Gold stemmt sich gegen den Abwärtstrend

25.03.2015

Tino Leukhardt

Der Preis des Edelmetalls hat in den vergangenen Wochen deutlich korrigiert, stabilisiert sich momentan aber auf dem erniedrigten Niveau. Mittel- und langfristig bleiben die Perspektiven trotz der aktuellen Kursschwäche überzeugend.

Die aktuelle Kursschwäche hat gleich mehrere Gründe. So litt der Preis zuletzt vor allem unter den steigenden realen Zinsen in den USA. Im Dezember lagen die Zinsen für 10jährige US-Staatsanleihen bei 2,1 Prozent. Abzüglich der Inflation von 0,8 Prozent entsprach das realen Zinsen von 1,3 Prozent. Wegen des Einbruchs der Ölpreise waren die Verbraucherpreise im Januar aber um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Bei aktuellen Zinsen von 2,1 Prozent ist die reale Verzinsung auf 2,2 Prozent geklettert. Weil Gold keine Zinsen abwirft, wird das Edelmetall somit weniger attraktiv. Zudem belasteten der steigende Dollar und die Hausse am Aktienmarkt die Notierung des Edelmetalls.

Physische Nachfrage ist stark

Über den Futures-Markt drücken Investoren darüber hinaus den Goldpreis. Trotz der anhaltend robusten physischen Nachfrage – an der Derivatebörse Comex wird täglich Gold im Wert von rund 20 Mrd. Dollar gehandelt. Eine hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass die weltweite Förderung des Edelmetalls sich auf lediglich 125 Mrd. Dollar pro Jahr beläuft.

Ein Faktor ist außerdem Indien: Zwar hat das Land der Goldliebhaber nicht, wie erwartet, den Einfuhrzoll auf das Edelmetall von 10 Prozent gesenkt. Investoren gehen dennoch davon aus, dass die Nachfrage im März auf 100 Tonnen gegenüber 25 Tonnen im Februar nach oben schießen wird, weil sich die Händler in der Hoffnung auf Steuersenkungen mit Goldbestellungen zuvor zurückgehalten haben. Nun müssen die Läger wieder aufgefüllt werden.

Die Nettogoldimporte Chinas lagen im Januar mit 71,6 Tonnen zwar unter dem Vorjahreswert von 83,6 Tonnen. Gegenüber dem Wert von Dezember 2014 von 58,8 Tonnen sind die Einfuhren aber deutlich gestiegen. Etliche Experten gehen davon aus, dass die vom Branchenverband World Gold Council gemeldete Nachfrage von 886,1 Tonnen für 2014 für China die tatsächliche Nachfrage deutlich unterrepräsentiert. Denn aktuell belaufen sich die Auslieferungen der Shanghai Gold Exchange, dem größten Handelsplatz Chinas für physisches Gold, auf rund 60 Tonnen des Edelmetalls pro Woche. Die Zahl gibt einen klaren Hinweis darauf, dass die Nachfrage tatsächlich größer ist.

Wird Österreich Gold repatriieren?

Während die Verbraucher in China kräftig Gold kaufen, behandelt die österreichische Nationalbank (OeNB) ihr Gold stiefmütterlich. Zuletzt hat der Rechnungshof die OeNB wegen der „unzureichenden" Verwahrung der Goldreserven scharf kritisiert und der OeNB vorgeworfen, sie habe „keine Gesamtstrategie" für das Staatsgold. Die OeNB besitzt 280 Tonnen Gold. „Bei der Lagerung der physischen Goldreserven war die OeNB einem Konzentrationsrisiko bei einer Lagerstelle in England ausgesetzt, da bei dieser im Jahr 2013 rund 82 Prozent der gesamten physischen Bestände der OeNB eingelagert waren", erklärten die Prüfer. Etliche Experten spekulieren, dass die OeNB die Kritik nutzen wird, um ein Teil des Edelmetalls zu repatriieren und es damit anderen Notenbanken gleichtun. Ende 2014 hatte die niederländische Notenbank bekannt gegeben, dass sie 122,5 Tonnen aus den USA zurückgeholt hatte.

Anleger sollten den Preis des Edelmetalls genau im Auge behalten. Sollte er sich trotz des steigenden Dollar oder steigender US-Realzinsen stabilisieren, könnte ein nachhaltiger Boden gefunden sein. Deutschen Anlegern spielt der steigende Dollar ohnehin in die Hände. Denn auf Euro-Basis legt die Notierung des Edelmetalls deutlich zu. Gegenüber Ende 2014 steht ein Kursplus von 10 Prozent zu Buche. Nicht schlecht angesichts der Strafzinsen der EZB von 0,2 Prozent.

(Autor: Tino Leukhardt, Senior Sales Ophirum Commodity GmbH)