Geldpolitische Änderung im Oktober?

12.09.2017

Florian Weber, Fixed Income Stratege, Bank J. Safra Sarasin AG / Foto: © Bank J. Safra Sarasin AG

Die EZB-Sitzung letzte Woche legte den Grundstein für eine Änderung des EZB-QE-Programms im Oktober. Die Prognose für das 2017 BIP-Wachstum wurde auf 2,2% hochrevidiert – der höchste Wert seit 2007. Die Inflationsprojektionen wurden trotz der stärkeren Währung nur um 0,1% gesenkt.

Die Entscheidung über die Zukunft des Anleihekaufprogramms der EZB wurde auf Oktober verschoben. Während der Pressekonferenz sagte der EZB-Präsident Draghi, dass der Regierungsrat das QE-Programm, insbesondere die Länge und die Größe, erörtert habe und die EZB die Ausschüsse beauftragt habe, verschiedene Optionen zu analysieren. Ein wichtiger Teil der Diskussion war die Auswirkung auf den geldpolitischen Übertragungskanal dieser verschiedenen Optionen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die EZB auch auf die Veränderung der Zusammensetzung ihres Programms analysiert – z.B. könnte sie die Staatsanleihekäufe vor den Unternehmensanleihekäufen beenden.

Die Projektionen der EZB zeigten eine erhebliche Aufwärtsrevision für das BIP-Wachstum von 2017. Die EZB erwartet nun ein Wachstum von 2,2% – das höchste Niveau seit 2007. Die Inflationsprojektionen wurden im Jahr 2019 nur geringfügig um 0,1% auf 1,5% gesenkt, was aufgrund der Euro-Aufwertung geringer als erwartet ausfiel. Die Sensitivitätsanalyse der EZB deutet darauf hin, dass eine 10% Aufwertung des Euro die Inflation um 0,5% in 12 Monaten senken sollte. Angesichts der 5% Aufwertung des handelsgewichteten Euro deutet die kleine Revision auf ein starkes Vertrauen der EZB hin, die Inflation wieder auf das mittelfristige Ziel von 2% zu bringen.

FX Marktreaktion: EZB ist noch kein Gegenwind für eine weitere Euroaufwertung

Die Zins- und Devisenmärkte schienen an zwei verschiedenen Pressekonferenzen teilgenommen zu haben. Die FX-Investoren nahmen das Treffen als hawkisch wahr und der Euro stieg gegen die meisten anderen Währungen. Der EUR/USD-Wechselkurs stieg über 1,20 und der EUR / CHF stieg wieder über 1,14. Diese erscheint seltsam angesichts Draghis Beharren, dass die Revision im Inflationsprofil ganz auf die stärkere Währung zurückzuführen war.

Der starke Anstieg des Euro ist daher ein Problem für die EZB. Die Projektionen gehen davon aus, dass der EUR/USD-Wechselkurs 2018 und 2019 bei 1,18 bleibt. Darüber hinaus dürfte der handelsgewichtete Euro im Jahr 2018 nur noch um 2,6% ansteigen und im Jahr 2019 unverändert bleiben. EZB-Präsident Draghi hat in der Pressekonferenz auch mehrfach hervorgehoben, dass ein zu starker Euro ein Risiko ist. Die einleitende Bemerkung zur EZB Pressekonferenz enthielt sogar einen Satz, dass "die jüngsten Wechselkursschwankungen ein Unsicherheitsfaktor [sind], den es wegen seiner möglichen Auswirkungen auf die mittelfristigen Aussichten für die Preisstabilität zu beobachten gilt"– eine Phrase, welche Zentralbanken benutzen, wenn sie Einfluss auf die Währung nehmen will.

Die Reaktion des Euro ist noch rätselhafter angesichts der Zinsmarktbewegung. Die reale Zinsspanne zwischen 2-jährigen US- und EUR-Zinsen in zwei Jahren (2y2y) blieb seit Anfang 2017 bei rund 150bp extrem stabil. Allerdings hat sich der EUR in dieser Zeit von 1,05 auf 1,20 gestärkt. Wir glauben weiterhin, dass diese Divergenz nicht langfristig aufrechterhalten werden kann. Entweder muss die Zinsspanne – unser erwartetes Szenario – enger werden oder der Euro dürfte gegen den US-Dollar abwerten.

weiter auf Seite 2