DJE/Gamax Management AG: Ausblick 2013

07.02.2013

Dr. Jens Ehrhardt

"finanzwelt" sprach zum Konjunkturausblick national und international mit einem der führenden Köpfe hierzulande, Dr. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG und Portfoliomanager der Gamax Management AG.

finanzwelt: Was erwartet uns hierzulande beim Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung 2013? Kann sich die deutsche Ökonomie vom europäischen Abwärtssog freischwimmen?

Dr. Ehrhardt: Weltweit (außer in China) wird heute mehr oder minder stark fiskalpolitisch gebremst. Dies müsste speziell die von der Weltwirtschaft stark abhängige europäische Konjunktur drücken. Deutschland exportiert immerhin noch fast 70 Prozent seiner Ausfuhren nach Europa, wo 2013 mit einer weiteren Konjunkturverlangsamung zu rechnen ist. Deutschland lebt zur Zeit hauptsächlich von den Exporten Richtung China und den USA. Aber auch in den USA dürfte es im Jahresverlauf Konjunktureintrübungen geben, da die Steuererhöhungen die Konsumausgaben dämpfen werden. Deutschland dürfte sich im Hinblick auf gute Produkte und anhaltend hohe Exporte speziell nach Asien allerdings besser entwickeln als der Rest Europas.

finanzwelt: Welche Branchen sehen Sie derzeit favorabel?

Dr. Ehrhardt: International halten wir die Aktien von Fonds-Verwaltern für interessant, da die Aktienkurssteigerungen hier mit einem Hebeleffekt in der Regel zu besseren Gewinnen führen. Ausgewählte Technologieaktien sind ebenfalls nach den Kursrückgängen der vergangenen Monate preiswert. Generell dürften Branchen in Ländern mit Abwertungen profitieren. Auch Exportunternehmen, wie z.B. in Japan. Europäische Unternehmen dürften bei anhaltend starkem Euro in der Gewinnentwicklung eher gedämpft werden.

finanzwelt: Wie sehen Sie die Zukunft der einstigen Weltmacht USA und wird sich nach Ihrer Einschätzung die „Erfolgsgeschichte BRIC" fortsetzen (hier im Speziellen China)?

Dr. Ehrhardt: Die Schwellenländer-Aktien dürften auch in Zukunft überdurchschnittlich abschneiden. Die demographische Entwicklung ist hier besser als in den Industriestaaten. Die Gewinnorientierung der Wirtschaftsteilnehmer ist größer als in Europa. Die Politik unterstützt Wachstum und Unternehmergeist. China dürfte wahrscheinlich unverändert die höchsten Wachstumsraten haben. Indien profitiert von der besten demographischen Entwicklung, hat allerdings erhebliche Nachteile im Bereich der Infrastruktur und der Politik. Brasilien könnte unter schwachen Rohstoffpreisen leiden. Hinzu kommen zunehmend sozialistische Tendenzen und ein erheblicher Fachkräftemangel. Trotzdem sollte Brasilien (ähnlich wie bisher Mexiko) zu den langfristig wachstumsstärksten Ländern gehören. Russland profitiert von einem hohen Ölpreis. Die Gesamt-konjunktur ist in hohem Grade vom Energiepreis abhängig. Ein Vorteil sind die niedrigen Bewertungen der russischen Aktien.

finanzwelt: Bitte kommentieren Sie Ihre zentralen Asset-Allokation-Empfehlungen für das zweite Halbjahr (Aktienmärkte Deutschland, Eurozone)

Dr. Ehrhardt: Unsere Hauptgewichtungen legen wir zunehmend auf USA und Asien, da wir hier vor allen Dingen aus dem monetären Blickwinkel Verbesserungen erwarten. Ganz Asien müsste von starken Ankurbelungsmaßnahmen in Japan profitieren (wachsende Exporte dieser Länder nach Japan). Setzt sich die Abwertung des Yen fort, dürfte Japan die beste Weltbörse in 2013 sein. Im Gegensatz zu den USA wird in Europa bisher kein neues Geld gedruckt (kein Quantitative Easing, keine Anleiheaufkäufe). Ausgewählte Unternehmen in Deutschland werden weiterhin gewinnmäßig profitieren, generell könnten aber neue Probleme in der Euro-Zone den Kontinent belasten. Hier ist im Wesentlichen an Spanien, Italien und Zypern und in Zukunft Frankreich zu denken.

finanzwelt: Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat im vergangenen Jahr ordentlich zugelegt – werden wir die 8.000er Marke überspringen/gibt es noch Luft nach oben?

Dr. Ehrhardt: Der DAX-Index sollte die 8.000er Grenze im Jahre 2013 überspringen können. Allerdings liegt der DAX ohne Dividenden gerechnet noch weit von früheren Höchstständen entfernt. Der deutsche Aktienindex hat mehr aufzuholen als der amerikanische Index, der inklusive Dividenden schon lange auf historischem Höchstkurs notiert. Eine weitere Stärke des Euros würde allerdings die deutsche Aufwärtsentwicklung bremsen. Deutschland wird 2013 nicht so gut abschneiden wie 2012 – besonders im Verhältnis zu anderen Börsen.

Das Interview führte Alexander Heftrich