Immobilienmarkt lässt sich von Corona nicht beeindrucken

17.11.2020

Foto: © Sergey - stock.adobe.com

Der Immobilienboom dürfte auch von der Corona-Krise nicht gestoppt werden. Auch die Zahlungsfähigkeit der Wohnkosten bleibt von der Krise unberührt. Das zeigt eine Studie der ING, die zudem deutlich macht, dass die Deutschen bezüglich der Mietregulierung gespalten sind.

Die Preise am Immobilienmarkt kannten in jüngerer Vergangenheit nur eine Richtung: Steil nach oben. Selbst die aktuelle Wirtschaftskrise dürfte daran nur wenig ändern. So zeigen erste Daten, dass sich der Preisanstieg allenfalls verlangsamt. Diese Entwicklung wird auch bei den deutschen Verbrauchern wahrgenommen, wie aus der ING International Survey hervorgeht, die die ING in 13 europäischen Ländern durchgeführt hat. Von den deutschen Befragten gaben 56 % an, dass sie für die kommenden 12 Monate steigende Immobilienpreise erwarten. Damit liegen die Befragten hierzulande leicht über dem europäischen Durchschnitt von 54 %. Der Schnitt wird vor allem von den bevölkerungsrechnen Ländern Westeuropas nach unten gezogen.

Dennoch sind die Einschätzungen der Deutschen deutlich zurückhaltender als früher: So wurde in diesem Jahr bezüglich der Preissteigerungserwartungen der niedrigste Wert seit Beginn der Datenreihe im Jahr 2013 gemessen. Zudem erwarten 7 % der Befragten, dass die Preise fallen, was einen neuen Höchstwert darstellt.

Krise kein finanzielles Problem für das Wohnen

Deutschland rühmt sich gerne damit, mit der Corona-Pandemie besser umzugehen als andere Länder. Zumindest in finanzieller Hinsicht mag das (bislang noch) stimmen. So ist auch in Zeiten der größten Krise in der Geschichte der Bundesrepublik der Anteil der Befragten, die Schwierigkeiten mit ihren Miet- und Hypothekenzahlungen haben, weiterhin sehr niedrig und liegt unter dem europäischen Durchschnitt. So gaben gerade einmal 13 % der deutschen Umfrageteilnehmer an, dass es ihnen „schwer“ oder „sehr schwer“ falle, die Kosten für ihre eigenen vier Wände aufzubringen, im europäischen Durchschnitt sind 20 % der Befragten von solchen Problemen betroffen. Erstaunlich ist vor allem, dass dieser Wert trotz der Krise sogar niedriger liegt als bei der Vorjahresumfrage. Ein wesentlicher Grund hierfür könnte sein, dass durch den Lockdown so manche Gelegenheit weggefallen ist, Geld auszugeben. So führt die EZB bspw. den Anstieg des Sparvermögens in der Eurozone auf „unfreiwilliges Sparen“ mangels Konsumgelegenheiten zurück. In der zweiten Welle der Pandemie könnte sich das jedoch in ein „Vorsichtssparen gedreht haben.

Zudem zeigen die Umfrageergebnisse, dass sowohl in Deutschland als auch in Europa die Probleme beim Aufbringen der Wohnkosten vor allem ein Problem von Mietern und weniger von Eigenheimfinanzierern sind. Das könnte damit zusammenhängen, dass letztere besser über ihre finanzielle Situation Bescheid wissen, weil Banken vor Vergabe eines Immobilienkredits einen Haushaltsplan aufstellen und prüfen, ob die Hypothekenraten für den Antragssteller auch dauerhaft tragbar sind.

Gespaltene Meinung zu Regulierung

Ein Dach über dem Kopf zu haben gehört zu den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen, weshalb Politiker mit dem Thema Wohnen leicht Wählerstimmen generieren können – auch mit zweifelhaften Maßnahmen, Stichwort Mietregulierung. Bereits seit 2015 können Bundesländer mittels der Mietpreisbremse in angespannten Wohnungsmärkten die Mietanstiege bei Neuverträgen bremsen. Berlin hat Anfang des Jahres sogar einen Mietpreisdeckel eingeführt. Über die Verfassungsmäßigkeit dieser Regelung wird derzeit noch juristisch gestritten. In der Bundeshauptstadt hat zudem eine Bürgerinitiative ihren Ursprung, die den Wohnungsbestand großer Immobilienunternehmen vergesellschaften und damit bezahlbaren Wohnraum schaffen will. Dass solche Maßnahmen nicht zwangsläufig den gewünschten Effekt haben, sondern sogar das Gegenteil bewirken können, ist vielen Deutschen durchaus bewusst. So gaben in der ING-Umfrage 46 % der Studienteilnehmer an, dass sie die Mietpreisbremse für kein effektives Instrument zur Regulierung des Marktes halten. Bezüglich des Mietendeckels und der Vergesellschaftung halten sich Zustimmung und Ablehnung die Waage. (ahu)