GECAM: Wohin steuert Frankreich?

07.02.2013

Vor drei Wochen fand die entscheidende Runde im französischen Präsidentschaftswahlkampf statt und die nächsten Wahlen stehen schon wieder an. Investoren sollten sich abwartend positionieren, empfiehlt Daniel Zindstein, Portfoliomanager der vier Dachfonds des unabhängigen Finanzdienstleisters GECAM AG.

(fw/ah) "Mit Francois Hollande wurde zum zweiten Mal, nach Francois Mitterrand 1981, in der fünften Republik ein Sozialist zum Präsidenten gewählt. In den 70er Jahren wurde die Welt, dank zweier Ölschocks, von hoher Inflation und Rezessionen geplagt. Während die westliche Welt darauf mit einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen reagierte, waren die Rezepte von Mitterrand recht konträr: Einführung einer kürzeren Arbeitswoche, Ausweitung des öffentlichen Sektors, Anhebung des Mindestlohns, höhere Sozialausgaben und die Verstaatlichung von großen Unternehmen, vorwiegend im Bankensektor. Vergleiche mit der aktuellen Agenda sind verblüffend!

Es geht also in dem aktuellen Diskurs "Sparen oder Wachstum" nicht um das eine oder das andere, sondern es geht um beides. Strukturelle Defizite, wie sie am Beispiel von Frankreich deutlich zu erkennen sind, lassen sich nicht durch kurzfristig orientierte Ausgaben in Form von Konjunkturprogrammen lösen, schon gar nicht auf Kosten anderer Staaten über den Umweg der Europäischen Union. Sie lassen sich nur durch Strukturreformen, vor allem auf dem Arbeitsmarkt lösen. Ein Land wird eben nicht dadurch wettbewerbsfähiger, dass es weniger arbeitet (35-Stunden-Woche), früher in Rente geht (60 Jahre), den Arbeitsmarkt durch scharfe Kündigungsschutzgesetze für Jugendliche abschirmt (Frankreich, Spanien), die Löhne an die Inflation koppelt, unabhängig davon, ob sich das rechnet oder nicht, und vieles mehr. Sondern das Gegenteil ist der Fall: Die Staatsquote muss fallen, damit das zur Verfügung stehende Kapital in die ökonomisch effizienteste Richtung fließen kann und damit Wachstum. Investitionen in Frankreich - egal ob Aktien, Anleihen oder Immobilien - bleiben zunächst tabu bis die tatsächliche Linie der Politik ersichtlich wird."

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