Für die Deutschen ist nur bares Wahres

01.08.2018

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In Deutschland wird deutlich mehr mit Bargeld bezahlt als in vielen anderen europäischen Ländern. Die Demografie wird daran wohl nur wenig ändern. Dafür zahlen die Deutschen vieles bargeldlos, was in den USA in bar gezahlt wird.

Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges kamen zahlreiche Varianten des bargeldlosen Zahlens auf den Markt und immer wieder wird sogar davon besprochen, dass Bargeld in Zukunft ein Relikt der Vergangenheit sein wird. Bis dies in Deutschland allerdings so weit ist, werden wohl noch viele Jahre vergehen, denn die deutschen Verbraucher hängen nach wie vor am Bargeld. Das ergab eine Umfrage der ING-DiBa in 13 europäischen Ländern sowie Australien und den USA.

Während im europäischen Durchschnitt 32 % der Umsätze im Einzelhandel auf Bargeld entfallen, sind es in Deutschland 48 %. Damit liegt Deutschland in dieser Hinsicht knapp vor Österreich auf Rang 1. Am wenigsten mit Bargeld wird in Frankreich bezahlt, wo gerade einmal noch 17 % der Zahlungen auf diese Weise abgewickelt werden. Damit ist die Bargeldquote in Frankreich sogar noch geringer als in den USA, die oft als Inbegriff des bargeldlosen Bezahlens gelten. In den USA zeigt sich auch ein Wechsel bei der Art des bargeldlosen Bezahlens. So löst die Debitkarte (umgangssprachlich in Europa als EC-Karte bezeichnet), bei denen die Belastungen zeitnah auf Girokonto erfolgen, der klassischen Kreditkarte mit einem eigenen Verfügungsrahmen offenbar den Rang ab. Die Studienautoren werten das als Nachwirkungen der Finanzkrise und dass die dortigen Verbraucher ihre Einstellung zur Verschuldung per Kreditkarte überdacht haben.

Auch in Deutschland liegt die Debitkarte mit einem Anteil von 23 % an den Zahlungen vor der Kreditkarte, die bei 19 % der Zahlungen zum Einsatz kommt. Keine Rolle spielen in Deutschland von den Geschäften ausgegeben Kundenkarten und mobile Apps für Kontaktloses Bezahlen. Diesen machen nur einen äußerst geringen Anteil der Bezahlungen aus.

Bargeldaffinität weder Frage von Alter noch von Geschlecht

Vermutlich wird auch in den nächsten Jahrzehnten Bargeld weiterhin die beliebteste Bezahlmethode in Deutschland sein. So entfallen 49 % der Zahlungen der 18 bis 24-jährigen auf Bargeld. Bei den über 65-jährigen werden knapp 52 % aller Transaktionen mit Scheinen und Münzen abgewickelt, bei den 55 bis 64-jährigen sogar 56 %. Auch im europäischen Durchschnitt zeigt sich ein ähnliches Muster, jedoch auf niedrigerem Niveau.

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Frauen zahlen etwas häufiger bar als Männer. So werden bei Männern hierzulande 44 % der Transaktionen per Barzahlung getätigt, bei Frauen sind es hingegen 52 %. 41 % der Bezahlungen, die Frauen tätigen, entfallen auf Kredit- und Debitkarten, bei Männern sind es ca. 45 %.

Deutsche zahlen (fast) alles mit Bargeld

In Rumänien und der Türkei bezahlen jeweils fast 60 % ihre Miete oder Hypothekenraten und Kosten für Strom, Gas und Wasser in bar. Entsprechend heben diese beiden Länder den europaweiten Schnitt der Bargeldzahlungen in dieser Ausgabenart deutlich an, sodass Deutschland, wo diese Art der Bezahlung unüblich ist, in diesem Bereich deutlich darunter liegt. Ansonsten liegt der Bargeldanteil aller anderen Arten von Ausgaben in Deutschland über dem europäischen Durchschnitt.

Amerikaner zahlen bar, wo der Deutsche überweist

Erstaunlich: In den vermeintlich so fortschrittlichen und technikaffinen USA bezahlt gab jeder dritte Befragte an, seine Miete oder Hypothek in bar zu bezahlen. So wird jenseits des Atlantiks zwar am „Point of Sale“ nur selten bar gezahlt und der Anteil der Barzahlungen liegt in fast jeder Ausgabenart deutlich unter dem europäischen Durchschnitt, jedoch wird nur wenig Geld zwischen Girokonten selbst hin geschoben. So ist es in den USA durchaus noch üblich, Schecks per Post zu verschicken- eine Bezahlmethode, die in Deutschland kaum noch verbreitet ist.

In Deutschland werden solche Ausgaben fast ausschließlich mittels Überweisungen oder Lastschriftverfahren bezahlen. Hingegen zahlt fast niemand so oft im Ladengeschäft oder in der Gastronomie in bar wie die deutschen Konsumenten. (ahu)

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