Folgen Sie noch Ihrem Erfolg oder leben Sie ihn?

13.02.2017

Dr. Jan Ostarhild

Die Ostarhild-Kolumne: Die Angstbarriere verstehen und überwinden lernen

Kennen Sie das: Sie sind total begeistert von einem Ziel, einem neuen Vorhaben oder einem neuen Plan. Sie starten sozusagen mit wehenden Fahnen, aber an irgendeinem Punkt hören Sie auf und widmen sich einer ganz anderen Sache. Welche Gründe kann es geben, dass Sie Ihr Ziel förmlich aus den Augen verloren haben?

Die meisten Menschen erreichen ihr Ziel nicht, weil sie sich das falsche setzen. Sie verfolgen etwas, das sie nicht wirklich fasziniert. Ein weiterer Grund kann sein, dass irgendwelche Gewohnheiten bzw. ihr Selbstbild sie davon abhalten, ihr Ziel zu erreichen. Wir sprachen im Zusammenhang mit dem Paradigma darüber.

Möglicherweise haben sie auch Bekanntschaft mit etwas gemacht, was ich die Angstbarriere nenne: Viele, unüberwindbar erscheinende Hindernisse bauen sich plötzlich und unerwartet vor einem auf dem Weg zum Ziel auf, das Schicksal scheint sich förmlich gegen einen verschworen zu haben, das Ziel scheint völlig unerreichbar. Wir sehen keinerlei Ressourcen, die wir für unser Ziel benötigen, und unweigerlich machen sich Sorgen, Ängste und Zweifel in uns breit: Wie soll ich das Ziel erreichen, wenn es mir an x oder y fehlt? Bin ich überhaupt dazu in der Lage, dieses Ziel zu erreichen? Oder habe ich (mal wieder) zu hoch gegriffen? Wie soll ich beispielsweise noch das Thema Digitalisierung in meinem Vermittlerbetrieb angehen, wenn mich mein Tagesgeschäft schon so stark beansprucht?

Diese Gedanken lösen Emotionen aus, und diese Emotionen sind alles andere als schön. Und was liegt da näher, als das Ziel aufzugeben, sich einzureden, dass man doch auch mit dem, was man hat, sehr zufrieden sein kann? Schließlich haben wir doch gelernt, dass wir dankbar sein sollen für das, was wir haben. Zwar ist auch die Aufgabe eines Ziels nicht gerade angenehm, aber für die meisten Menschen immer noch angenehmer, als auf die Angstbarriere zu prallen.

Aber machen Sie sich eines klar: Jeder Mensch, der ein großes Ziel im Leben verfolgt und erreicht hat, ist früher oder später auf diese Angstbarriere gestoßen. Der Unterschied ist nur, wie sie mental mit dieser Angstbarriere umzugehen und sie zu durchstoßen gelernt haben. Und das ist der Weg zu einem Leben mit größerer Freiheit.

Wann ist Ihnen die Angstbarriere das letzte Mal begegnet? Haben Sie sie überwunden? Oder sind Sie wieder in den sicheren Hafen Ihres bekannten Lebens zurückgekehrt? Lassen Sie uns herausfinden, wie Sie damit anfangen können, auf eine neue und mächtige Art und Weise zu denken. Sind Sie dazu bereit?

Dr. Jan Ostarhild ist Professor im Studiengang BWL-Versicherung an der staatlichen DHBW Stuttgart und wissenschaftlicher Leiter von „Denken in Ergebnissen“. Er schreibt wöchentlich auf finanzwelt.de zu Themen der Persönlichkeitsentwicklung.