Handel ist Wandel

12.10.2022

Stephan Witt, FiNUM.Private Finance AG / Foto: © FiNUM

Der Einzelhandel ist laut Handelsverband Deutschland mit 300.000 Unternehmen und einem Umsatz von aktuell rund 607,1 Milliarden Euro die drittgrößte Wirtschaftsbranche nach Industrie und Handwerk. Jeden Tag kaufen 50 Millionen Menschen im deutschen Einzelhandel ein. Das umfasst den Supermarkt, den Gemüsehändler nebenan, das Kaufhaus und das Internet, den Fachhandel und das Shoppingcenter. In der Gesamtbetrachtung konnte der Einzelhandel in Deutschland die Umsätze in der Vergangenheit kontinuierlich steigern. Selbst in den von Corona geprägten Jahren 2020 und 2021 ist der Umsatz gewachsen.

Einer der ökonomisch wichtigsten Subbranchen ist der stationäre Lebensmitteleinzelhandel, dessen Umsatz hierzulande im Zeitraum 2009 bis 2020 um rund 61 Mrd. Euro zugelegt hat. Damit lag das Wachstum des stationären Lebensmitteleinzelhandel innerhalb dieses Zeitraums in etwa gleichauf mit der Entwicklung des für seine besondere Wachstumsstärke bekannten Nonfood-Onlinesektors. Von diesem hohen Niveau stieg der Jahresumsatz im deutschen Lebensmittelhandel weiter an – auf mittlerweile über 149 Milliarden Euro.

Davon entfällt der Großteil auf die Platzhirsche Edeka, Rewe, die Schwarz- Gruppe und Aldi. Zusammen kommen diese vier Unternehmen auf einen Marktanteil von rund 75 Prozent. Neben Umsätzen im Lebensmitteleinzelhandel generieren Edeka & Co. auch Umsätze aus anderen Geschäftsfeldern.

Grundsätzlich gelten Lebensmittelhändler als bonitätsstarke und konjunk­turunabhängige Mieter, weshalb Immobilien mit einem Fokus auf Lebensmittel- und Nahversorgung nicht zuletzt in der Coronapandemie noch einmal deutlich an Attraktivität bei Investoren gewonnen haben. Dies hat sich auch vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen nicht geändert. Investments in die Deckung von Grundbedürfnissen wie Wohnen oder Lebensmitteleinkauf sind weiterhin von vielen Investoren gefragt, während Investments beispielsweise in Shopping-Center immer stärker auf den Prüfstand gestellt werden.

Entsprechend machten Fachmarkt- und hier speziell die Food-Investments im ersten Halbjahr 2022 über 59 Prozent des Transaktionsvolumens der Retail-Investments aus und konnten ihren Umsatz um beachtliche 52 Prozent steigern. Damit zeigt das Segment der Discounter, Fach- und Supermärkte eine hohe Resilienz gegenüber den aktuellen exogenen Schocks.

Positiver Trend trotz aktueller Herausforderungen

Wie auch andere Branchen ist der Einzelhandel einem ständigen Wandel unterworfen – abhängig von einem sich verändernden Konsumverhalten, neuen Technologien sowie von der konjunkturellen Entwicklung der Wirtschaft im Allgemeinen. Die aktuellen Herausforderungen, vor allem die stark gestiegene Inflation, setzt den Einzelhandel unter Druck. Dabei wiederholt sich das sehr differenzierte Bild, welches sich bereits während der Coronapandemie gezeigt hat: Während es vor allem Unternehmen aus dem Nonfood-Sektor sind, die unter den aktuellen Herausforderungen leiden, zeigt die systemrelevante Nahversorgung eine hohe Resilienz.

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