Gold: Was ist noch drin?

27.01.2021

Carlo Alberto De Casa - Foto: © ActivTrades

Wie es mit dem Goldpreis in diesem Jahr weitergeht dürfte vor allem von der Nachfrage der Investoren abhängen. Ein Anstieg der Inflation könnte einen neue Gipfeljagd einläuten.

Gold gilt als eine der ältesten Geldanlagen der Welt, die vor allem in Krisenzeiten gefragt ist. Von daher war es nicht wirklich überraschend, dass der Goldpreis im vergangenen Sommer neue Rekordstände jenseits der Marke von 2.000 US-Dollar pro Unze erreichte. Seither ist die Luft jedoch etwas raus und die Unze pendelt seit geraumer Zeit zwischen 1.800 und 1.900 US-Dollar. Handelt es sich bei der aktuellen Schwäche nur um eine Verschnaufpause oder drohen noch weitere Rückschläge?

Rekordjahr bei Gold-ETFs

Wie es bei Gold weitergeht, wird vor allem von der Nachfrage der Investoren abhängen. Die war im vergangenen Jahr immens. Nach Angaben des World Gold Councils verzeichneten mit physischem Gold hinterlegte Exchange Traded Funds (ETFs) einen Rekordzufluss von 877 Tonnen Gold im Gegenwert von 47,9 Milliarden US-Dollar. Diese gewaltigen Zuflüsse haben stark zur positiven Performance des gelben Edelmetalls beigetragen. Bis Ende 2020, so das World Gold Council, hat sich der Gesamtbestand der Gold-ETFs um rund ein Drittel auf 3.752 Tonnen erhöht. Der Branchenverband der Goldindustrie geht ins seinem Ausblick 2021 davon aus, dass die Nachfrage der Investoren auch im laufenden Jahr gut unterstützt bleiben wird.

Vertrauen in Geldsysteme schwindet

Dass Gold seitens der Anleger gefragt bleiben dürfte, liegt am monetären Umfeld. Da sind zum Beispiel die rasant steigenden Staatsschulden. So schätzt die Ratingagentur S&P, dass sich der globale staatliche Schuldenberg im vergangenen Jahr um acht Billionen US-Dollar auf 53 Billionen US-Dollar erhöht hat. Allein dieser Punkt trägt nicht gerade zum Vertrauen in die Geldsysteme bei. Verschärfend kommt hinzu, dass die Notenbanken über die Druckerpresse die Haushaltsdefizite bzw. die neuen Schulden finanzieren. Durch die Ankäufe von Staatsanleihen haben sich die Zentralbankbilanzen gewaltig aufgebläht. Das Risiko besteht darin, dass sich die Überschussliquidität in einem steigenden Geldmengenwachstum widerspiegelt, was wiederum die Inflationsraten anziehen lassen könnte.

Steigende Inflationserwartungen

Noch beläuft sich die Teuerung auf einem sehr moderaten Niveau. In den USA stiegen die Verbraucherpreise im Dezember lediglich um 0,4 Prozent, in der Eurozone sind diese im gleichen Monat sogar um 0,3 Prozent gefallen. Dass die Inflation momentan kein Thema ist, liegt daran, dass die Liquidität noch nicht ausgabewirksam geworden ist. Die Privathaushalte horten aus Angst vor sinkenden Einkommen und Arbeitsplatzverlust ihr Geld. Abzulesen ist das zum Beispiel an der stark gestiegenen Sparquote in Deutschland. Das kann sich aber in diesem oder nächsten Jahr ändern, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt. Mittlerweile hält selbst die EZB in absehbarer Zeit kräftigere Inflationsausschläge für möglich. Schon gestiegen sind derweil Inflationserwartungen, besonders stark in den USA. Dort erhöhten sich die Renditen von inflationsindexierten 10-jährigen Treasuries auf 2,10 Prozent. Das ist der höchste Wert seit Oktober 2018.

Fallende Realzinsen als Goldtreiber

Sollte die Inflation tatsächlich anziehen, könnte das bei Gold eine neue Rallye auslösen. Denn selbst in diesem Fall werden EZB und Fed nicht von ihrer ultra-lockeren Geldpolitik abweichen. Das haben beide Zentralbanken bereits unmissverständlich klargestellt. Will heißen: Der Zinsnotstand bleibt erhalten. Gold würde dann im Vergleich zu verzinslichen Anlagen noch mehr an Attraktivität gewinnen. Denn sollte die Inflation im Jahresverlauf an Fahrt gewinnen, würde das die Realzinsen weiter belasten. Gold würde dann im Vergleich zu verzinslichen Anlagen noch mehr an Attraktivität gewinnen.

Gastbeitrag von Carlo Alberto De Casa, Chefanalyst bei ActivTrades