„Ein vielversprechender Anfang“

20.05.2022

Bolatbek Maldybaev, Executive Director bei Freedom Finance / Foto: © Freedom Finance

Junge, digitale und innovative Unternehmen sind bei Investoren eigentlich sehr beliebt. Doch obwohl knapp die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung als potenzielle Kundschaft die mögliche Marktgröße verdeutlicht, fristet der Bereich FemTech in der Investmentwelt immer noch ein Nischendasein. Dabei ist das Potenzial für Unternehmen und Investoren bei fast vier Milliarden möglichen Kundinnen weltweit enorm. Die Investmentgesellschaft Freedom Finance hat das erkannt. Im Interview erklärt Bolatbek Maldybaev, Executive Director bei Freedom Finance, warum Investoren den Sektor im Auge behalten sollten.

finanzwelt: Der FemTech-Branche wird bis 2030 ein Umsatz von mindestens 3 Mrd. US-Dollar und ein Gesamtvolumen von bis zu 65 Mrd. US-Dollar prognostiziert. Warum haben die Anleger das Potenzial hier noch nicht erkannt? Bolatbek Maldybaev: Jeder neue Trend braucht eine gewisse Zeit, um sich zu etablieren und als solcher erkannt zu werden. Anleger investieren in wachsende Unternehmen, um Geld zu verdienen. Dabei handelt es sich zum Zeitpunkt der Entstehung eines Trends bei diesen Unternehmen meist um Startups mit höheren Risiken. Die Schwierigkeit besteht darin, potenzielle Investoren so zu erreichen, dass ihr Interesse auch wirklich geweckt wird. Einige orientieren sich hier strikt an Zahlen, andere treffen ihre Entscheidungen aus einem Bauchgefühl heraus.

Häufig sehen institutionelle Investoren das sogenannte Smart Money, das Potential eines Markts bevor der Trend eine allgemeine Akzeptanz findet. Im Fall von FemTech ist die Branche noch unterfinanziert und findet sich vor diesem Hintergrund nicht immer auf dem Radar der Anleger. Dennoch bietet die Industrie eine ganze Reihe an Ansatzpunkten für Wachstum und einige Unternehmen können hier auch bereits mit guten Geschäftsmargen aufwarten, was wiederum mehr Anleger vom Potential von FemTech überzeugen könnte.

finanzwelt: Nach Angaben von Pitchbook war 2021 das erste Jahr, in dem mehr als 1 Mrd. US-Dollar in FemTech-Startups geflossen sind. Was passiert derzeit auf dem FemTech-Markt – wird der Wachstumstrend anhalten? Maldybaev: Es gibt zwei wesentliche Trends, die mit dem Wachstum der FemTech-Branche verbunden sind: COVID und Feminismus. Wir alle haben im letzten Jahr erlebt, wie die Welt in ihren Grundpfeilern erschüttert worden ist und im Bereich der digitalen Gesundheit in nur wenigen Wochen Innovationen entstanden sind, für die wir normalerweise zehn Jahre gebraucht hätten. Die Pandemie scheint das Wachstum von FemTech-Unternehmen beschleunigt zu haben, da sie Probleme offengelegt hat, mit denen Frauen konfrontiert sind. So waren zum Beispiel von den langen Lockdowns unverhältnismäßig viele Frauen betroffen, die mehr Hausarbeit leisten mussten. Auch die häusliche Gewalt gegen Frauen hat während der Lockdowns zugenommen, hier besteht ein hoher Bedarf an Lösungen. Simultan hat COVID-19 die Popularität und Akzeptanz von Online-Gesundheitstools gefördert.

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