Goldene Zeiten für die Krisenwährung

31.07.2020

Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting / Foto: © Urban & Kollegen Vermögensmanagement

Gold ist eine Weltanschauung und zugleich ein Klassiker als Mittel zur Wertaufbewahrung, mehr nicht. Ein gewisser Grundsockel des Vermögens gehört in Gold, als Notgroschen für Krisenzeiten. Ein etwas höherer Anteil des Edelmetalls im Vermögensmix könnte im Moment nicht schaden - zumindest zeitlich befristet. Im Gegensatz zu Investments in breit gestreute Aktienkörbe, kann bei Gold Markttiming sinnvoll sein, denn Gold schwankt stärker als etwa der Weltaktienindex.

Zur Erinnerung: 2008, im Jahr der Lehman-Pleite, schaffte Gold ein Rekordhoch. Die Banken- und Schuldenkrise schob den Goldpreis um weitere 100 Prozent nach oben. Bis 2011 kletterte der Preis für die Feinunze auf ein neues Allzeithoch bei 1.920 US-Dollar. Danach verlor das Edelmetall wieder deutlich.

Starkes Wachstum der Geldmenge macht Inflationssorgen

Je niedriger das Zinsniveau, desto attraktiver ist das unverzinste Gold. Neben dem üblichen Argument des „sicheren Hafens“ in unruhigen Zeiten spielt auch die Höhe der Realzinsen eine wichtige Rolle. Der wesentliche Unterschied zur letzten großen Finanzkrise: Die Schulden sind seitdem stark angewachsen, das jährliche Geldmengenwachstum hat sich durch die gemeinsamen Aktivitäten von Notenbank- und Politik wesentlich beschleunigt.

Dass sich die Einstellung zu Schulden und Staatsausgaben in den Industrieländern ändert, war bereits vor Ausbruch der Pandemie deutlich zu erkennen. Die Konjunktur muss um den Preis immer höherer Schulden wieder laufen. In der aktuellen Krise sorgen Staaten und Zentralbanken für eine stark steigende „Überschussgeldmenge“. Die Sorge um die Stabilität des Geldsystems führt zu verstärkter Goldnachfrage, die länger anhalten könnte.

Goldpreis kann stark schwanken

Nachteil für Anleger: Gold kann nicht nach traditionellen Methoden bewertet werden, hat keinen Ertrags- oder Substanzwert. Das Edelmetall bietet eben keinen laufenden Ertrag, und sein Preis kann stark schwanken.

Wer 1980 zum Hochpunkt in Gold investierte, hatte nach 40 Jahren zwar nominal mehr, aber kaufkraftbereinigt noch keinen Gewinn. Über einen Zeitraum  von 30 Jahren hat Gold kaufkraftbereinigt nie die Renditen von internationalen Aktienkörben erreichen können.

Deshalb eignet sich Gold vor allem als Krisenwährung. Langfristig schlägt Gold inflationsbereinigt jede Währung, jedoch nicht die Aktienanlage. Und in „normalen“, also wirtschaftlich und politisch stabilen Zeiten, ist Gold nicht die beste Anlageform.

Kolumne von Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting

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