HSBC exklusiv: Mandy Chan zur aktuellen Marktlage in China

07.02.2013

Der zwölfte Fünf-Jahres-Plan der chinesischen Regierung wurde jüngst präsentiert. Mandy Chan, Fondsmanagerin des HSBC GIF Chinese Equity, gibt eine aktuelle Einschätzung zur Lage in China.

(fw/ah) "Die Regierung hat kürzlich auf der Sitzung des Nationalen Volkskongresses ihren zwölften Fünf-Jahres-Plan verkündet. Was steht im Fokus des Plans?

Ein Schwerpunkt ist der Konsum, der künftig weiter angekurbelt werden soll. China steht vor einem strukturellen Wandel. Statt auf Investitionen und Export konzentriert sich die Regierung in Zukunft auf den Ausbau des inländischen Konsums. Die Regierung will die Löhne in den kommenden fünf Jahren um 13 Prozent pro Jahr erhöhen. Bisher sind sie jährlich um zehn Prozent gestiegen. Das 13-Prozent-Ziel hat grundsätzlich positiv überrascht. Zudem will die Regierung neun Millionen neue Arbeitsplätze schaffen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem sozialen Wohnungsbau. Die Sparrate ist in China sehr hoch. Ende

2008 lag sie bei rund 35 Prozent. Ein Grund für die Sparsamkeit der Chinesen ist die fehlende soziale Absicherung. Sie legen ihr Geld vor allem fürs Wohnen und für Krankheitskosten zurück. Ziel der Regierung ist es, die Sparrate zu senken und das Vertrauen der Bürger zu erhöhen, damit sie mehr Geld ausgeben. Dazu will die Regierung in den nächsten fünf Jahren 36 Millionen kostengünstige Wohnungen bauen. Das sollte reichen, um etwa 20 Prozent der städtischen Bevölkerung mit staatlich gefördertem Wohnraum zu versorgen. Für dieses Jahr plant die Regierung den Bau von zehn Millionen Wohnungen, was in etwa der Hälfte der angebotenen Wohnfläche in China entsprechen würde. Dies sollte auch helfen, das strukturelle Ungleichgewicht und die soziale Disharmonie im Land zu beseitigen. Ein anderer Bereich, um den sich die Regierung künftig verstärkt kümmern will, ist der Energieverbrauch. Für die vergangenen Jahre hatte die Regierung geplant, den Kohlendioxidausstoß um 20 Prozent zu reduzieren. In den nächsten fünf Jahren soll er um 17 Prozent sinken. Das neue Ziel liegt zwar unter den anfänglichen Markterwartungen. Aber ich denke, Sektoren aus dem Bereich der alternativen Energien - wie etwa Solar - werden weiterhin von diesem Trend profitieren. Solarenergie macht zurzeit 1,1 Prozent des chinesischen Energieverbrauchs aus. Der Anteil wird sich in einem Jahr verfünffacht haben.

Die Regierung hat für das Wirtschaftswachstum bis 2015 eine Zielmarke von sieben Prozent pro Jahr gesetzt. Warum hat sie ein so niedriges Ziel gewählt? Wird sich das chinesische Wachstum künftig verlangsamen?

Das ist eine sehr berechtigte Frage. Im elften Fünf-Jahres-Plan lag das Wachstumsziel bei 7,5 Prozent. Tatsächlich ist das reale Bruttoinlandsprodukt jedoch während der Periode um 11,1 Prozent gewachsen. Ich denke, die Regierung tendiert zu konservativen Zielsetzungen, um diese zu erreichen oder zu übertreffen."

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