Greiffbar – Investments zum Anfassen

25.11.2022

Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG / Foto: © Greiff capital management AG

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Nichts

Nichts beginnt in der deutschen Sprache mit einem „N“ und endet auf einem „s“! Bevor Sie voreilig antworten, denken Sie daran, wie wichtig Syntax und Semantik sind, um diesen Satz zu begreifen. Und überall dort, wo Formulierungen von zentraler Bedeutung sind, wird um die Worthoheit gerungen. So diese Woche auch im Vermittlungsausschuss bei der Gesetzesvorlage zum Bürgergeld. Sprechen wir über ein Fördern und Fordern oder über Wohl und Würde eines armutsbetroffenen Menschen? Wer nichts hat, ist ebenso wenig pauschal faul, wie ein Vermögender dafür hart gearbeitet haben muss.

Arme gegen Reiche, Junge gegen Alte oder Bürger gegen Politiker, man gewinnt den Eindruck, das Miteinander beschränkt sich lediglich darauf, dass jeder bereit ist, seine Vorurteile gegenüber dem anderen zu pflegen. Ich möchte aber in einer Gesellschaft leben, die fähig ist, auf dem Stuhl des Anderen Platz zu nehmen, ohne dabei seine eigenen Werte aufzugeben. Eine Gesellschaft, die die Fähigkeit besitzt, jedem eine Perspektive im Rahmen seiner Möglichkeiten zu bieten, ohne dabei alle gleichzumachen. Eine Gesellschaft, in der jeder auch Verantwortung für sich selbst übernimmt, weil er weiß, dass er damit auch für andere ein Vorbild ist. Nichts dafür tun, ist keine Option. Nichts ist nichts.

Garnichts

Garnichts oder gar nichts? Was ist korrekt? Gar nicht wird gar nicht zusammengeschrieben, es sei denn, Sie benutzen es als Substantiv für eine abwertende Bezeichnung eines Menschen. Ein Garnichts wäre also das Gegenteil eines Fifa-Präsidenten, obwohl? Wem es gar nichts ausmacht, unverhohlen anderen zu drohen, der ist ein armseliger Garnichts. Gar nichts wäre es allerdings auch, wenn man bei einer Fußballweltmeisterschaft vorzeitig nach Hause fahren müsste. Das möchte man sich gar nicht vorstellen. Gar nicht schön sind auch die Covid-Zahlen in China. Die steigen diese Woche trotz strikter Null-Covid-Politik auf Höchststände. Vor allem die Provinz Guangzhou ist betroffen, der Nummer 1 Auto Hub in China. Chinas Staatschef möchte nicht als Garnichts dastehen, wenn er seine Covid Politik als gescheitert darstellen muss. Chinas Unternehmen daher weiter gar nicht im Fokus der Investoren. Ganz anders hier:

Absolut gar nichts

Absolut gar nichts hält die westlichen Börsen derzeit auf zu steigen. Die Inflation sendet Entspannungssignale, der Ölpreis ist im Rückwärtsgang, der Ifo Geschäftsklimaindex kommt besser rein als erwartet, die US-Konsumenten kaufen weiter kräftig ein. So meldeten die Retailer Abercrombie & Fitch (Aktie +22 %), Urban Outfitters (Aktie +9 %), American Eagle Outfitters (Aktie +18 %) und Best Buy (Aktie +13 %) gute Zahlen. Und obendrauf der Black Friday, der absolut gar nichts an seinem Schnäppchenimage eingebüßt hat. Den US-Konsument hält derzeit absolut gar nichts auf. Was sagt uns das? Der Markt geht wie immer den Weg des größten Schmerzes. Ende September hatte ich Ihnen an dieser Stelle mitgeteilt, dass die professionellen Investoren bis unter die Halskrause abgesichert sind und es daher mehr als wahrscheinlich ist, dass das vierte Quartal eine starke Börsenrally hervorbringt. „Schmerzen sind an sich eine gute Heilanstalt für Anleger, um sich zukünftig vielleicht besser zu positionieren“. Hinter diesem Link finden Sie mein aktuelles Interview beim Börsenradio genau zu diesem Thema. Mich hält jetzt absolut gar nichts auf, in das Wochenende zu starten.

Ihr Volker Schilling

Kolumne von Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG