Food verdrängt Fashion

05.03.2018

Eine veränderte Einstellung zu Lebensmitteln macht sich auch auf dem Immobilienmarkt bemerkbar / Foto: © HaywireMedia - stock.adobe.com

Eine Untersuchung des Einzelhandelsimmobilieninvestors Habona zeigt, dass dem Lebensmitteleinzelhandel die Zukunft gehört. Gründe hierfür sind sowohl die Digitalisierung als auch ein verändertes Konsumverhalten. An der Zukunft können sich aber nur die beteiligen, die bereit sind, sich umzustellen.

Wie verändert die Digitalisierung den Einzelhandel? Dieser Frage ist die Habona Invest GmbH im „Habona Report: Dem Verbraucher auf der Spur“ nachgegangen. Die Untersuchung zeigt sich der stationäre Einzelhandel auch in Zeiten immer stärker wachsenden Online-Handels bester Gesundheit erfreut. Jedoch gibt es eine wesentliche Veränderung in den einzelnen Bereichen des Einzelhandels. „Wir erleben eine nie dagewesene Umsatzverschiebung von Non-Food zu Food“, erläutert Manuel Jahn, Head of Business Development bei Habona. So sind zwischen 2012 und 2016 der Umsatz in den Warenhäusern um 6,8 % und der Umsatz im stationären Bekleidungshandel um 5,8 % gesunken. Besonders der Bereich der Unterhaltungselektronik spürt die Konkurrenz durch Amazon & Co.: Hier gingen die Umsätze im Betrachtungszeitraum um 28,1 % zurück. Während dieser Jahre ist jedoch die Zahl der jungen Haushalte, die vor allem Qualität nachfragen, um 8,7 % gestiegen. Ebenfalls zugenommen hat der Außer-Haus-Konsum (+11,1 %) und der Umsatz bei Lebensmitteln und Drogeriewaren (+10,1 %). Insgesamt hat sich der private Konsum in dieser Zeit um 8,8 % erhöht. Zudem hat sich die Kaufkraft in Deutschland zwischen 2007 und 2017 um 2,9 % erhöht und liegt nun bei über 1,8 Billion. Euro.

„Geiz ist geil“? Nicht bei Lebensmitteln!

Laut einer Studie des Finanzportals Vexcash geben die Deutschen 10,3 % ihres Einkommens für Lebensmittel aus, die neuntniedrigste Quote aller 90 untersuchten Länder. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass bei den Deutschen bezüglich Lebensmittel die Devise gilt „Geiz ist geil“. So erfreuen sich eher höherpreisige Lebensmittel wie Biofood oder Essen aus der Region steigender Beliebtheit. Somit gewinnt Essen eine große Bedeutung als Lifestyle-Produkt. Der Food-Bereich schließt somit die Lücke, die die zunehmende Abwanderung des Elektronik –und Bekleidungsbereichs in den Online-Handel hinterlässt. Gerade das Smartphone ermöglicht Kunden sich viel besser über Produkte zu informieren und auch damit verbundene Emotionen und Wertvorstellungen zu transportieren. Deshalb setzen immer mehr Einzelhändler auf Aspekte des Spaßeinkaufes um somit Kunden langfristig zu binden. Zu den Aspekten des Spaßeinkaufes zählten zahlreiche Zusatznutzen, bspw. freies W-Lan, die Erfüllung ökologisch-regionaler Ansprüche oder ein Stück Heimatgefühl. Gerade die Möglichkeit, vor Ort die Lebensmittel zu probieren, ist ein Kriterium, das nur der stationäre Einzelhandel und nicht der Online-Handel bieten kann.

Online Lebensmittelhandel auf dem absteigenden Ast?

Wie sehr sich der Online-Handel mit dem Lebensmittelbereich schwer tut, zeigt das Beispiel des 2007 in den USA gestarteten Angebots Amazon fresh, das sich seit vergangenem Jahr auf dem Rückzug befindet und bald in neun Bundesstaaten nicht mehr angeboten werden soll. Zudem wurde Anfang des Jahres das Jahresabo abgeschafft, sodass nur noch eine monatliche Buchung möglich ist. Gerade im ländlichen Raum stößt der Online-Lebensmittelhandel an seine Grenzen, da die Logistik frischer, gekühlter und tiefgefrorener Ware deutlich anspruchsvoller ist als die von verpackten Waren. In dicht besiedelten Regionen ist die Kühlkette hingegen mit deutlich geringerem Kostenaufwand einzuhalten.

Wichtig sei auch, dass die Nahversorgungszentren den Kunden sinnvolle und zeitsparende Verknüpfungen anbieten könnten. Dazu zählt bspw. die Lage an Verkehrsknotenpunkten oder die Nähe zu zentralen Einrichtungen, sodass mehrere Aktivitäten an einem Ort gebündelt werden können. Vor allem die Nähe zum Wohnort ist ein wesentliches Kriterium im stationären Einzelhandel. So zeigen Untersuchungen der GfK dass 2016 knapp jeder zweite Einkauf in maximal fünf Fahrminuten Entfernung zum Wohnort erledigt wurde.

Auch Discounter müssen sich umstellen

Die sich verschärfende Wettbewerbssituation im Lebensmittel-Einzelhandel sorgt auch dafür, dass Discounter ihr Geschäftsmodell grundsätzlich überdenken müssen. Dies betrifft vor allem das Store-Design, das sich deutlich von dem vergangener Jahre unterscheidet.

Der Online-Handel ist nicht Grund allen Übels

Der Report verweist auch darauf, dass der Onlinehandel oftmals zum Sündenbock für Umsatzeinbußen gemacht werde und dabei übersehen werde, dass die Dynamik des E-Commerce deutlich nachgelassen habe. Vielmehr sei es für die Einzelhändler wichtig, die Vorteile des Online- und des Offline-Handels miteinander zu kombinieren. Dabei komme auch den Einzelhandelsimmobilien eine tragende Rolle zu. (ahu)

www.habona.de