Eine Währung für Zocker und Systemkritiker

29.03.2017

Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG / Foto: © Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG

Wenn der Euro an einem Tag 20 Prozent an Wert verlieren würde, wäre das der ARD bestimmt eine Sondersendung wert. Eilig würde EZB-Chef Mario Draghi versichern, dass seine Leute die Lage im Griff hätten.

Als die Internet-Währung Bitcoin nach einem starken Anstieg auf fast 1300 US-Dollar Anfang März mehr als 20 Prozent an einem Tag verlor, verursachten die Turbulenzen nur eine kleine Verwirbelung im Nachrichtenstrom. Grund war eine Nachricht von der amerikanischen Börsenaufsicht, die bis auf weiteres keine Anlageprodukte zulassen will, die in Bitcoins investieren.

Dass der Bitcoin-Preis wie ein Jo-Jo auf- und abspringt, ist nichts Neues: im Herbst letzten Jahres bewegte sich der Kurs zunächst nur wenig um die 600 US-Dollar, nahm dann aber Fahrt auf und schoss in der handelsarmen Zeit über den Jahreswechsel auf fast 1200 US-Dollar hoch. Innerhalb von einer Woche war der Spuk wieder vorbei und der Kurs stürzte wieder auf unter 750 US-Dollar ab.

Für die Zitterpartie der Internetwährung interessieren sich deshalb nur ihre Fans, und Anleger in den Schwellenländern, die Bitcoins als Fluchtmittel entdeckt haben. Ansonsten lässt sich das Auf und Ab aus der Distanz beobachten.

Die virtuellen Münzen sind ein spannendes Experiment, als Zahlungsmittel eignen sie sich aber nicht. Das Konzept Bitcoin stellte 2008 ein gewisser Satoshi Nakamoto vor. Bis heute ist nicht klar, um welche Person es sich dabei handelt, oder ob sich hinter dem Namen ein Kollektiv verbirgt. Nakamoto skizzierte die Grundzüge eines elektronischen Zahlungssystems, das ganz ohne Banken oder andere Mittelsmänner auskommt. Er verstand die Kryptowährung als libertäres Projekt: Bürger sollten nicht mehr von Staat und Banken abhängig sein.

Elektronische Zahlungsmittel gibt es schon länger, aber bislang brauchte es stets eine zentrale Partei, die Transaktionen überwacht und dafür sorgt, dass jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann. Bei Bitcoins übernehmen die Nutzer selbst diese Aufgabe. Genauer: die sogenannten Bitcoin-Miners. Sie überprüfen die Transaktionen und werden dafür mit neuen Bitcoins belohnt. Dabei fällt die Belohnung für das Schaffen neuer Münzen mit der Zeit automatisch geringer aus, die maximale Menge ist begrenzt. Das soll der Entwertung des Geldes vorbeugen.

Um die virtuelle Währung entstand ein Ökosystem aus Tauschbörsen, Bitcoin-Minern und Spekulanten. Und doch taugen die virtuellen Münzen weder als Währung noch als Investitionsobjekt. Zwar wirken die Zahlen eindrucksvoll: knapp 15 Milliarden US-Dollar sind alle Bitcoin zusammen wert. Doch unter den Währungen bleiben Bitcoins ein Zwerg. Betrachtet man die Geldmenge, dann rangieren Bitcoins nur knapp vor dem Trinidad-und-Tobago-Dollar.

Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München