Hat die amerikanische Notenbank eine neue Lawine losgetreten?

13.08.2014

Thomas Meyer

Vergangenes Jahr waren die Äußerungen vom damaligen Notenbankpräsidenten Ben Bernanke über einen möglichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik Auslöser für einen deutlichen Anstieg der Renditen für Anleihen.

Dabei traf es die Emerging Markets besonders hart. Vor wenigen Wochen nun äußerte die Fed Bedenken wegen der Liquidität in einigen Segmenten des Anleihemarkts. Nach den immensen Mittelzuflüssen in Anleihefonds hat die amerikanische Notenbank die Sorge, dass bei einem plötzlichen (Meinungs-)Umschwung die nötige Liquidität fehlt, um die Anleihen am Markt zu platzieren. Mich wundert es, dass die Fed erst jetzt auf dieses Szenario aufmerksam wird. Durch die verschärfte Finanzmarktregulierung haben sich sehr viele Finanzinstitute aus dem Handel zurückgezogen oder die Limits für mögliche Geschäfte deutlich reduziert. Dabei bezieht sich dieser Umstand nicht nur auf den spekulativen Bereich (High Yield). Auch bei Unternehmensanleihen mit einem Investment Grade Rating kann der Verkauf von Positionen zum Problem werden. Gerade in Phasen mit höherer Volatilität werden die Handelslimits (weiter) reduziert.

Gleichzeitig haben mehr Unternehmen in den vergangenen Jahren direkt den Kapitalmarkt für Ihre Finanzierung genutzt, da die Banken nicht willens oder in der Lage waren, den Kreditbedarf zu erfüllen. Da die Renditen bei Anleihen über alle Segmente hinweg nur eine Richtung kannten, war die Aufnahme für neues Material entsprechend gut. Dabei störte es zuletzt auch immer weniger, dass die Qualität schlechter wurde. Viele Anleger akzeptieren auf der Suche nach Rendite auch diese Unwägbarkeiten und tun es weiterhin. Sollte sich der Trend fallender Renditen umkehren, kann es durchaus zu einem Szenario mangelnder Liquidität kommen. Davon werden dann sowohl aktiv als auch passiv gemanagte Produkte betroffen sein. Der Vorteil aktiver Produkte kann dann allerdings sein, dass die Qualität der Papiere im Portfolio so gut ist, dass die Nachfrage schneller wieder zurückkehrt und damit das wichtigste Element solcher Portfolios herauskommt: Outperformance!

Ob Panik ein guter Ratgeber ist, kann wohl verneint werden. Wir befinden uns absolut und auch relativ gesehen auf einem sehr niedrigen Renditeniveau. Eine Gegenbewegung wäre nicht ungewöhnlich und auch gesund. Wie bei den Emerging Market Bonds in 2013 wird wohl auch bei den High Yield Bonds zukünftig wieder mehr auf die Qualität geachtet werden (müssen). Der Hunger nach Rendite bleibt bei den Perspektiven in Europa weiterhin bestehen. Sollten die politischen Unsicherheiten sich nicht verschärfen, könnte nach einer Phase der Irritation wieder „Normalität" einkehren. Doch: Qualität bleibt ein wichtiges Kriterium!

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(Autor: Thomas Meyer_ Country Head Germany PETERCAM S.A.)