Ein Avatar für Makler

02.12.2015

Eine Unfallversicherung sei mehr oder weniger wie die andere, letztlich komme es auf den Preis an – so die Meinung der breiten Bevölkerung. Dabei können die Versicherer auch bei diesem Produkt durchaus kreativ sein.

So bietet die Barmenia eine völlig neuartige Gliedertaxe. finanzwelt sprach hierüber mit Michael Groß, Geschäftsführer der Barmenia-Tochter ADCURI GmbH.

finanzwelt: Seit rund sieben Monaten bieten Sie eine neue Unfallversicherung mit komplett variabler Gliedertaxe. Worin unterscheidet sich das Produkt von gängigen Angeboten?

Groß: In allen uns bekannten Unfallprodukten ist bereits eine feste Gliedertaxe vorgegeben. Davon kann meist nur abgewichen werden, wenn ein bestimmter Beruf ausgeübt wird, etwa Mediziner. Je hochwertiger die Tarifvariante, desto besser ist meist die Gliedertaxe. Dies schlägt sich allerdings auch im Preis nieder, was jedoch nicht bedeutet, dass die für den Kunden speziell wichtigen Körperteile auch entsprechend hoch abgesichert sind. Der eine benötigt seine Hände für den Job, der andere seine Füße. Dort setzen wir an. Herausragende Neuerung der Barmenia-Unfallversicherung ist eine variable Gliedertaxe, die so genannte Wunschgliedertaxe.

finanzwelt: Wie kamen Sie auf diese Idee?

Groß: Wir hatten Mitte 2014 bei unseren angeschlossenen Maklern eine Umfrage gestartet und nach den drei wichtigsten Produktfeatures gefragt, auf die bei der Vermittlung einer Unfallversicherung geschaut wird. Neben dem Mitwirkungsanteil und den Eigenbewegungen hatte die Gliedertaxe die mit Abstand höchste Nennung. Fast 50 Prozent aller Vertriebspartner achten auf die Gliedertaxe. Das hat uns auf die Idee des Gliedertaxen-Avatars, also einer komplett flexiblen Gliedertaxe, gebracht.

finanzwelt: Wie funktioniert das im Detail?

Groß: Das Grundgerüst der neuen Unfallversicherung sind die drei Produktlinien Basis, Top und Premium. Die Besonderheit ist, dass wir zu diesen drei Produktlinien lediglich Gliedertaxenvorschläge machen. Die kann der Makler für die Standardberatung einsetzen. Natürlich sind in den Vergleichsrechnern auch die Standardgliedertaxen hinterlegt. Aber da nicht jeder Kunde gleich ist, kann die Gliedertaxe individuell nach Kundenwunsch oder Bedürfnis zusammengestellt und so auf den persönlichen Bedarf zugeschnitten werden. Damit lassen sich die für den Beruf des Kunden entscheidenden Körperbereiche besonders hoch absichern. Wichtig ist das für Personen, bei denen es auf Feinfühligkeit oder handwerkliche Fähigkeiten ankommt.

finanzwelt: Ein Beispiel?

Groß: Denken Sie an den Chirurgen, dem die Hände besonders wichtig sind. In unserer Standardgliedertaxe wäre der Zeigefinger gerade einmal mit 20 % abgesichert. Das entspräche bei einem Totalverlust und einer Versicherungssumme von 100.000 Euro gerade einmal einer Entschädigung von 20.000 Euro. Mit dem Avatar können wir nun z. B. den Zeigefinger auf 100 % einstellen. Würde nun zusätzlich eine 350%ige Progression gewählt, würde der Chirurg eine Entschädigung von 350.000 Euro erhalten. Ohne Progression bekäme er 100.000 Euro. Ein anderes Beispiel ist der Dolmetscher. Für seinen Beruf ist das Gehör besonders wichtig. Mit dem Gliedertaxen-Avatar kann der Berater den Versicherungsschutz nun auf die Anforderungen des Berufes abstimmen und ist nicht mehr auf die vorgefertigten Policen der Versicherer angewiesen. Diese Form der Individualisierung bietet die Chance, fast wie im Baukastensystem Sonderkonzepte zu entwickeln. Unser Maklerportal errechnet den individuellen Zuschlag und der Kunde hat sein eigenes Unfallkonzept.

finanzwelt: Welche Zielgruppen möchten Sie erreichen?

Groß: Letztlich ist durch den Avatar die Gestaltung derart flexibel, so dass alle Kunden zwischen 18 und 67 angesprochen werden können. _(hwt)

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Printausgabe 06/2015