Digitale Aufpasser – Menschen rund um die Uhr überwachen

08.02.2016

Fit für die digitale Welt? Das sollte jeder sein. Die Datensammler schrecken vor nichts mehr zurück. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Smartphones und Fitnessuhren verschenkt werden – alles wegen Big Data.

2016-02-09 (fw/db) Das neue digitale Fitnessarmband breitet sich aus und die Smartwatches oder die auf dem Smartphone verwendeten Gesundheits-Apps steigen in Deutschland kontinuierlich. Welche Chancen und Risiken mit der Nutzung dieser Geräte für Menschen verbunden sind, wurde heute auf dem Safer Internet Day diskutiert.

Über 300 Teilnehmer waren der Einladung in das Umweltforum Auferstehungskirche in Berlin gefolgt. Das Forum zum Safer Internet Day wird seit 2008 vom Verbraucherschutzministerium und dem IT-Branchenverband Bitkom durchgeführt.

Eine auf dem Safer Internet Day vorgestellte YouGov-Studie im Auftrag des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz hat ergeben, dass viele Menschen Risiken bei der Nutzung von ‚Wearables‘ sehen.

32 Prozent der Befragten befürchteten falsche Messwerte, 31 Prozent falsche Gesundheitsratschläge und 39 Prozent sahen die Verwendung der Daten durch Dritte als Problem; nur 28 Prozent der Befragten sahen keine Probleme.

Besonders sensibel reagierten die Menschen beim Datenschutz: 32 Prozent stimmten der Aussage zu, dass die persönlichen Gesundheitsdaten niemanden etwas angingen, weitere 49 Prozent wollten selber bestimmen, wer die Gesundheitsdaten erhält, nur fünf Prozent der Befragten war es egal, wer auf die persönlichen Gesundheitsdaten Zugriff hat.

„Die Studie zeigt: Fitness- und Gesundheitsdaten sind Teil der Privatsphäre. Dies müssen Unternehmen respektieren. Niemand sollte gezwungen sein, seine Fitness überwachen zu lassen. Das bedeutet zum Beispiel, dass man bei Krankenversicherungen keine Nachteile haben darf, weil man seine Gesundheitsdaten nicht zur Verfügung stellt“, sagt Heiko Maas, deutscher Verbraucherschutzminister.

„Sensible Gesundheitsdaten bedürfen eines besonderen Schutzes. Es darf nicht sein, dass Informationen über individuelle körperliche oder seelische Schwächen auf dem Datenmarkt die Runde machen. Wir werden deshalb prüfen, die Verwendung bestimmter Gesundheitsdaten auf Grundlage der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung einzuschränken“, kündigt Maas an.

Die wachsende Bedeutung von Wearables, das sind am Körper getragene Kleincomputer wie etwa Fitnessarmbänder und Gesundheits-Apps belegen Untersuchungen des Digitalverbands Bitkom.

Nach einer repräsentativen Umfrage unter 1.236 Personen von Bitkom Research nutzen derzeit 31 Prozent der Bundesbürger ab 14 Jahren so genannte Fitness-Tracker zur Aufzeichnung von Gesundheitswerten: 18 Prozent nutzen Fitness-Armbänder, 13 Prozent Smartphones mit Fitness-Apps und sechs Prozent Smartwatches. Die häufigsten gemessenen Werte, die von den Nutzern von Fitness-Trackern erhoben werden, sind Körpertemperatur (99 Prozent der Nutzer), Körpergewicht (75 Prozent), Anzahl der gegangenen Schritte (62 Prozent) sowie die zurückgelegte Strecke (57 Prozent). Laut Umfrage messen aber auch 31 Prozent aller Befragten ihren Blutdruck mit einem herkömmlichen Messgerät, in der Altersgruppe ab 65 Jahren sogar 60 Prozent.

„Fitness-Tracker sind Lifestyle-Geräte, die gerne von den Jüngeren und Gesunden genutzt werden“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Das größte Potenzial von Wearables liegt künftig in der Prävention von Krankheiten und in der medizinischen Versorgung von Patienten.“ So würden 75 Prozent aller Befragten im Krankheitsfall ihre mit einem Fitness-Tracker gemessenen Vitalwerte an ihren Arzt übermitteln. Unter chronisch Kranken sind es sogar 93 Prozent.

Nach den Ergebnissen der Umfrage setzen 30 Prozent der Smartphone-Nutzer Gesundheits-Apps ein, die neben der Messung und Auswertung von Vitalwerten bei der Suche nach Ärzten oder Apotheken helfen, beim Abnehmen oder der Raucherentwöhnung unterstützen oder einen gesunden Schlaf fördern. „Wearables helfen den Menschen dabei, etwas für ihre Gesundheit zu tun“, sagte Rohleder. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Nutzer von Fitness-Trackern oder Gesundheits-Apps wollen damit generell ihre Gesundheit verbessern, 36 Prozent wollen sich mehr bewegen, 26 Prozent mehr über ihren Gesundheitszustand wissen und 15 Prozent ihr Training optimieren. Aber nur drei Prozent fördern ihre Genesung bei einer Krankheit.

Rohleder: „Bei der Verarbeitung der besonders sensiblen Gesundheitsdaten müssen die höchsten Standards für Datenschutz und technische Sicherheit der Geräte eingehalten werden.“

So sollte zum Beispiel die Speicherung und Auswertung der Daten für den Nutzer so transparent wie möglich erfolgen und Daten nur nach Einwilligung an Dritte weitergegeben werden.

„Die Weitergabe von Daten kann zum Beispiel für individuelle Gesundheitshinweise sinnvoll oder sogar notwendig sein“, sagte Rohleder.

Bei der technischen Sicherheit sollte insbesondere die drahtlose Übertragung von Daten, zum Beispiel zwischen Fitness-Armband und einem Smartphone, verschlüsselt erfolgen. Zudem sollten sich die Geräte untereinander eindeutig identifizieren und authentifizieren, um zu verhindern, dass Daten einfach abgegriffen werden können.

„Verbraucher sollten bei der Auswahl von Fitness-Trackern auf die technischen Sicherheitsmerkmale achten und die Datenschutzerklärung sehr sorgfältig lesen“, betonte Rohleder.

finanzwelt-Fazit: Wer es bis hier her im Text noch nicht verstanden hat, Menschen sollten viel sorgfältiger mit Ihren Daten umgehen. Nicht jeder der Menschen ein Datenaufzeichnungsgerät schenkt hat Gutes im Sinn, das gilt für Geschenke von Gesundheitskassen, Autoversicherer und Versicherer für Hausrat und Wohnimmobilien, auch wenn anfänglich ein Prämienrabatt lockt.

Dietmar Braun