Höhere Volatilität bietet Chancen

20.02.2017

George Efstathopoulos, Multi-Asset-Experte bei Fidelity International / Foto: © Fidelity International

Weltweit beherrschen beispiellose politische und wirtschaftliche Unsicherheiten die Schlagzeilen. Zugleich gehen die Kennzahlen zur Aktienvolatilität zurück. Dieser Widerspruch erklärt sich wie folgt: Teil des Problems ist, dass die aktuellen Kennzahlen zur Marktvolatilität als Risikobarometer zu wünschen übrig lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass schwankungsarme Phasen Anleger zu selbstzufrieden machen und dem Hang zur Konsenspositionierung Vorschub leisten. Die Folge ist ein sich selbst verstärkender Trend an den Märkten mit noch weniger Volatilität, mit dem jedoch zugleich die Gefahr eines plötzlichen Stimmungsumschwungs steigt.

In den letzten vier Jahren wurde dieses Anlegerverhalten durch die Politik der Zentralbanken noch verstärkt. Ungewöhnlich niedrige Zinsen und Anleihenkäufe haben Anleger in riskantere Anlageklassen getrieben. Das hat die Preise angefacht und die Volatilität gedämpft. Tatsächlich ist die realisierte Aktienvolatilität gegenwärtig nicht weit von den 2006/2007 erreichten Allzeittiefs entfernt. Sporadische Überraschungen haben jedoch immer wieder massive Kursverluste ausgelöst und verdeutlichen die mit dem aktuellen Umfeld einhergehenden Risiken.

An den Märkten dreht der Wind

Aber langsam dreht sich an den Märkten der Wind. Die US-Notenbank hat den Politikwechsel bereits vollzogen und erhöht die Zinsen. Auch die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan haben ihre Taktik geändert, nachdem ihre geldpolitischen Maßnahmen mit Negativzinsen und immer neuen quantitativen Lockerungen zunehmend wirkungslos verpufften. Den Pfad der quantitativen Lockerung haben sie zwar noch nicht ganz verlassen. Anleger können sich aber nicht länger darauf verlassen, dass die Zentralbanken automatisch den Geldhahn weiter aufdrehen und Wirtschaft und Märkte stützen, wenn sich die Lage verschlechtert.

Ein Beleg, dass die Geldpolitik ihre tragende Rolle für Wirtschaft und Finanzmärkte an die Haushaltspolitik abgeben hat, könnte der jüngste Volatilitätsrückgang bei Aktien und die starke Ausrichtung vieler Portfolios auf mehr Wachstum und Inflation sein.

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