Handelskriege bleiben die größte Gefahr für die Weltwirtschaft

28.10.2020

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Zum 26. Mal in Folge hat die Schweizer Großbank UBS ihre jährliche „Reserve Manager“ Umfrage veröffentlicht. Devisenmanager aus 30 Zentralbanken nahmen an der Befragung von Juli bis September 2020 teil. Während die Corona-Krise bislang nur einen moderaten Einfluss auf das Devisen-Management hatte, sind es vor allem mögliche Handelskriege, die den Zentralbanken im Hinblick auf die Weltwirtschaft am meisten Sorgen bereiten.Die wichtigsten Ergebnisse:

Ausblick Weltwirtschaft

Zum dritten Mal in Folge sind es Handelskriege, die 81 % der befragten Verantwortlichen der Zentralbanken im Hinblick auf die Weltwirtschaft am meisten befürchten. Danach folgen mit jeweils 72 % eine globale Rezession in Kombination von deflationären Trends sowie die politischen Entwicklungen in den USA. Im Vergleich dazu machten sich im vergangenen Jahr nur 30 % Sorgen um die US-amerikanische Politik.

Folgen der Corona Krise

Die Corona-Krise beeinflusste die Befragten indes nur moderat; mehr als die Hälfte, 58 %, gaben an, dass die Krise "mäßige" Auswirkungen auf ihre Investitionstätigkeiten hatte; schwere Auswirkungen erfuhren dagegen nur 19 % beziehungsweise sehr schwere 16 % der Befragten.

Die meisten Teilnehmer, 41 %, erwarten einen Anstieg des globalen Bruttosozialprodukts von mehr als 6 % für das Gesamtjahr 2020 – vor allem gestützt durch staatliche Subventionen gegen die Corona Krise. 90 % der Befragten gehen zudem davon aus, dass nach der Corona-Krise vor allem die entwickelten Märkte in einer besseren Ausgangslage sein werden. Die Erholung wird ihrer Meinung nach U-förmig verlaufen.

Bis ein Impfstoff gefunden ist, gehen 42 % davon aus, dass weitere Shutdowns in großen Volkswirtschaften folgen könnten und diese nochmals entsprechend erschüttern werden.

Die einschneidendsten langfristigen Folgen durch die Corona-Krise sehen die meisten der Teilnehmer mit 78 % in einer globalen Wirtschaftsflaute. 66 % sehen die Gefahr von unüberschaubaren Schuldständen, 59 % befürchten deflationäre Entwicklungen und ein verringertes Investmentumfeld.

Allokation der Devisenreserven

Die Hälfte der Teilnehmer gaben an, dass sie während des Corona Lockdowns im März, Risiken in ihren Portfolios abgebaut haben. Unter denen, die bereits in Aktien investiert waren, haben 40 % während des Abschwungs nochmals gekauft. 16 % erhöhten in dieser Zeit ihre Investments in Alternatives. Zudem gaben 75 % der Befragten an, dass die Covid-19 Krise Nachfragen nach ESG Investments weiter stützt. Insgesamt änderten 50 % der Teilnehmer ihre strategische Asset Allokation in den letzten 12 Monaten

(Vorjahr: 45 %) und weitere 56 % (Vorjahr: 45 %) sagten, dass sie in den nächsten 12 Monaten erneut Änderungen in ihrer Vermögensallokation vornehmen wollen.

Lediglich 3 % der Befragten gaben an, dass sie erwägen, in illiquide Anlageklassen wie Infrastruktur oder Immobilien zu investieren, verglichen mit 24 % im Vorjahr. 13 % antworteten, dass sie vor kurzem passiv verwaltete Vermögenswerte in aktive Verwaltungsstrategien verschoben oder dies in Erwägung gezogen haben, verglichen mit 19 % im Vorjahr.

Vor allem Gold war unter den befragen Zentralbanken wieder gefragt. 41 % der Teilnehmer bejahten, dass sie Goldbestände in die Strategische Asset Allokation ihrer Reserveverwaltungsportfolios integrieren, während 59 % Gold getrennt behandeln.

Zins- und Währungspolitik

Bei der Frage um eine mögliche Zinserhöhung sehen 44 % der Befragten die Fed erst 2023 aktiv werden; 22 % sogar erst nach 2023. Bei der EZB sind sich dagegen 61 % sicher, dass eine Zinserhöhung erst nach 2023 möglich wird.

Die globale Dominanz des US-Dollars bleibt bestehen. 50 % der Teilnehmer investierten in den vergangenen 12 Monaten in Anlagen, die auf den US-Dollar laufen. Die Nachfrage nach auf in Euro laufenden Produkten bleibt dagegen, mit 28 %, relativ gering. Die chinesische Währung RMB setzt ihren "Marathon", eine wichtige Reservewährung zu werden, fort. 33 % der Teilnehmer investierten auch in den RMB. (ah)