festgelegt und unabhängig von der Indexentwicklung zur Erhöhung des Vertragsguthabens verwendet. Analog zur verzinslichen Ansammlung bei einer klassischen Rentenversicherung erhöht der sichere Zins damit die Wertgutschrift der Policen mit einem im Voraus festgelegten Deklarationsfaktor.

Die sichere Verzinsung liegt im Durchschnitt der betrachteten Anbieter derzeit bei 2,71 Prozent (arithmetisch) beziehungsweise 2,75 Prozent (gewichtet). Sie fällt damit geringer aus als die laufende Verzinsung für die Indexbeteiligung (siehe oben).

„Dies unterstreicht, dass Indexpolicen in erster Linie auf die Indexbeteiligung ausgelegt sind und den Kunden hierfür einen Anreiz bieten wollen. Immerhin aber fällt der sichere Zins sogar höher aus als die laufende Verzinsung in der Klassik und der Neuen Klassik“, so Heermann.

Dort hatte die laufende Verzinsung nach Auswertungen von Assekurata 2017 im Branchenschnitt bei 2,61 oder 2,44 Prozent gelegen.

Finanz- und Deklarationskraft bei Indexpolicen wichtig

In der Studie stellt Assekurata viele Tarifmerkmale der untersuchten Indexpolicen hinsichtlich der spezifischen Beteiligungsmechanismen und Zielinvestments heraus. Daran wird deutlich, dass ein Vergleich mit (neuen) klassischen Rentenversicherungen nur bedingt aussagekräftig ist. Vielmehr weisen Indexpolicen ganz eigene, im Detail aber auch sehr unterschiedliche Eigenschaften auf, für die sich ein unmittelbarer Produktvergleich anhand nur eines bestimmten Kriteriums verbietet. Letztlich unterscheiden sich auch Garantie- und Kapitalwerte von Indexpolicen mitunter deutlich, wie folgende Tabelle offenbart.

„Angesichts der Vielfalt der Garantieelemente und der Bedeutung der Überschussbeteiligung sollten Kunden auch bei Indexpolicen unbedingt die individuelle Finanz- und Deklarationskraft der Anbieter ins Kalkül ziehen“, resümiert Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will aus der Marktstudie 2017.

Die Marktstudie 2017 einschließlich vieler Einzelauswertungen kann hier auf der Internetseite bestellt werden. Auf diesen Seiten finden Interessenten auch alle Assekurata-Ratingberichte kostenlos zum Download. (db)