Drei aktuelle Trends für die Bankenbranche

21.02.2019

Stephan Schweizer, CPO bei NEVIS / Foto: © NEVIS

Sicherheit, Transparenz, Schnelligkeit und zeitliche sowie örtliche Flexibilität – dies sind die Schlüsselfaktoren, auf die Kunden bei der Bank ihres Vertrauens Wert legen. Digitale Lösungen helfen dabei, diese Anforderungen umzusetzen, führen zu einer Weiterentwicklung der klassischen Bankprodukte und verändern die Prozesse innerhalb einer Bank. Doch obwohl die Digitalisierung im Finanzsektor eine wichtige Rolle spielt, agieren viele Banken zögerlich und optimieren nur einzelne Prozesse. So lassen sich online beispielsweise schnell und benutzerfreundlich Konten eröffnen und Kredite abschließen, eine komplett digitale Bankenwelt liegt jedoch noch in weiter Ferne. Stattdessen nehmen Drittanbieter wie Fintech-Startups oder große Technologie-Unternehmen eine führende Rolle ein und revolutionieren den Markt. Doch welche Entwicklungen sind im Jahr 2019 im Finanzsektor zu erwarten und welche Rolle spielt das Thema Cybersecurity dabei?

Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Nutzung von Onlineservices stetig zunimmt. Dies spiegelt sich sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden im Bereich Banking wider. Bereits 50 % der Privatkunden nutzen Online-Banking, bei Firmenkunden liegt der Anteil sogar bei 70 %. Auch die zunehmende Nutzung von mobilen Endgeräten hat Auswirkungen auf den Finanzsektor, denn mobiles Banking wird immer beliebter. Die Zahl der Nutzer ist seit 2012 um 185 % gestiegen.[1] Einige Banken spezialisieren sich daher ausschließlich auf mobile Endgeräte. Auch das Thema Mobile Payment spielt seit der Einführung von Google Pay und Apple Pay in Deutschland eine Rolle. Ob es sich durchsetzt und auf Dauer Bargeld und Kartenzahlung ersetzt, bleibt abzuwarten.

Diese Entwicklungen beeinflussen wiederum die Sicherheitsanforderungen im Bereich IT Sicherheit.  Es ist entscheidend, dass für den mobilen Kanal eine sichere und benutzerfreundliche Authentisierung zur Verfügung steht. Gleichzeitig verlangen neue regulatorische Vorgaben wie zum Beispiel PSD2, dass die Mechanismen für Authentisierung und Transaktionsbestätigungen kryptographisch abgesichert werden. Die gute alte TAN-Liste hat damit definitiv ausgedient. Weiter verlangt der Regulator, dass auch Biometrie und Benutzerverhalten in das Sicherheitskonzept mit einfließen. Biometrische Daten wie Fingerabdruckscan, Gesichts- oder Stimmerkennung, aber auch benutzerspezifische Eigenheiten wie Tippverhalten oder Mausbewegungen werden zunehmend beim Online Banking eingesetzt. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz kann nach nur wenigen Online-Sitzungen ein umfangreiches Benutzerprofil erstellt werden, welches als zusätzliches Sicherheitselement im Hintergrund wertvolle Dienste leistet. Der große Vorteil dieser Mechanismen liegt darin, dass die Sicherheit gegen gewisse Angriffe (z.B. Session-Takeover, „Microsoft-Fraud“, etc.) massiv gesteigert werden kann, ohne dass die Benutzerfreundlichkeit darunter leidet.

Künstliche Intelligenz wird jedoch nicht nur im Bereich IT Sicherheit, sondern auch auf Seiten der Banken zur Beratung der Kunden eingesetzt. Durch den Einsatz von Algorithmen können die Bedürfnisse der Kunden prognostiziert und zum richtigen Zeitpunkt die passenden Produkte vorgeschlagen werden. Zudem werden immer häufiger Chatbots zur Beantwortung von Kundenanfragen eingesetzt. Auch wenn oft noch der Kontakt mit menschlichen Kundenberatern bevorzugt wird, sind die Vorteile wie ständige Erreichbarkeit auch außerhalb der Geschäftszeiten und geringere Wartezeiten nicht von der Hand zu weisen. Die momentan in Deutschland am häufigsten genutzte Variante von künstlicher Intelligenz im Bereich Banking ist eine Fotoüberweisung, bei der man eine Rechnung nur abfotografieren muss und die erforderlichen Daten automatisch erkannt werden.

Mit der zunehmenden Digitalisierung bieten sich jedoch auch neue Angriffsflächen für Cyberkriminelle. Durch den Wegfall der Separierung zwischen Browser und mobilen Geräten ist entscheidend, dass neben der sicheren Verwaltung von Schlüsselmaterial und der Verwendung von biometrischen Faktoren weitere Benutzermerkmale einbezogen werden. Die neuen Sicherheitskonzepte ermöglichen zudem eine kontinuierliche Authentisierung, indem für jede Transaktion ein sog. Risk-Score berechnet wird. Damit wird eine neue Sicherheitsebene geschaffen, welche die widersprüchlichen Anforderungen von hoher Sicherheit und guter Benutzerfreundlichkeit unter einen Hut bringt.

Schlussendlich wird das Jahr 2019 entscheidend für die Entwicklung des Finanzsektors sein. Banken werden keine Vorreiterrolle in Sachen Digitalisierung einnehmen, jedoch gibt es vermehrt Kooperationen mit Fintech- und Technologie-Unternehmen, die die Entwicklung vorantreiben. Bei der Vorbeugung und Abwehr von Cyberkriminalität wird zunehmend auf biometrische Faktoren und künstliche Intelligenz gesetzt.

[1] Quelle: https://www.wirtschaft-tv.com/wie-die-digitalisierung-das-banking-erobert.

Gastbeitrag von Stephan Schweizer, CPO bei NEVIS