„Hier werden Renditepotenziale verschenkt“

30.03.2020

Dr. Tobias Schmidt, CEO der f-fex AG / Foto: © f-fex

Eine Untersuchung der f-fex AG macht deutlich, dass viele fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen das gute Börsenjahr nicht nutzen konnte. Bei der Performance kommen auch die Fondsgesellschaften nicht gut weg.

2019 war ein gutes Börsenjahr und hat damit den Anbietern von fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen ein außergewöhnlich gutes Geschäftsjahr beschert. So verzeichneten einige Fondsportfolios Wertzuwächse von 20 % und mehr. Jedoch macht die schlechte Fondsqualität des Anlagestocks der deutschen Versicherer deutlich, dass Anbieter und mandatierte Fondsgesellschaften diesen Erfolg nicht für sich reklamieren können. So wurde auch im vergangenen Jahr das durch das positive Marktumfeld vorgelegte Renditepotenzial für die anvertrauten Kundengelder nicht ausgeschöpft. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Studie der f-fex AG über den Fondspolicen-Markt in Deutschland. Für die Untersuchung wurden 77 Fondspolicen-Anbieter und 176 Fondsgesellschaften im Detail analysiert und bewertet. „Immerhin gibt es beim Neugeschäft inzwischen vielversprechende Anlagekonzepte, die den Kunden über den Tag des Vertragsabschlusses hinaus mit intelligent gemanagten Portfolios oder kontinuierlich bereitgestellten, digitalen Beratungstools versorgen, so dass die Wahrscheinlichkeit, nachhaltig Outperformance zu generieren, zunehmen sollte“, so Dr. Tobias Schmidt. Laut dem CEO der f-fex AG blieben jedoch viele Portfolios des Bestandsgeschäfts ohne Unterstützung durch Versicherer oder Berater, womit ungünstige Zusammenstellungen von unterdurchschnittlichen Fonds häufig dauerhaft weiter bespart werden. „Hier werden Renditepotenziale verschenkt, die unbedingt gehoben werden sollten, wenn die Ablaufleistung zum Vertragsende halbwegs mit den Projektionen, die bei Vertragsabschluss in Aussicht gestellt wurden, übereinstimmen soll. Unter Einbeziehung unvorhersehbarer Marktrisiken, wie wir sie aktuell mit der Corona-Krise erleben, gilt dies noch viel mehr“, so Schmidt weiter.

Große Unterschiede zwischen den Gesellschaften

In der Fondsqualität des Anlagestocks gibt es zwischen den anbietenden Lebensversicherern zum Teil erhebliche Unterschiede. Am besten schneiden bei der hierfür herangezogenen durchschnittlichen Fondsratingnote (volumengewichtet) die großen Versicherer wie Zurich, R+V und Cosmos ab. Am Ende des Rating befinden sich Volkswohl Bund, Gothaer und Nürnberger, die zudem bei der Verteilung des Ratings über den Anlagestock nicht gut wegkommen. Bei Gothaer und Nürnberger sind 44 bzw. 45  % des Anlagestocks in schwach bis sehr schwach bewertete Fonds investiert.

Die beste Outperformance der großen Gesellschaften erzielte die Provinzial Nordwest mit 7,3 %. Mit deutlichem Abstand folgen die R+V und die Alte Leipziger mit 4,6 % bzw. 4,5 %. Am Ende befinden sich die WWK mit 0,2 %, die Allianz mit 0,1 % und die Gothaer mit minus 0,5 %.

Auch beiden Fondsgesellschaften ist die Qualitätsspanne der bei den Fondspolicen eingesetzten Fonds große. Während die im Anlagestock stark vertretenen Gesellschaften wie Lyxor, BlackRock und DWS mit vergleichsweise hohen durchschnittlichen Fondsratingnoten hervorstechen, bilden Oddo BHF, Franklin Templeton und Carmignac die Schlusslichter. Die Rangliste der Outperformance der großen Gesellschaften mit von Union Investment angeführt (4,6 %). Dahinter folgen AXA (3,6 %) und DWS (3,4 %). Schlusslichter sind die INKA (- 2,6 %), Oddo BHF (-3,8 %) und Franklin Templeton (- 5,1 %). (ahu)