Die Top-Trader des Jahres – und das Geheimnis ihres Erfolges

07.12.2018

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © Martina Draper

Das Börsenjahr 2018 liegt in den letzten Zügen. Die Mehrheit der Anleger wird ihm wohl keine Träne nachweinen. Unter dem Strich ist die Bilanz der weltweiten Aktienindizes wenige Wochen vor dem Jahresende negativ. Selbst der MSCI World Index, der sich dank der starken Übergewichtung von US-Aktien über lange Strecken wacker geschlagen hat, tut sich mittlerweile schwer, seine relative Stärke aufrechtzuerhalten.

Kurzum: Mit Aktien Geld zu verdienen, gestaltete sich 2018 schwierig. Nicht hoch genug kann daher die Leistung der Top-Trader auf wikifolio.com eingeschätzt werden.

Ein Dutzend Trader mit mehr als 20 Prozent Kursplus

12 wikifolios mit einem maximalen bisherigen Verlust von 30 Prozent sowie einem im zugehörigen Zertifikat investierten Kapital von zumindest 100.000 Euro brachten es zuletzt auf eine Performance von mehr als 20 Prozent seit Jahresbeginn. Und bei diesen Erfolgen handelt es sich keineswegs um Glückstreffer. Seit der Auflegung hat sich jedes dieser Portfolios besser entwickelt als der Welt-Index und damit auch eine deutliche Outperformance gegenüber dem DAX generiert. Es scheint also tatsächlich an der Anlagestrategie und deren Umsetzung durch die Trader zu liegen.

Aktiv, flexibel und mit einem guten Auge für die Risiken

Gründe für die überdurchschnittlich gute Entwicklung dieser wikifolios gibt es viele: Die Mehrheit der Top-Trader gestaltet den Börsenhandel sehr flexibel, wie ein Blick auf Handelsidee, Portfolio-Zusammensetzung und Trade-Historie zeigt. Hier wird keine „buy and hold“-Strategie gefahren, sondern aktiv auf die Geschehnisse an den Märkten reagiert. Das führt dazu, dass gerade erst aufgebaute Positionen auch schnell mal wieder aufgelöst werden und die Cash-Quote in schwierigen Marktphasen deutlich angehoben wird. Bei jedem dieser Trader ist ein professionelles und diszipliniert umgesetztes Risikomanagement zu erkennen, was auf viel Erfahrung und/oder ein ausgeprägtes Trading-Know-how hindeutet. Die Verluste so gering wie möglich zu halten, ist bei Profis an der Börse schon immer oberste Maxime gewesen. Die Gewinne kommen bei einer funktionierenden Strategie in den Hausse-Phasen mehr oder weniger „von alleine“.

Weniger ist manchmal mehr

Auffällig ist vor diesem Hintergrund allerdings, dass die gerade unter dem Gesichtspunkt der Risikobegrenzung hochgelobte Diversifikation bei den meisten Top-Tradern keine große Rolle zu spielen scheint. Ganz im Gegenteil. Viele Portfolios sind sehr konzentriert und/oder enthalten einzelne Aktien mit einer weit überdurchschnittlich hohen Gewichtung. Dadurch ergibt sich naturgemäß ein gewisses Klumpenrisiko. Allerdings hat sich das zumindest bei diesen Tradern bislang nicht negativ bemerkbar gemacht. Das wiederum spricht für eine gut durchdachte Aktienauswahl sowie ein hervorragendes Timing beim Einstieg in die jeweiligen Titel. Der Trader Uwe Trenkner (Tradername: Macadora) zum Beispiel folgt in seinem wikifolio „einer Idee von Phil Town, der aufzeigt, dass sich echte Überrenditen nur durch selektive Investments erzielen lassen“. Folgerichtig besteht sein voll investiertes Portfolio aktuell lediglich aus zwei Werten (Amazon und Intuitive Surgical).

Trend-Themen? Laufen.

Der dritte erkennbare Erfolgsfaktor in diesem Jahr war die Spezialisierung auf gewisse Branchen. Unter den Top-Tradern befinden sich einige Akteure, die ihren Fokus stark auf aktuelle Trend-Themen wie Mobile Payment oder Cybersecurity ausgerichtet und damit genau richtig gelegen haben. Aber auch mit eher „defensiven“ Werten ließ sich 2018 ein guter Schnitt machen. So verfolgen gleich mehrere Trader einen „Value-Ansatz“, bei dem die fundamentale Analyse der Unternehmen im Vordergrund steht. In den Portfolios finden sich dann zumeist Aktien mit einer „günstigen“ Bewertung wider. Die herauszusuchen ist in Zeiten des Internets gar nicht mehr so schwer. Die große Kunst besteht allerdings darin, diejenigen „Perlen“ zu erkennen, die das vermeintliche Aufhol-Potenzial dann auch tatsächlich nutzen und demnach eine Neubewertung vollziehen. Den Top-Tradern bei wikifolio.com ist das in diesem Jahr gut gelungen.

Kolumne von Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG