Immer noch mehrere Welten beim Einkaufen
15.11.2016
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Briten sind Vorreiter beim Online-Einkauf, während Italiener dies noch sehr selten tun. In Deutschland erfreut sich Bargeld nach wie vor großer Beliebtheit, in den Niederlanden und Schweden ist es hingegen auf dem absteigenden Ast.
Der Immobilienberater Colliers International hat das Einkaufverhalten in verschieden Ländern untersucht. Dabei kam heraus, dass der Online-Einkauf weltweit weiterhin an Attraktivität gewinnt. Das Kaufverhalten und die Art der Bezahlung ist allerdings in den einzelnen Ländern teilweise sehr unterschiedlich.
Der bedeutendste europäische Markt für E-Commerce ist Großbritannien, wo der jährliche Online Umsatz 160 Mrd. US-Dollar beträgt. Besonders die ältere Generation weiß die bequeme Form des Einkaufens zu schätzen. So kaufen 78 % aller Internetnutzer über 65 Jahre online ein. Weit weniger offen gegenüber dem Online-Handel sind die Italiener, die von allen Westeuropäern am seltensten das Internet zum Einkaufen nutzen. Das liegt sicherlich auch daran, dass das Internet hier nicht so verbreitet ist. So haben nur 68 Prozent der Bevölkerung Zugang hierzu und lediglich 26 Prozent nutzen es zum Einkaufen.
Sabine Schulz, Head of Retail Letting bei Colliers International in Deutschland: „Eigentlich könnte man davon ausgehen, dass das Einkaufsverhalten in einer globalisierten Welt immer einheitlicher wird. Allerdings zeigt unsere Studie, dass die Art, wie Menschen einkaufen und für die erstandenen Produkte bezahlen, sehr unterschiedlich bleibt. Diese Verhaltensmuster sind für Einzelhändler und auch für die Entwickler und Eigentümer von Einzelhandelsflächen von hoher Bedeutung. Auf der einen Seite hat die Ausbreitung des Online-Handels zweifelsohne einige Einzelhändler in ihrer Expansionsstrategie gebremst. Aber auf der anderen Seite ist eine wachsende Nachfrage nach Immobilien zu verzeichnen, da reine Online-Marken oft auch stationäre Läden eröffnen und Lagerflächen benötigt werden, um die Abwicklung von Online-Aufträgen zu unterstützen.”
Im Colliers-Report wurde zudem untersucht, wie die Kunden in den einzelnen Ländern ihre Einkäufe bezahlen. Die beliebteste Variante ist immer noch die klassische Barzahlung, die sich besonders in China, Russland, Spanien, Deutschland, Polen und Italien großer Beliebtheit erfreut. Bei unseren westlichen Nachbarn in Frankreich ist die in Deutschland fast ausgestorbene Zahlung mit Schecks noch weiter verbreitet als in anderen europäischen Ländern. In den Niederlanden und Schweden ist Bargeld immer mehr auf dem Rückzug. Dort werden inzwischen Plattformen wie beispielsweise der Online-Service von iDEAL und Swish, genutzt. Letzteres ist eine schwedische App, die ursprünglich entwickelt wurde, damit Freunde sich eine Restaurantrechnung teilen können. Sie wird aktuell von mehr als der Hälfte der Bevölkerung in dem skandinavischen Land genutzt.
Weil die Konsumenten im Online-Handel zunehmend auf ausländischen Webseiten einkaufen, steigt der Anteil der grenzübergreifenden Transaktionen in diesem Segment an. Die Händler reagieren darauf und bieten mehrere Bezahlmethoden und liefern ihre Ware in fast alle Regionen der Welt, womit sie ihren Umsatz deutlich steigern können. Die größten Exporteure im Online-Handel sind Großbritannien, die USA, China und Deutschland. Bis 2020 werden 45 % aller Online-Käufe im Ausland getätigt werden. Bis dahin wird sich das Volumen der grenzüberschreitenden Käufe voraussichtlich mehr als vervierfachen und auf eine Billion US-Dollar ansteigen, nachdem sie im Jahr 2014 noch bei 230 Mrd. Dollar lag.
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