Griechischer Salat

05.01.2015

Susanne Woda

Lange schien es, als wäre die Staatsschuldenkrise vom Tisch. Doch mit der gescheiterten Präsidentenwahl in Griechenland geht die Euro-Krise in eine neue Runde.

Das Land benötigt eine handlungsfähige Regierung bis Ende Februar, sonst bleiben wichtige Zahlungen von IWF und europäischem Rettungsfonds aus, die für die Finanzierung der Schulden benötigt werden.

Allein im März müssen 22,5 Mrd. Euro aufgebracht werden. Sollte die Regierungsbildung scheitern, dürften auch am Kapitalmarkt kaum mehr Geldgeber zu finden sein. Kommt die Linkspartei zum Zug, kommt ein Euro-Austritt auf den Tisch. Zwar scheint dies unwahrscheinlich, denkbar ist es jedoch. Die Rückkehr zur eigenen Währung mit nachfolgender Abwertung wäre eine Entlastung für die griechische Wirtschaft, aber würde die Euro-Schulden unbezahlbar machen.

Eine brisante Situation, denn können die Griechen ihre Schulden nicht mehr bedienen, sieht es düster aus für die europäischen Geberländer. Indirekt werden diese über IWF, europäischen Rettungsfonds und die Target II Salden belastet. Allein Deutschland trägt ein Risiko von fast 90 Milliarden Euro. Ob die schwächelnde Wirtschaft der übrigen Euro-Länder ausreicht, um die zusätzliche Last zu schultern, ist höchst fraglich. Zwar sind die Belastungen geringer als noch 2011, doch die Lücke muss finanziert werden. Ob über Sparmaßnahmen oder doch Zwangsabgaben der Bevölkerung - so wie es Spanien im letzten Jahr bereits getestet hat? Der Aufschrei in der Bevölkerung wird in jedem Fall groß sein und birgt politischen sowie gesellschaftlichen Zündstoff.

Dass es tatsächlich zu einem Default Griechenlands kommt, ist nicht ausgeschlossen. Und durch die in 2013 eingeführten CAC-Klauseln bei Staatsanleihen kann eine Umschuldung mittlerweile schneller über die Bühne gehen. Achillesferse sind nach wie vor die Banken. Allein in Deutschland stehen noch Kredite in Höhe von 23 Milliarden Euro aus. Die Konsequenzen eines erneuten Vertrauensverlusts und eines Bankenruns sind hinlänglich bekannt. Das Geldsystem brächte sich selbst aus dem Gleichgewicht und machte die letztjährigen Bemühungen von Politik und EZB zunichte. Wieviel Pulver steht im Zweifelsfall noch zur Verfügung?

Angesichts bereits unter Null liegenden Zinsen ist das Eis dünn. Daher ist es geradezu erstaunlich, wie ruhig die Aktienmärkte sich während der gescheiternden Wahlgänge Ende Dezember verhalten haben. Vielleicht dämmert den Euro-Anlegern, dass die Alternative schwankender Aktienkurse allemal besser ist, als die eines irreversiblen Kapitalschnitts.

(Autorin: Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions)