East Capital: Osteuropa droht kein Desaster

07.02.2013

Marcus Svedberg, Chefökonom des schwedischen Vermögensverwalters East Capital, verweist in einem aktuellen Marktausblick auf die Risiken, die sich mit einem Engagement in den osteuropäischen Ländern verbinden, sieht jedoch kein Grund für Panikmache.

(fw/ah) "Es ist kein Desaster, aber ein beunruhigender Trend, der zu einer Krise führen könnte, wenn in den nächsten Monaten nicht gehandelt wird", so Marcus Svedberg, Chefökonom des schwedischen Vermögensverwalters East Capital. Ein Gegenmittel dazu wären disziplinarische Maßnahmen seitens der EU. "Es gibt nicht nur ein Problem in der Region, obwohl die schwierige wirtschaftliche Situation in Europa als Auslöser betrachtet werden kann", betont der Experte. Ungarn und Rumänien werden beschuldigt die Macht auf Kosten von anderen Institutionen, etwa die Zentralbank sowie das Verfassungsgericht zu zentralisieren. Die Tschechische Republik ist mit Korruptionsaffären an den höchsten Stellen beschäftigt und auch die Balkanstaaten haben einige turbulente Wahlmonate hinter sich.

"Wenn man weiter nach Osten geht, begegnet man zunehmend autoritären Tendenzen der amtierenden Regierungen. Sei es der politisch motivierte Prozess gegen Julia Timoschenko in der Ukraine, oder die Anklage gegen die Punkband Pussy Riot in Russland. Diese Entwicklungen haben einen direkten negativen Einfluss auf Wirtschaft und Finanzen", sagt Svedberg. Der ukrainische Aktienmarkt ist mit fast 30 Prozent Minus der schlechteste in Osteuropa dieses Jahr. In Serbien und Slowenien sieht es nicht viel besser aus. An den politischen Problemen leiden auch die Staatsanleihen. In Slowenien ist der Zinssatz für zehnjährige Bonds innerhalb eines Monats von 5,4 Prozent auf 7 Prozent angestiegen. "Das große Risiko ist, dass Langzeitinvestoren bei diesen Ländern zögerlicher werden, denn Auslandsinvestitionen sind eine enorme Kapitalquelle für die meisten Länder in Osteuropa. Sind die Investoren über die politische Stabilität besorgt, könnte das die Zuflüsse stark belasten", erklärt Svedberg.

Dennoch ist nicht alles schlecht. Viele dieser Länder sind EU-Mitglieder und damit auch anstehenden Disziplinierungsmaßnahmen ausgesetzt. Die ersten Warnungen an Budapest und Bukarest wurden erteilt. Außerdem hat Osteuropa in den letzten zwanzig Jahren konstant die Fähigkeit zur Weiterentwicklung bewiesen. Ein kurzer politischer Rückschlag nach Jahren wirtschaftlicher Herausforderungen ist nicht überraschend. "Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Länder sowohl politisch als auch wirtschaftlich wieder die Wende schaffen - so wie die letzten Male", glaubt Svedberg.

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