Dividenden als „Salz in der Suppe“

11.07.2017

Dr. Thomas Heidel, Leitung Research Fidal AG /Foto: © Fidal AG

Nicht nur die Versicherungsgesellschaften jammern, sondern auch die privaten Anleger in Deutschland. Das Zinsniveau in Deutschland ist schon seit längerer Zeit auf einem phänomenalen Tiefpunkt ankommen.

Vom liquiden Vermögen der Deutschen in Höhe von 5,6 Billionen Euro sind rund 40 Prozent in äußerst geringverzinslichen Anlagen, wie dem Sparbuch, oder als Tages-/Festgeld oder als liquide Bargeldreserve auf dem Girokonto angelegt. Rund 30 Prozent sind in Lebens- und Rentenversicherungen investiert. Die beliebten deutschen Staatsanleihen bieten bei einer Laufzeit von zehn Jahren nur magere 0,3 Prozent Rendite pro Jahr.

Berücksichtigt man noch die momentane Inflationsrate von 1,5 Prozent, so wird schnell klar, dass ein Anleger mit derzeit risikoarmen Geldanlagen Kaufkraftverluste erleidet. EZB-Chef Mario Draghi hat bisher immer deutlich darauf hingewiesen, dass die Zinsen in der Eurozone noch für lange Zeit niedrig bleiben werden, das heißt dass auf absehbare Zeit die Zinsen nicht die Inflationsrate ausgleichen werden.

Die Investoren müssen daher mehr ins Risiko gehen und sich Aktien zuwenden, deren Dividendenrenditen – quasi als Zinsersatz – die Anleihezinsen deutlich übertreffen. Da Staats- und Unternehmensanleihen an Attraktivität eingebüßt haben, spielen Dividendentitel als Alternative in der Vermögensverwaltung eine zunehmende Rolle.

Laut dem „Global Dividend Index“ von Janus Henderson Investors profitieren die Gewinne der Unternehmen vom weltweiten Wirtschaftswachstum und damit auch die Beteiligungen der Aktionäre an den ausgeschütteten Firmenprofiten in Form von Dividenden. Janus Henderson erwartet für das Gesamtjahr 2017 ein Wachstum der globalen Dividendenzahlungen um fast vier Prozent auf 1,176 Billionen US-Dollar.

Die Auswahl der Dividendenpapiere

Viele Anleger machen bei der Auswahl der Dividendentitel häufig den Fehler, sich auf die Unternehmen mit den höchsten Dividendenausschüttungen bzw. größten Dividendenrenditen zu fokussieren. Möglicherweise ist der Grund für eine übermäßig hohe Dividendenrendite, dass negative Unternehmensnachrichten, wie zum Beispiel eine Verschlechterung der Verschuldungssituation oder der Geschäftsaussichten, den Aktienkurs deutlich gedrückt haben. Die Sicherheit der künftigen Dividendenzahlung könnte gefährdet sein.

Studien über die Performanceergebnisse von Aktien mit unterschiedlichen Dividendenhöhen zeigen zwar, dass die Gruppe der Aktien, die keine Dividende ausschütten, die schlechteste Performance aufweist, aber die Gruppe der Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen nicht die besten Gesamtergebnisse abliefert. Anleger sollten sich umfassend mit der fundamentalen Analyse solider finanzstarker Firmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell beschäftigen, die auch in unterschiedlichen Konjunkturphasen in der Lage sind, relativ stabile Gewinne, besser noch kontinuierlich wachsende Erträge zu generieren.

weiter auf Seite 2