Hochzinswährungen – auf die Auswahl kommt es an

14.10.2016

Alwin Schenk, Portfoliomanager bei Sal. Oppenheim

Negativzinsen in vielen Volkswirtschaften treiben die Anleger in Hochzinswährungen und im Rahmen von Carry Trades werden sogar Kredite in Niedrigzinswährungen aufgenommen, um sie in Hochzinswährungen zu investieren. Aber nicht alle Hochzinswährungen profitieren im gleichen Maße von dieser Strategie und es ist zu vermuten, dass neben der absoluten Höhe des Zinsniveaus weitere Kriterien die relative Attraktivität von Währungen bestimmen. Besonders relevant dürfte dabei die Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten sein.

Rohstoffwährungen

Die Risikofreude respektive Risikoaversion der Anleger ist eine wesentliche Determinante für die Nachfrage nach Hoch- beziehungsweise Niedrigzinswährungen und nur in seltenen Fällen ist eine gleichzeitige Schwäche oder Stärke von Hoch- und Niedrigzinswährungen gegenüber dem Euro zu beobachten. Im laufenden Jahr war das anders: Sowohl der japanische Yen, der um 15 % kletterte, als auch der brasilianische Real, der 18 % zulegte, werteten deutlich gegenüber der Gemeinschaftswährung auf. Dabei profitierte die japanische Devise von ihrer Funktion als sicherer Hafen, während den Real offenbar die Entwicklung an den Rohstoffmärkten stützte. Dafür spricht auch die relative Stärke bei anderen Rohstoffwährungen wie beim russischen Rubel oder beim südafrikanischen Rand. Als Rohstoffwährung gelten Devisen von Ländern, in denen der Rohstoffexport einen dominanten Anteil an den gesamten Ausfuhren einnimmt beziehungsweise in denen ein signifikanter Teil des Bruttoinlandsproduktes durch die Rohstoffgewinnung generiert wird. Hierzu gehören sowohl Währungen entwickelter Volkswirtschaften als auch diejenigen von Emerging Markets. Neben Australien, Norwegen, Neuseeland und Kanada sind vor allem Brasilien, Russland, Südafrika und Chile zu nennen. Im Portfoliokontext erscheinen Rohstoffwährungen interessant, da die gleichzeitige Berücksichtigung von Hoch- und Niedrigzinswährungen das Risiko diversifiziert und ein positiver Trend an den Rohstoffmärkten die Wertentwicklung begünstigt.

Bodenbildung

Rohstoffpreise sind volatil, aber ungeachtet ihrer Schwäche im dritten Quartal zeichnet sich eine Bodenbildung ab und auf mittlere Frist rechnen wir mit wieder steigenden Preisen. Davon werden die Rohstoffwährungen aber weder unisono noch in gleichem Umfang profitieren. Russland, Kanada, Brasilien und Norwegen sind wichtige Ölproduzenten, somit ist der Außenwert ihrer Währungen positiv mit dem Ölpreis korreliert. Australien fördert vor allem Industriemetalle und Kohle, daher hängen die Exportperspektiven von der chinesischen Nachfrage ab. Als der nach China zweitgrößte Goldproduzent würde Australien ebenso wie Russland und Südafrika von einer Flucht in das Edelmetall profitieren. Neuseeland exportiert nahezu ausschließlich Agrarprodukte. Betrachtet man die Korrelationen der Rohstoffwährungen, stechen vergleichsweise hohe Werte für den australischen Dollar und niedrige Werte für die norwegische Krone ins Auge. Nahezu allen Rohstoffwährungen ist gemein, dass sie mit Ausnahme der chinesischen Währung eine negative Korrelation zum US-Dollar aufweisen. In der Relation zum Euro werten sie zumeist dann auf, wenn der US-Dollar sinkt, und geraten unter Druck, wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro zulegt. Das hat er aufgrund der divergierenden Zinspolitik von Fed und EZB seit 2014 getan, aber auch hier zeichnet sich eine Bodenbildung ab. Hochzinswährungen unterscheiden sich nicht allein hinsichtlich des Zinsniveaus. Unterschiede bestehen auch hinsichtlich ihrer Abhängigkeit von den Rohstoffmärkten beziehungsweise -segmenten. Im Rahmen der Asset Allokation halten wir Hochzinswährungen aktuell für attraktiv, da ihre Risikoprämien hoch sind und die Kombination mit Niedrigzinswährungen das Portfoliorisiko diversifiziert.

Kolumne von Alwin Schenk, Portfoliomanager bei Sal. Oppenheim

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