Gewerbeimmobilienmärkte so stark wie schon lange nicht mehr

22.08.2018

In Hongkong hat sich das Transaktionsvolumen bei Gewerbeimmobilien deutlich erhöht / Foto: © efired - stock.adobe.com

Auf den globalen Gewerbeimmobilienmärkten wurde im ersten Halbjahr 2017 das höchste Transaktionsvolumen seit über einem Jahrzehnt erzielt. Die Entwicklung verlief dabei regional aber sehr unterschiedlich. Vor der chinesischen Küste ist der Markt regelrecht explodiert.

Im ersten Halbjahr 2018 sind die globalen Gewerbeimmobilienmärkte laut Jones Lang LaSalle (JLL) um 13 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen. Damit wurde die stärkste Performance eines ersten Halbjahres seit 2007 erreicht.

Drei Wachstumsmotoren in Region EMEA

Ein wesentlicher Treiber des Wachstums der globalen Gewerbeimmobilienmärkte war die Region Europa, Afrika und Mittlerer Osten (EMEA), wo das beste Ergebnis eines ersten Halbjahres seit 13 Jahren erzielt wurde. So stieg das Transaktionsvolumen um 9 % auf 128,1 Mrd. Dollar. Besonders Großbritannien stach dabei hervor: Mit 36,6 Mrd. Dollar wurde fast ein Viertel des Transaktionsvolumens der EMEA-Region auf der Insel erzielt. Der britische Gewerbeimmobilienmarkt zeigt sich dabei von dem nach wie vor völlig offenen Ausgang des Brexit-Prozesses wenig beeindruckt: So stieg hier das Transaktionsvolumen um 19 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Noch stärker war der Anstieg in Deutschland, wo das Transaktionsvolumen 29,3 Mrd. Dollar erreichte, 23 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Doch weder die Steigerung des britischen noch des deutschen Transaktionsvolumens kann mit der Steigerung mithalten, die das Transaktionsvolumen in Frankreich zu verzeichnen hatte: Hier wechselten Gewerbeimmobilien im Wert von 15,4 Mrd. Dollar den Besitzer, eine Steigerung von 60 % gegenüber dem Vorjahr. Deutlich schwächer war der Zuwachs in der Region Mittel- und Osteuropa, wo das Transaktionsvolumen mit 6,6 Mrd. Dollar 4 % über dem Wert des ersten Halbjahres 2017 lag. In den Benelux-Ländern, Skandinavien und Südeuropa sanken hingegen die Transaktionsvolumina um 8 %, 11 % bzw. 17 %.

Trotz der oben erwähnten starken Zuwächse in einigen Ländern, geht JLL von einem Rückgang des Transaktionsvolumens von 5 %. Grund hierfür ist auch das starke Ergebnis des Vorjahres, das von einer Vielzahl großer Einzeltransaktionen geprägt war.

Region Amerika wächst – aber wie lange noch?

In der Region Amerika betrug das Transaktionsvolumen im ersten Halbjahr 2018 132,3 Mrd. Dollar, ein Plus von 9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der mit großem Abstand größte Teil davon wurde in den USA umgesetzt, nämlich 121, 6 Mrd. Dollar, ein Plus von 11 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2017. Für das Wachstum war eine Vielzahl von Ursachen ausschlaggebend, u.a. eine starke Investitionstätigkeit im Industrie- und Hotelsektor, eine beständigere Stimmung unter den Investoren, eine intensive Jagd nach Renditen durch große Kapitalmengen, die die auf den Immobiliensektor abzielen, sowie die Stabilisierung der Anfangsrenditen und Erträge.

JLL beobachtet jedoch einige Risiken, die in den kommenden Quartalen zu einer Abschwächung führen könnten, u.a. steigende Zinsen, politische Unsicherheit wie Handelskonflikte und letztlich auch ein zunehmender Mangel an attraktiven Investmentprodukten. Dennoch hält JLL an seiner Prognose fest und erwartet für das laufende Jahr ein ähnliches Niveau wie im Vorjahr, als das Transaktionsvolumen 249 Mrd. Dollar betrug.

Asien-Pazifik befindet sich im Aufwind

In der Region Asien-Pazifik betrug das Transaktionsvolumen im ersten Halbjahr 81 Mrd. Dollar, ein Anstieg von 29 % gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Rekord für das erste Halbjahr. Besonders in Australien entwickelte sich der Markt für Gewerbeimmobilien sehr positiv: Mit 10,4 Mrd. Dollar lag das Transaktionsvolumen hier 41 % über dem Vorjahresniveau. Das gleiche Wachstum wurde in Südkorea erzielt, wo Immobilien im Wert von 13,1 Mrd. Dollar den Besitzer wechselten. Der Markt mit dem größten Zuwachs ist aber Hongkong: In der ehemaligen britischen Kronkolonie wurden Gewerbeimmobilien im Wert von 14,5 Mrd. Dollar gehandelt, ein Plus von sage und schreibe 152 % gegenüber dem Vorjahr. Ein nur etwas schwächeres Wachstum, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau, verzeichnete der Gewerbeimmobilienmarkt in Taiwan: Hier lag das Transaktionsvolumen mit 1,3 Mrd. Dollar 136 % über dem Vorjahresniveau. In der Volksrepublik China stieg das Transaktionsvolumen deutlich geringer und lag mit 12,8 Mrd. Dollar 3 % über dem Vorjahresniveau. Das größte Transaktionsvolumen in der Region Asien-Pazifik verzeichnet Japan, wo Gewerbeimmobilien im Wert von 21,2 Mrd. Dollar gehandelt wurden, ein Anstieg von 7 % gegenüber dem Vorjahr.

JLL geht für 2018 in dieser Region von einem Anstieg von bis zu 15 % gegenüber dem Vorjahr aus.

Globale Immobilien lassen sich von politischer Großwetterlage nicht verunsichern

Zahlreiche politische Unsicherheiten und die Gefahr globaler Handelskriege wiegen derzeit schwer auf den Märkten. Auch die Notenbankpolitik ist wohl ein entscheidender Faktor für die weitere Entwicklung der Immobilienmärkte. Während die Fed ihre Zinspolitik verschärft, gab die EZB bekannt, ihr Anleihekaufprogramm im nächsten Jahr einstellen zu wollen und dabei den Leitzins unverändert zu lassen. JLL erwartet auch von der japanischen Zentralbank in absehbarer Zeit geringe Änderungen.

„Ungeachtet dieser Faktoren zeigen die globalen Immobilienmärkte weiterhin eine gute Performance. Die Investoren-Nachfrage blieb robust, wobei eine zunehmende Anzahl von Akteuren ihre Kapital-Allokation im Immobilien-Sektor aufgrund seiner defensiven Qualitäten, den stabilen laufenden Erträgen und der relativen Performance im Vergleich zu anderen Asset-Klassen erhöht.  Die sich verändernden demografischen und technologischen Entwicklungen steigern das Interesse an großen Objekten, insbesondere im Logistiksektor und alternativen Sektoren. Vor diesem Hintergrund gehen wir bei unseren Prognosen davon aus, dass die globalen Investitionen in Gewerbeimmobilien im Gesamtjahr mit rund 715 Mrd. US-Dollar in etwa dem Niveau von 2017 entsprechen werden, wenngleich das Angebot (insbesondere große Portfolios) weiter limitiert bleiben wird“, so Hela Hinrichs, JLL EMEA Research. (ahu)

www.jll.de