Es wird weiter nach oben gehen

02.01.2020

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Angesichts der weiter anhaltenden Niedrigzinsphase führt an Immobilien weiterhin kein Weg vorbei – mit entsprechenden Folgen für den Immobilienmarkt. Zwischen den verschiedenen Immobilienklassen gibt es dabei ebenso Unterschiede wie bei den Anlegern.

Wie eng die Situation auf dem Immobilienmarkt mit der Zinslage zusammenhängt, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Ende der 1970er Jahre lagen die Realzinsen in Deutschland für zehnjährige Anleihen zwischen 3 und 4 %. In diesen Jahren gab es auch einen Boom auf dem Immobilienmarkt, der Anfang der 80er Jahre wieder abflaute, als die Zinsen nach oben gingen. Davon zu sprechen, dass die Zinsen aktuell „im Keller“ sind, ist wohl angesichts der historisch einmaligen Niedrigzinsphase eine Untertreibung: Vielmehr könnte man davon sprechen, dass die Zinsen eher unterhalb des Kellers, also beim Fundament des Hauses sind – und werden dort wohl noch einige Zeit ihr Dasein fristen. Wenig verwunderlich, dass Sachwerte und damit Immobilien bei Anlegern derzeit sehr hoch im Kurs stehen. So sieht Christoph Straube derzeit vor dem Hintergrund der makroökonomischen Zinsentwicklung keine sinnvolle Alternative zu Realinvestments, auch wenn für gewisse Gruppen von Anlegern die Herausforderungen in diesem Bereich aktuell steigen. „Die Immobilie bleibt damit konkurrenzlos – für institutionelle Investoren wird allerdings die richtige Allokation und ein fundiertes Research immer elementarer“, erläutert der Vorstand der W & L Wohnen und Leben AG.

Der aktuelle Immobilienboom ist aber auch noch auf eine ganz andere Entwicklung zurückzuführen, nämlich die Situation auf dem Wohnungsmarkt, wo kurzfristig mit keiner Entspannung gerechnet werden kann. „Die über mehr als zwei Jahrzehnte entstandene Lücke von mehreren hunderttausend Wohnungen kann nicht von heute auf morgen geschlossen werden. Der stabil hohen Nachfrage stehen sinkende Baugenehmigungs- und Fertigstellungszahlen gegenüber. Wir gehen deshalb davon aus, dass der Immobilienmarkt auch 2020 steigende Kaufpreise verzeichnet“, prognostiziert Ottmar Heinen. Der Vorstandssprecher der PROJECT Beteiligungen AG ist aber der Meinung, dass diese Steigerungen im nächsten Jahr moderater ausfallen könnten und erwartet aktuell keine Anstiege im zweistelligen Prozentbereich. „Vielmehr wird der Markt in eine stabile Seitwärtslage auf hohem Niveau übergehen. Die sich beruhigende Mietpreisentwicklung kündigt das sich nähernde Preisplateau bereits an und wird sich mit geringer Latenzzeit auch auf die Kaufpreise auswirken.“ Einen entscheidenden Faktor für die Entwicklung der Immobilienpreise sieht Steffen Hipp derzeit in der Politik. Laut dem Geschäftsführer der United Investment Partners Sales GmbH könnten besonders aus den beiden größten deutschen Städten wegweisende Impulse kommen: „In Berlin werden sich unserer Meinung nach die Grundstückspreise für unbebaute Flächen aufgrund der politischen Lage weiter erhöhen. Ferner werden sich politisch alle Augen auf die kommende Landtagswahl Ende Februar in Hamburg richten, dem einzigen Bundesland, in dem in 2020 gewählt wird. Es wird sich zeigen, ob wir hier mit Veränderungen für die gesamte Immobilienbranche zu rechnen haben.“ Sollte es tatsächlich zu Veränderungen kommen, werden diese von Christoph Straube wenig willkommen geheißen. „Wir sind generell der Auffassung, dass jedes von außen herbeigeführte und in der Regel populistisch bzw. wahltaktisch herbeigeführte staatliche Regulativ negative Auswirkungen auf künftige Investitionen und Entwicklungen nimmt.“

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