Führ AM: Rentenfonds als Parkstation?

07.02.2013

Anleger kehren den Aktienfonds den Rücken und gehen verstärkt in Rentenfonds. Nach Ansicht des Rentenexperten Johannes Führ spricht das aber nicht generell gegen Aktieninvestments. Vielmehr nähmen viele Anleger Gewinne mit und gingen für denRest des Jahres in konservativere Rentenfonds, so der Experte. Drei Fragen an Johannes Führ, Vorsitzender des Advisory Boards der Johannes Führ Asset Management GmbH.

(fw/ah) Frage: Privatanleger setzen derzeit - gemäß BVI-Statistik - wieder stark auf Rentenfonds, Aktienfonds erleben hohe Mittelabflüsse. Ist dieser Trend aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?

Johannes Führ: Ja und Nein. Bekanntermaßen haben Statistiken einen begrenzten Wahrheitsgehalt. Nach wie vor herrscht natürlich an den Märkten eine hohe Unsicherheit in Bezug auf das Schuldenproblem der Euroländer und der zukünftigen Entwicklung der Konjunktur. Trotz dieser Faktoren hat allein der DAX seit Jahresbeginn eine Performance von deutlich über 20 Prozent vollzogen. Viele Investoren fragen sich daher, ob dieser Trend am Aktienmarkt überhaupt anhalten kann und realisieren ihre Gewinne, um dann in konservativere Rentenfonds umzuschichten. Ob dort nur geparkt oder investiert wird, zeigt die Statistik natürlich nicht.

Frage: Wie schätzen Sie den Markt für Staatsanleihen derzeit ein - ist der Markt nicht durch die massiven Ankäufe von Anleihen der Euro-Kernstaaten sowie der Euro-Krisenländer durch die EZB und andere Notenbanken verzerrt?

Johannes Führ: Ja, der Markt ist verzerrt. Die EZB versucht natürlich alles, um die Renditen der Euro-Krisenländer zu drücken, damit diese sich weiterhin zu erträglichen Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren können. Um dies zu ermöglichen, hat die EZB beschlossen, auch am Sekundärmarkt Staatsanleihen der Euro-Krisenländer anzukaufen. Die EZB versucht durch diese Maßnahme wieder Stabilität in die Eurozone zu bekommen. Damit kommt es zu hohen Schwankungen bei den Renditen in Europa, insbesondere zwischen Deutschland auf der einen Seite und Spanien und Italien auf der anderen Seite. Am Ende erwarten wir, dass sich die auseinander gedrifteten Renditen wieder einengen. Das kann der Anleger nutzen, indem er die bestehenden Gewinne mitnimmt und lange deutsche Anleihen verkauft, und sich gleichzeitig Renditen von zur Zeit noch über 5 Prozent im Süden Europas einkauft. Gelingt die Politik der EZB, so wird auch diese Investmentpolitik mit kräftigen Gewinnen belohnt werden.

Frage: Sind Mittelstandsanleihen in der aktuellen Marktsituation dazu geeignet, die Rendite eines Portfolios zu steigern oder eher die Sicherheit zu erhöhen?

Johannes Führ: Der Markt der Mittelstandsanleihen ist ein noch sehr junger Markt, der erst vor zwei Jahren entstanden ist. Es hat sich jedoch gezeigt, dass nur eine geringe Korrelation der Mittelstandsanleihen zu den klassischen Corporate Bonds besteht. Für Investoren ist es daher möglich, ihr Gesamtportfolio durch Mittelstandsanleihen weiter zu diversifizieren. Gleichzeitig verfügen die Mittelstandsanleihen über einen meist sehr attraktiven Kupon. Allerdings muss der Investor immer darauf achten, dass der Kupon im richtigen Verhältnis zum eingegangenen Risiko steht.

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