Herausforderungen für Retailbanken und Family Offices

18.05.2020

Frieder Olfe / Foto: © imug rating

Ist es vermessen anzunehmen, dass der Trend zu nachhaltigem Investieren auch in der Post-Corona-Zeit Bestand haben wird? Wohl kaum. Mitunter haben entsprechende ESG-Fonds den kürzlich stattgefundenen Crash besser verkraftet/abgefedert als Fonds ohne dezidierten Nachhaltigkeitsbezug. Nachstehend eine Analyse der sich daraus ergebenden Herausforderungen für Retailbanken und Family Offices.

"Das Thema Nachhaltigkeit scheint sich auf Finanzinstitute vor allem durch Regulatorik auszuwirken. Compliance mit der EU-Disclosure-Verordnung und die EU-Taxonomie sorgen für Unruhe und einen Run auf ESG-Daten, kurz für Environment, Social und Governance. Davon unbemerkt zeichnet sich seit einigen Jahren jedoch ein weiterer Trend ab: Der Generationenwechsel bei Privatkunden und innerhalb vermögender Familien bringt eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen mit sich. Was steckt hinter dem sich abzeichnenden Paradigmenwechsel und wie können Finanzinstitute den Beratungsanforderungen gerecht werden?

Treiber nachhaltiger Geldanlagen

Die öffentliche Debatte um nachhaltige Finanzen fokussiert sich derzeit vor allem auf Compliance mit immer neuen Regelwerken: Schon 2018 befand eine Studie der Europäischen Sustainability Reporting Initiative (EuroSIF 2018), dass die legislativen Initiativen der Europäischen Kommission der zentrale Treiber für die Entwicklungen auf der Angebotsseite sind. 2020 zeichnen sich die ersten Umsetzungen an. Mit der EU-Disclosure-Verordnung sind Finanzinstitute bald angehalten, über nachhaltige Produkte transparent zu berichten. Noch stärker diskutiert wird die sogenannte EU-Taxonomie, die – zunächst beschränkt auf den Bereich Klima und einige soziale Mindestanforderungen – eine Art Definition für den Begriff „Nachhaltigkeit“ bieten soll. Beide Themen befeuern künftig den Bedarf nach ESG-Daten, die ebenjene Nachhaltigkeit bei Emittenten offenlegt und verfügbar macht. Solche Daten liefern einige Pioniere unter den Nachhaltigkeitsrating-Agenturen wie etwa Vigeo Eiris bereits seit mehr als 25 Jahren. Nun wird das Nischenthema zum neuen Status Quo.

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