Director's Dealings als Basis für Anlageentscheidung?

19.11.2018

Thomas Hünicke / Foto: © WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH

Sogenannte Directors' Dealings, also erlaubte Insidergeschäfte, können für Anleger als bestimmte Indikatoren für die weitere Entwicklung eines Unternehmens dienen. Als festes Kaufsignal sind sie aber nicht anzusehen.

Es ist schon einige Jahre her, aber die Geschichte steht beispielhaft für das, was auch als Insidergeschäft bezeichnet wird. Ein US-Hedgefonds-Manager hatte über einen Dark Pool mit zehn Millionen Aktien eines US-Biotech-Unternehmens gehandelt. Zuvor hatte ihm ein Insider Informationen über die Entwicklung eines Alzheimer-Medikaments zugesteckt. Der Fonds soll mit dem Deal 276 Millionen Dollar verdient haben. Leidtragende waren alle Elan-Aktionäre, die diese Information nicht hatten und so gesehen ihre Aktien zu billig verkauft hatten. Der Fondsmanager wurde zu neun Jahren Haft verurteilt – wegen Insiderhandels.

Die Geschichte zeigt: Wer mit Informationen, die andere nicht haben (Insiderinformationen), Börsengeschäfte tätigt, lebt nicht gerade sicher. Insiderhandel ist in Deutschland und den meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Union eine Straftat, da er die Funktionsfähigkeit des Kapitalmarkts beeinträchtigt – die Behörden sind dabei nicht zu Späßen aufgelegt.

Zugleich sind aber Insidergeschäfte nicht per se verboten. Die sogenannten Directors' Dealings bezeichnen die legale Form des Insiderhandels. Damit sind Wertpapiergeschäfte von Mitgliedern des Managements börsennotierter Aktiengesellschaften oder diesen nahestehenden Personen oder Gesellschaften mit Wertpapieren des eigenen Unternehmens gemeint. Einen Freibrief für den munteren Aktienhandel auf Basis ihrer internen Infos haben diese Personen natürlich nicht. Sie unterliegen strengen rechtlichen Vorschriften.

Aber sie schaden auch den Anlegern oftmals nicht. Vielmehr können Directors' Dealings in vielen Fällen sogar als Trendsignal angesehen werden. Warum? Ganz einfach: Kauft oder verkauft ein Manager Aktien seines eigenen Unternehmens, deutet dies in der Regel auf einen weiteren Anstieg oder eben einen Abschwung hin. Anders als eine dezidierte Markteinschätzung eines Kenners sind diese Vorgänge nicht zu erklären, von der Anleger unter Umständen profitieren können.

Ein Beispiel: Vor wenigen Wochen kaufte der Chef der Beteiligungsgesellschaft Mutares (Scale-Segment der Deutschen Börse) ein kleineres Aktienpaket (100.000 Euro) seines Unternehmens. Die Begründung: „Wir sind operativ on track“, fasst CEO Robin Laik die Entwicklungen zusammen – für ihn offensichtlich ein positives Zeichen. Und tatsächlich: Nach einem bislang eher durchwachsenen (vulgo: wirklich schlechten) Börsenjahr gewinnt der Mutares-Kurs langsam, aber sicher wieder an Wert. Seit dem Aktienkauf durch den CEO waren es knapp sieben Prozent.

Im Sommer hatten die Deutsche Bank-Aufsichtsräte John Thain und Mayree Clark Aktien des Konzerns für etwa 1,25 Millionen Euro gekauft. Beide setzten damit auf steigende Kurse aufgrund des fortschreitenden Konsolidierungskurses und des sehr guten Halbjahresergebnisses (Ergebnis vor Steuern 1,14 Milliarden Euro). Bislang haben sie zwar damit nichts verdient, die Aktien rangiert aktuell sogar unterhalb der mageren neun Euro von Ende Juli (die Aufsichtsräte haben bei etwas mehr als zehn Euro gekauft).

Aber: Nach wie vor steht bei Goldman Sachs ein Kursziel von 12,50 Euro. Das Geldinstitut sei laut der US-Investmentbank nach wie vor sehr stark auf die Kostensenkung fokussiert, die nach Angaben der Deutschen Bank im kommenden Jahr rund eine Milliarde Euro betragen sollen. Auf diese Vorhersage scheinen John Thain und Mayree Clark zu vertrauen.

Ob Anleger sich dem anschließen oder nicht, ist immer eine Frage, inwiefern sie den Vorhersagen und dem Wert an sich vertrauen. Feste Kaufsignale lassen sich nicht zwingend daraus ableiten. Investoren können aber diese Directors' Dealings als gewisse Indikatoren nutzen, um aus den Entwicklungen eigene Schlüsse zu ziehen.

Kolumne von Thomas Hünicke, geschäftsführender Gesellschafter der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf