"Europa ist nicht Japan"

29.04.2019

Paul Donovan, Chief Economist, Chief Investment Office, UBS Global Wealth Management / Foto: © UBS

"Ausgehend von ganz grundlegenden Daten scheinen hier gute Parallelen zu bestehen. Damals alterte Japans Bevölkerung. Heute altert Europas Bevölkerung. Damals hatte Japan sehr niedrige Zinssätze. Heute hat Europa sehr niedrige Zinssätze. Damals nutzten Japans Unternehmen Banken zur Finanzierung. Heute nutzen Europas Unternehmen Banken zur Finanzierung. Aber Europa ist nicht Japan, und das zeigt sich bei mehreren sehr wichtigen Punkten.

Schwache Kleinunternehmen waren ein wichtiger Grund für Japans Wirtschaftskrise. Durch die veränderten Wirtschaftsstrukturen verloren die kleineren japanischen Unternehmen Kunden. Sie hatten nicht die Fähigkeiten, neue Kunden zu finden. Banken hielten die Unternehmen am Laufen, trugen aber zur Entstehung von Zombie- Unternehmen bei. Die Mitarbeiter waren in Unternehmen ohne Zukunft beschäftigt. Die Bankkredite an Japans Kleinunternehmen stiegen kaum an und brachen dann ein. Die Beschäftigung in Kleinunternehmen wuchs kaum und brach dann ein.

In Europa entwickeln sich kleinere Unternehmen gut. Die Zahl der Beschäftigten von Kleinunternehmen ist gestiegen. Bankkredite nehmen zu. Der europäische Arbeitsmarkt könnte wohl nicht so stark sein, wenn die kleinen Unternehmen in Schwierigkeiten wären. In den Bereichen, die zählen, ist das heutige Europa das Gegenteil des Japans der 1990er Jahre."

Marktkommentar von Paul Donovan, Chief Economist, Chief Investment Office, UBS Global Wealth Management