Eine Frage der Technik

21.01.2016

Schon bald könnten Bitcoins oder ähnliche Währungen eine rasante Wiederauferstehung feiern.

Eine Frage der Technik Um die Cyberwährung Bitcoin ist es in letzter Zeit sehr ruhig geworden. Das liegt an Skandalen und einem Vertrauensverlust in die Handelsplattformen. Schon bald aber könnten Bitcoins oder ähnliche Währungen eine rasante Wiederauferstehung feiern. Denn der Name ist egal, die Technik zählt.

Weil Bitcoins verloren gingen, gestohlen wurden und Handelsplattformen pleitegingen, ist die einmal sehr große Begeisterung für die Cyberwährung abgeebbt. Die Entwicklung zeigte, dass auch reine Digitalwährungen nicht davor schützen, belogen und betrogen zu werden. Dass auch immer wieder berichtet wird, wie sich kriminelle Banden die Bitcoins zum unbeobachtbaren Geldtransfer zunutze machen, trägt ebenfalls nicht zu einem positiven Bild bei. Also wendeten sich immer mehr Nutzer enttäuscht ab.

Allerdings könnte man zynisch sagen, dass schon immer Banken ausgeraubt und Geld gestohlen wurden, ob in Säcken oder Koffern und oft genug auch schon online. Dies also spricht nicht gegen eine Digitalwährung, zumindest nicht, wenn sie nicht mit überzogenen Erwartungen überfrachtet wird. Die Sicherheit also ist eher kein gutes Argument, wenn es um neue Währungsformen geht.

Da taugt schon besser die Einfachheit, die Universalität der Digitalwährungen. Und so ist bei aller Kritik, die von staatlicher Seite wie von den etablierten Banken geäußert wird, bereits ein ambitionierter Wettlauf im Gange, wer sich wie ein Stück vom Kuchen sichern kann. Denn, dass digitale Währungen die Zukunft sind, scheint allen Beobachtern klar.

Die EU etwa hat festgesetzt, dass Bitcoins – und damit auch alle anderen ähnlich aufgebauten Digitalwährungen – nicht steuerpflichtig sind. Will heißen, wer Bitcoin kauft und zu einem höheren Preis wieder verkauft, muss den Gewinn nicht versteuern. Die Bank of England arbeitet eigenen Angaben zufolge an einer Digitalwährung, andere werden folgen. Das wird den gesamten Markt in Bewegung bringen. Neue Spieler werden eintreten in den Wettbewerb um das beste System. Und damit ist vor allem die größte Rechenleistung gemeint.

Die Technik hinter den Digitalwährungen ist aufwendig, unbewiesen wird behauptet, dass die Server hinter den Bitcoins so viel Energie fressen, wie eine Kleinstadt verbraucht. Da lobt man sich das umweltfreundlich CO2-neutrale Bargeld. Und doch wird sich die Entwicklung beschleunigen. Große Konzerne und risikobewusste Investoren pumpen große Beträge in Start-ups, die sich auf dem digitalen Währungsfeld bewegen. Große Zahlungsabwickler weltweit müssen hier aktiv werden, wollen sie nicht in die Defensive geraten. Weltumspannende Konzerne wie Western Union, schon heute angegriffen durch digitale Spieler wie Transferwise oder azimo, verdienen noch gutes Geld mit dem Versand von Geld, vor allem aber mit dem Tausch der Devisen zwischen den Sender- und Empfängerwährungen.

Aber mit den entsprechenden Strukturen ist nichts leichter, als Geld als Digitalwährung um die Welt zu schicken, verschlüsselt, mit einem einfachen Zugriff per Telefon und mit vielen Nutzungsmöglichkeiten vor Ort. Insofern sind Digitalwährungen wahrscheinlich schon bald nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken, zunächst als Ergänzung und wer weiß, vielleicht irgendwann als Ersatz für die lokalen Währungen. Wer jetzt die Augen aufmacht, kann zudem von den neuen Ideen und Geschäftsmodellen profitieren, die sich rund um Digitalwährungen entwickeln. Auch wenn noch nicht allzu viele Unternehmen hier börsennotiert sind: Auch das ist nur eine Frage der Zeit.

Autor: Uwe Zimmer, Meridio Vermögensverwaltung AG