Handelskrieg belastet Mittelstand

22.01.2019

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Seit Monaten bestimmt der Handelskonflikt zwischen den USA und China und ein drohender zwischen den USA und Europa die Schlagzeilen. Das wirkt sich auch auf den deutschen Mittelstand aus. Viele Unternehmen rechnen wohl auch damit, dass die Zinsen bald steigen werden.

Gestern gab der IWF bekannt, dass er seine Konjunkturprognose für Deutschland für dieses Jahr von 1,9 % auf 1,3 % gesenkt hat. Auch innerhalb des deutschen Mittelstands trübt sich die Konjunkturwartungen für 2019 ein, wie aus der Studie „Finanzierungsmonitor 2019“ von creditshelf hervorgeht. Darin gaben 47 % der befragten Mittelständler an, dass ihr Geschäft von den aktuellen globalen Handelsstreitigkeiten beeinflusst werde. Die Hälfte der Betriebe berichtete darüber, dass ihr Zugang zu Krediten schwieriger sei als noch vor 12 Monaten.

„Wie unsere Studie weiter zeigt, haben die Unternehmen aber noch nicht auf Krisenstimmung geschaltet“, erklärt Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf. „So rechnet die Mehrheit der befragten Finanzentscheider damit, dass sie nach den bereits in 2018 erfolgten Anpassungen zunächst keine weiteren Verschlechterungen der Finanzierungskonditionen treffen werden.“

Auch Prof. Dr. Dirk Schiereck, der den „Finanzierungsmonitor“ seit seiner ersten Auflage im Jahre 2016 wissenschaftlich begleitet, beobachtet zwar eine erhöhte Aufmerksamkeit aber noch keine wirkliche Unruhe bei den Unternehmen. „Die aktuellen Erfahrungen mit Strafzöllen und Einfuhrkontingenten sollten dennoch Warnung genug an die Unternehmen sein, eine wetterfeste Finanzierungsstruktur aufzubauen, falls dies noch nicht geschehen ist“, so der Finanzierungsexperte von der TU Darmstadt.

In diesem Zusammenhang dürfte auch die Suche nach alternativen Finanzierungen neben dem klassischen Bankkredit an Bedeutung gewinnen. „Nicht zuletzt in wirtschaftlich und geopolitisch unruhigen Zeiten, sollten Unternehmen sich rechtzeitig weitere Optionen erschließen, um stets handlungsfähig zu bleiben“, rät creditshelf-Gründer Bartsch.

Werden steigende Zinsen vorausgeahnt?

Seit März 2016 liegt der Leitzins in der Eurozone bei 0 % und damit auf einem für Schuldner traumhaften Niveau. Viele Mittelständler ahnen aber offenbar, dass die Tage der Niedrigzinsen bald gezählt sein könnten. „Wir beobachten etwa auf unserer Plattform, dass die Unternehmen tendenziell größerer Kreditvolumina und längere Laufzeiten nachfragen, um sich das immer noch niedrige Zinsniveau so lange wie möglich zu sichern“, erklärt creditshelf-Vorstand Bartsch. „So hat sich die durchschnittliche Kredithöhe der creditshelf-Kunden gegenüber dem Vorjahr beispielsweise um rund 20 % erhöht.“ (ahu)

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